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Lifestyle

18. Januar 2022

Contentflut!

Wie soll man da noch mithalten?

Von Florian Stark

(Fotografie: Adbobe Stock / DisobeyArt)

Wenn man sich ein wenig mit der gegenwärtigen Social-­Media-Situation beschäftigt, überkommt einen schnell das Gefühl, dass dies Fluch und Segen zugleich ist.

Wir schreiben das Jahr 2020 und sind voll im digitalen Zeitalter angekommen – NOT! Die Digitalisierung ist kein fixer Punkt, den man erreicht, sondern ein fließender Zustand, in dem sich jeder
die Frage stellen muss, wie er daraus Vorteile ziehen kann.

Mir gefällt immer dieses Bild eines reißenden Stroms. Da kann man nicht eben mal an der Fahrertür klopfen. „Entschuldigung, können wir etwas langsamer fahren?“. „Nein, bist Du drin, bist Du drin. Aber was bedeutet das eigentlich?“

Aus Sicht des Konsumenten kommen immer neue Devices, die noch mehr digitale Möglichkeiten eröffnen. Ich kann online einkaufen, ich kann kommunizieren, gestalten, spielen, kommentieren, liken, haten und natürlich (zumindest gefühlt)
die Welt retten.

Aus Sicht des Unternehmers gibt es da zwei Sichtweisen. Zum einen bietet es immense Vorteile: Ich kann ungeahnte Reichweite entwickeln, viel direkter mit dem Kunden kommunizieren, schnell auf seine Bedürfnisse eingehen und so weiter. Hm … und die andere Seite?

Ich bin nicht mehr der Einzige, sondern einer von vielen, die die gleiche Arbeit machen. Ich muss mich im Netz zeigen, denn alles außerhalb – wir erinnern uns
an den Fluss – ist für den Kunden quasi unsichtbar. So weit so gut, aber das ich einmal meine Webseite aufbaue, reicht irgendwie nicht aus, denn alle haben ständig neue, bessere Seiten und dann sind sie SEO-optimiert und überhaupt gibts da ja noch Google.

Und wer nicht auf Google zu finden ist existiert quasi gar nicht. Da gibts dann Tags, Ladezeiten und verschiedenste Dinge, die ich berücksichtigen muss. Dann gibts da auch noch Facebook und wer nicht auf Facebook existiert, existiert quasi gar nicht.

Also brauchen wir ’ne FacebookPage. Dann ist es auch noch wichtig, dass ich regelmäßig zeige, was ich mache. Also hier mal ’n Foto, da mal ’n Like. Und Instagram gibt’s ja auch noch. Und Ihr wisst ja: Wer nicht auf Instagram ist, der existiert quasi gar nicht. Also brauche ich ’ne Instagram-Seite.

All diese Kanäle wollen mit Content gefüllt werden, denn hier ist überall Content – kontinuierlich. Also Fotos machen, Texte schreiben und Handyvideos aufnehmen, Likes generieren und KPIs zählen. Schnell noch Werbung schalten. Mindestens 7x am Tag ’ne Story und 1–3 mal 'n Post ist so die Mindestanforderung, um die Engagementrate zu steigern. Hand aufs Herz, wer macht so viel Content?

Höchstens diese Influencer, die machen schließlich den ganzen Tag nichts anderes. Ach ja, Facebook nicht vergessen. Und Google war da ja auch noch. Aber wer soll das bei mir im Unternehmen machen?

Also muss ich jemanden einstellen, der Socia Media kann. Und Fotos sollte er auch machen können. Ach ja, und Video auch. Naja zumindest alles so ein bisschen.

Nur bin ich dann zwar im Strom, aber in der Contentflut gehe ich unter, wenn mein Content nicht hochwertig ist. Der Strom ist gnadenlos. und wer denkt, wir arbeiten hier auf ein Ziel hin, der ist schief gewickelt – es geht immer weiter, immer mehr.

Und die Wahrheit ist, wenn Du Unternehmer bist und lieber am Rand lang läufts, dann läufst Du eben nur am Rand lang.

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