Lifestyle
Natürlich bin ich politisch engagiert
Ich gendere auf Instagram!
Von Pia Kappe
Liebe Leute, bald stehen die Wahlen für uns an. Auch ein Großteil der Gen Z darf bei den Kommunalwahlen wählen gehen. So richtig leicht fällt einem die Entscheidung, welche Partei man wählen soll ja nie, aber für uns ist das alles irgendwie noch schwieriger. Das Thema Politik ist ein wunder Punkt der Generation Z. Warum? Wir fühlen uns nicht gehört! Wir fühlen uns nicht richtig vertreten und repräsentiert! Wie die Generation Z tickt und was sie sich wünscht, wird größtenteils von Menschen im Alter von 40 und aufwärts diagnostiziert. Dazu noch das ständige: „Ihr und politisch? Du weißt aber schon, dass zu politischem Engagement mehr als gendern auf Instagram gehört? Also zu meiner Zeit ist man demonstrieren gegangen.“ Und dann steht man da freitags bei Regen mit durchweichten Pappschildern und es heißt: „Geht lieber zur Schule als zu Demonstrationen“. Was man macht, macht man falsch. So empfinde ich das zumindest.
Jemand hat mal gesagt, der größte Luxus, den man sich leisten kann, ist eine Meinung zu haben. Schön und gut – wir haben eine Meinung, nur so wie sich das zurzeit anfühlt, will die keiner hören. Man kann ja auch nicht auf eine stimmige Repräsentation unserer Generation hoffen, wenn grad mal 2% der Bundestagsabgeordneten unter 30 Jahre alt sind. Auf der Internetseite des Bundestages kann man in einer Altersgliederung feststellen: deutlich mehr als die Hälfte der Mitglieder des deutschen Bundestages sind 50 Jahre und älter. Verständlicherweise fühlen sich viele von uns so einfach nicht angemessen vertreten.
„Jo Leute, mit diesem Tiktok beende ich offiziell Sexismus, Rassismus und jegliche Form von Gewalt.“ Ganz so läuft´s nicht. Stattdessen lassen wir hunderttausende junge Menschen gleichzeitig auf den Straßen gegen den Klimawandel demonstrieren. Laut eines Tagesschauberichts im März 2019 waren es 120 Länder die am global climate strike teilnahmen. 120! POWER POWER POWER, ENOUGH IS ENOUGH! Wenn das nicht mal politischer Gestaltungswille ist, weiß ich auch nicht. Wir wollen! Und „WIR“ sind vielleicht mehr als ihr denkt. Zwar geht nicht jeder auf die FFF-Demos oder hält Schilder bei BlackLivesMatter Protesten hoch – einige tun das nicht, dennoch ist unsere Generation alles andere als unpolitisch. Denn politisch sein ist das neue Schwarz. Es ist angesagt eine Meinung zu haben! Außerdem: Protest muss nicht nur auf Straße oder in einer Partei stattfinden. Dabei spreche ich nicht unbedingt von Initiativen von Schülern, die im SV-Raum Unterschriftensammlungen vorbereiten. Ich meine Proteste auf Netzwerken wie zum Beispiel Instagram. In kürzester Zeit kann aus einem geteilten Video ein Movement werden und solidarisieren sich eben mal Millionen Menschen weltweit und gehen auf die Straße. Auch so kann Aktivismus funktionieren. Selbst die jüngeren Mitglieder der Generation Z sind meiner Ansicht nach deutlich informierter bezüglich politischer Themen, als vergangene Generationen in deren jungen Jahren. Durch die sozialen Netzwerke ist Politik greifbarer geworden und taucht überall auf. Viele Seiten befassen sich sogar ausschließlich mit der Vermittlung politscher Themen. Aber, ist man jetzt politisch, wenn man einen politischen Beitrag geteilt oder gar nur gesehen hat? Man trägt auf jeden Fall zur Verbreitung solcher Inhalte bei. Denn allein durch das bloße Anschauen eines Videos oder Fotos, schlägt der Algorithmus an und versorgt erstens dich mit weiteren Beiträgen dieser Art und zweitens auch andere User. BlackLivesMatter konnte man nicht verpassen – es war schier unmöglich. Natürlich verdienen Social-media-Netzwerke ihre Kritik, denn so nützlich die Algorithmen auch sein mögen, so können sie auch gleichermaßen eine Gefahr darstellen. Stichwort Fakenews und politische Beeinflussbarkeit. Durch Algorithmen wirst du schnell nur noch von einseitigen Beiträgen berieselt und bekommst so von anderen politischen Perspektiven und Meinungen nichts mehr mit. Schlecht. Trotzdem hat Social Media ja auch seine Vorteile: Eine so große, globale Vernetzung kann dafür genutzt werden, um wichtige Dinge laut zu machen.
Also, sehr geehrte(r) Ober-Bürgermeister/in in spe, liebe Kommunalparteien,
die Gen Z wünscht sich gehört zu werden. Sie wünscht sich, dass mit ihr auf Augenhöhe diskutiert wird. Sie wünscht sich, mitgestalten zu dürfen. Sie wünscht sich eine Politik auf kommunaler und nationaler Ebene, die sich mehr darum bemüht, dass sich etwas ändert, Hand in Hand mit ihr zusammen. Und sie wünscht sich Sicherheit. Das verlorene Vertrauen, nachdem wir uns in der Pandemie so im Stich gelassen gefühlt haben, muss wieder aufgebaut werden. Stimmenlos. Machtlos. Holt uns ab, lasst uns zusammen etwas Außergewöhnliches starten! Wir haben Bock drauf.
Pia Kappe
Ich bin Pia, 20 Jahre alt und Redakteurin der OurGenerationZ. Vor zwei Jahren habe ich die Schule beendet und bringe mich, bis zu meinem Studium ab Oktober 2021, in verschiedene Projekte ein, damit wichtige Dinge laut werden und um Erfahrungen im Journalismus zu sammeln.
Mehr aus dieser Rubrik
Zur Startseite