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Lifestyle

10. Januar 2025

Groß geworden, hungrig geblieben

Manometer, wie die Zeit vergeht – besonders im schnelllebigen Profisport. Gut also, die Uhr einmal anzuhalten, zurückzublicken und Sananda Fru einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 2020 zu zeigen, kurz nachdem er zu den Basketball Löwen gewechselt war.

Von Stefan Boysen

Bild von Sananda Fru

(Fotografie: Basketball Löwen)

Auf dem Foto: ein Teenager, groß und athletisch, doch mit einem Hauch von Unsicherheit in seinen Augen. Kein Wunder – er hatte gerade erst seinen 17. Geburtstag gefeiert und neben seiner Heimatstadt Berlin alles Vertraute hinter sich gelassen. Der Ortswechsel nach Braunschweig markierte für ihn den Beginn eines völlig neuen Lebensabschnitts. „Die Vorfreude auf das, was kommt, war definitiv da“, erinnert er sich. „Aber gleichzeitig war mein Kopf voller Fragezeichen.“

Die anfänglichen Zweifel sind längst gewichen. Sananda Frus sportliche Entwicklung und seine konstant guten Leistungen haben klare Ausrufezeichen gesetzt. Der 21-Jährige spielt nun bereits seine fünfte Saison in Braunschweig und ist so etwas wie das Gesicht der Basketball Löwen geworden. Neben dem Court zeichnet er sich durch seine freundliche, zuvorkommende Art und reflektierte Antworten aus. Auf dem Spielfeld jedoch verkörpert er das Löwen-Motto – jung, wild, hungrig – perfekt.


Spektakuläres Paradebeispiel gefällig? Nichts löst im Basketball mehr Begeisterung aus als ein formvollendeter Block – so wie Sananda Frus Mega-Abwehr im engen Duell gegen den Mitteldeutschen BC, als er kurz vor der Schlusssirene mit starker Athletik und präzisem Timing den eigenen Ring beschützte und so für sein Team den Sieg sicherte. Diese Highlight-reife Szene verdeutlicht die Rolle, die Löwen-Coach Jesús Ramírez seinem Big Man zugedacht hat – er soll gegnerische Aktionen voraussehen und seine Reichweite nutzen, um am Korb zu dominieren, Pässe abzufangen und Würfe zu blocken.

Kommandant unter den Körben

Doch ein funktionierendes Verteidigungssystem erfordert auch gute Kommunikation unter den Spielern und ihre schnelle Reaktion auf sich ändernde Spielsituationen. „Insbesondere in der Defensive übernehme ich Verantwortung für das Team. Ich gebe Anweisungen, wohin sich meine Mitspieler bewegen und wie sie sich positionieren sollen“, erklärt der Leistungsträger der Basketball Löwen. In der Offensive besteht seine Hauptaufgabe darin, Blöcke zu setzen und hochprozentige Würfe zu wählen. Auch mit einer Körpergröße von 2,09 Metern gibt es noch Luft nach oben.

„Bei den Rebounds habe ich Schwächen, hier erwartet mein Trainer mehr von mir.“

Ein Profisportler ist nicht nur während des Trainings oder im Wettkampf für seinen Körper verantwortlich, sondern auch darüber hinaus. Sananda Fru hat dafür seine Methoden entwickelt. Er nutzt seine Recovery-Boots und Massagepistole, um Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern – wichtige Maßnahmen für eine bestmögliche Regeneration nach hoher Belastung.

Darüber hinaus arbeitet er mit einem persönlichen Mentalcoach zusammen. Dieser unterstützt ihn dabei, Erholungsroutinen zu entwickeln, die nicht nur die körperliche und geistige Entspannung beschleunigen, sondern auch helfen, in Drucksituationen ruhig zu bleiben. „Es geht darum, offen über alles sprechen zu können, was einem auf dem Herzen liegt“, erklärt er die Bedeutung des mentalen Coachings.

