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Wirtschaft

1. Juni 2017

„Eine Region für Kinder“

– was steckt eigentlich dahinter?

Von Jens Richwien

„Eine Herausforderung an alle Menschen der Region…!“

Bürgerliches Engagement kann mehr sein als einfach „nur Ehrensache“. Und wenn der Ball erst mal ins Rollen kommt, kann eine richtige Lawine daraus entstehen. Ein Gespräch mit Michael Schwarze, dem aktuellen Präsident des Lions Clubs Braunschweig und „Kopf“ hinter einer bemerkenswerten Aktion.

Jens Richwien: Herr Schwarze, seit ungefähr einem Jahr tauchen immer wieder Meldungen auf, die von Spendenaktionen für „Eine Region für Kinder“ berichten …
Michael Schwarze: Das ist richtig. Im letzten Sommer haben wir aus unserem Lions Club heraus den Verein „Eine Region für Kinder e. V.“ gegründet. Die erste Aktion war im Juli auf dem ATP-Turnier, den „Sparkassen Open“. Richtig angefangen haben wir dann im November mit einem großen Benefizkonzert in der Stadthalle. Und seitdem passiert fast jeden Tag etwas Neues. Wir bekommen Unterstützung von vielen Seiten.

Jens Richwien: Und was steckt jetzt genau dahinter?
Michael Schwarze: Im Grunde genommen ist es eine Herausforderung für alle Menschen in unserer Region, Bürgerinnen und Bürger, Einrichtungen, Vereine und Unternehmen. Die Bewegung der Lions Servcie Clubs feiert in diesem Jahr den hundertsten Geburtstag – und möchte aus diesem Anlass so viele Menschen wie möglich erreichen. Da haben wir uns gesagt: Innerhalb von einem Jahr wollen wir auf die verschiedenste Weise Spenden für die Kinder in unserer Region sammeln. Das Motto von Lions heißt „we serve“ – und wir wollen mal zeigen, was in unserer Region steckt, wenn sich alle für einen guten Zweck zusammentun. Und da darf sich wirklich jeder angesprochen fühlen. Natürlich mit einem fest definierten Ziel: In Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat der Stadt Braunschweig wollen wir Kindern aus Familien mit einer seelischen Erkrankung oder Abhängigkeitserkrankungen helfen.

Jens Richwien: Die Problematik ist mir noch nicht ganz klar. Worum geht es denn in Ihrem Projekt?
Michael Schwarze: Es geht um Kinder aus Familien, deren Väter oder Mütter an einer psychischen/seelischen oder einer Suchterkrankung leiden. Bei solchen Erkrankungen sind Kinder durch die familiär wenig unterstützenden Verhältnisse oftmals überfordert – und werden von professionellen Stellen häufig übersehen. Mich haben vor allem die Dimensionen betroffen gemacht! Jedes 6. Kind unter 18 Jahren lebt mit abhängigen Müttern oder Vätern. Das heißt, dass durchschnittlich in jeder Schulklasse 4 Kinder in der einen oder anderen Form betroffen sind.

Jens Richwien: Und was kann dagegen mit Spendenarbeit tun?
Michael Schwarze: Diese „vergessenen Kinder“ stärken! Damit sie nicht still leiden müssen und zu Randfiguren im Familiensystem werden, brauchen sie Unterstützungen von außen. Es ist aus der Forschung bekannt, dass Kinder dann mit solchen belastenden Lebensbedingungen umgehen können, wenn sie einfühlsame, zu­hörende Erwachsende in ihrem Umfeld finden, denen sie sich anvertrauen können. Das geht am besten mit gut ausgebildeten ehrenamtlichen Paten. Und da kommen wir ins Spiel: Zusammen mit einigen großen Institutionen in Braunschweig, die sich bereits mit verschiedenen Projekten um diese Kinder kümmern, werden wir ein gemeinsames Zentrum für die Ausbildung von ehrenamtlichen Paten in unserer Region aufbauen. Uns unterstützen neben dem Sozialreferat der Stadt der Paritätische, DroBS, der Kinderschutzbund, das Lukas Werk und Der Weg e. V. Wenn alles klappt, wird das ein Leuchtturmprojekt, von dem sich andere Regionen noch was abgucken können.

Jens Richwien: Und wie könnte man sich da als Bürger einbringen?
Michael Schwarze: Prinzipiell können jeder Verein, jede Firma und auch Schulen oder Kindergärten mitmachen! Veranstalten Sie ein Sommerfest, einen Tag der offenen Tür oder ein Schulfest und rufen Sie zu Spenden für unsere Aktion auf. Oder verkaufen Sie selbstgemalte Bilder der Kinder beim Kindergartenfest. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Stadtbäckerei Milkau verkaufte eine Backware zu unseren Gunsten, eine Gruppe befreundeter Geschäftsleute hat einen liebevoll restaurierten Käfer versteigert … alles geht. Genau das ist ja die Idee! Jeder kann mitmachen. Alle sollen Spaß am Helfen haben. Die witzigste bzw. originellste Idee wird mit einem Preis ausgezeichnet. Sie können uns mit Direktspenden unterstützen. Oder Sie besuchen eine der vielen Veranstaltungen, die sich uns verschrieben haben, wie zum Beispiel das große Sommerfest am August 2017 im Restaurant Heinrich im Stadtpark, wo auch Spendenboxen stehen werden. Oder, oder, oder … es passiert unheimlich viel.

Jens Richwien: Anfangs sagten Sie, dass Sie innerhalb eines Jahres Ihr Ziel erreichen wollen … aber was passiert dann? Spendenübergabe und Schluss?
Michael Schwarze: Prinzipiell ist richtig, dass die Aktion nach einem Jahr beendet ist. Das Ganze gipfelt in einem großen Serviceball im Winter, dem Braunschweiger Benefizball, den der Braunschweiger Lions Clubs gemeinsam mit anderen Serviceclubs der Region veranstaltet. Auch das wird eine Sache, die es in dieser Größenordnung in unserer Region noch nicht gegeben hat. Da wird dann das Geld zusammengezählt und als Gesamtspende übergeben. Aber: Mit dem Aufbau eines Ausbildungszentrums wollen wir nachhaltig in die Zukunft investieren und nicht nach der Spendenübergabe wieder zum Alltag übergehen. Wir werden als Verein „Region für Kinder e. V.“ regelmäßig weitere Unterstützung liefern. Und auch im Rahmen der Lions Clubs werden wir das Thema im Auge behalten – und weiter in die Welt hinaustragen. Und wer weiß – vielleicht entwickeln sich ja noch weitere Aktivitäten aus dem Engagement einer ganzen Region.

Jens Richwien: Da sind wir ebenfalls gespannt – mal sehen, was daraus noch alles werden kann.
Michael Schwarze: Wer neugierig ist, kann ja auf Facebook oder
www.region-fuer-kinder.de regelmäßig unsere Aktivitäten verfolgen. Da gibt’s dann auch die neuesten Veranstaltungstipps, wie z. B. das Benefizkonzert mit dem Philharmonic Volkswagen Orchestra am 17. Juni 2017 im Braunschweiger Dom. Infos hierzu: www.benefiz38.de

Jens Richwien: Herr Schwarze, vielen Dank für das Gespräch.

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