Ein Löwe, der stetig wächst

Von den SG Junior Löwen über die Regionalligamannschaft des Kooperationspartners SG Braunschweig bis hin zum festen Bestandteil des Bundesliga-Teams und zweimaliger Teilnahme an der U20-Europameisterschaft – Sananda Fru, der mit 17 Jahren sein Debüt in der ersten Liga gab, hat von außen betrachtet einen außergewöhnlichen Weg zurückgelegt. Für ihn scheint dieser jedoch ganz natürlich zu sein. „Ich erwarte von mir, dass ich mich von Saison zu Saison verbessere und es weiter nach oben geht“, sagt er.

Doch derartige Karriereschritte sind alles andere als selbstverständlich. Sananda Fru – Spitzname: Sanny – wirkt nach außen hin locker, kann aber auch eine außerordentliche Entschlossenheit und Disziplin an den Tag legen, wenn es um die eigene Weiterentwicklung geht.

„Ich habe schnell begriffen, was nötig ist, um auf dem Platz zu stehen. Ich habe mir meine Spielzeit mit meiner Mentalität hart erarbeitet.“

Er ist dankbar, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und für die Chancen, die sich ihm dadurch eröffnet haben. „In meinem Jahrgang gab es viele deutsche Spieler, die vielleicht genauso oder sogar talentierter waren als ich. Meine Entwicklung verdanke ich auch dem Standort: Braunschweig steht dafür, junge Spieler auszubilden und zu fördern.“

Basketball über Grenzen hinweg

Die Entscheidung der Basketball Löwen, in diesem Jahr am FIBA Europe Cup teilzunehmen, veranschaulicht dies eindrucksvoll. Für junge Athleten ist es wichtig, vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Sie profitieren von verschiedenen Wettkampfsituationen und Trainingsbedingungen, die ihnen helfen, sowohl sportlich als auch persönlich zu wachsen. Die sechs zusätzlichen Spiele im europäischen Wettbewerb, darunter Auswärtsspiele in der Türkei und auf Zypern, waren für Sananda Fru eindeutig etwas Besonderes.

„Zu merken, wie das Reisen einen beeinflusst, wie man weniger Zeit für Training und Vorbereitung hat und wie der Körper darauf reagiert, auch das Kennenlernen anderer Teams und Ligen – all das war eine wertvolle Erfahrung“, betont er.

Auf der internationalen Bühne gab Coach Ramírez Sananda Fru die Möglichkeit, sein volles Potenzial zu zeigen. In Larnaka erzielte er mit 23 Punkten seinen persönlichen Karrierehöchstwert im professionellen Basketball. Doch nicht nur seine individuellen Leistungen stachen heraus, auch das Kollektiv hat sich verbessert. „Um sich als Team zu finden und in einen Rhythmus zu kommen, braucht man Spiele. Die zusätzlichen Minuten auf dem Spielfeld und die gemeinsame Zeit auf den Reisen haben uns enger zusammengeschweißt.“ Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden Spielen positiv auszahlen, besonders da es in der Bundesliga darum geht, im Rennen um die Play-in-Plätze die Ausgangsposition zu stärken.

Dass es in der Karriere nicht immer nur bergauf geht und Niederlagen unweigerlich dazugehören, ist ein zentraler Bestandteil von Sananda Frus Entwicklungsprozess. Dazu zählt nicht nur das schmerzhafte, weil zu frühe Aus im Europapokal, sondern vor allem die Knieverletzung vor einigen Monaten, die ihn für längere Zeit zum Zuschauen zwang. „Rückschläge sind wichtig, um herauszufinden, was ich besser machen kann, um sie in Zukunft zu vermeiden. Aus meiner Verletzung habe ich gelernt, nicht nur auf meine Athletik und schnellen Bewegungen zu vertrauen, sondern das Spiel noch besser zu lesen und mental stärker zu werden.“

Zurück zu diesen vielen Fragezeichen und jenem Tag, als er gerade erst in Braunschweig angekommen war. Rückblickend gesteht Sananda Fru ein, dass er damals gar nicht so recht wusste, wo er im Leben stand und wohin er wollte. Heute sieht das anders aus. „Mein Ziel ist es, auf internationalem Top-Level zu spielen, also Euroleague oder NBA.“ Die richtige Strategie dafür hat er bereits gefunden. „Es geht nur Schritt für Schritt. Ich muss am Ball bleiben und weiterhin hart an mir arbeiten.“

 

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