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Harzglanz

23. Februar 2021

Unterirdische Erlebnisse

Über die faszinierenden Höhlen des Harzes

Von Julius Hendrich Junicke

(Fotografie: HöhlenErlebnisZentrum Iberger Tropfsteinhöhle)

Die Iberger Tropfsteinhöhle

Tief in einem ehemaligen Korallenriff gelegen, zieht die Iberger Tropfsteinhöhle seit 1874 Besucher an. Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Entstehungsweise ist die Schauhöhle auch für die Wissenschaft eine einzigartige Attraktion. Anders als bei „normalen“ Höhlen hat hier die Verwitterung des Eisenerzes Siderit maßgeblich zur Höhlenbildung beigetragen. 

Für den historischen Eisenerzbergbau und Naturhöhlenbergbau war der Iberg übrigens schon seit etwa 100 v. Chr. von großer Bedeutung.

Die großen und kleinen Besucher unserer Zeit können zahlreiche versteinerte Meerestiere aus Urzeiten, Sinterkaskaden und Bodentropfsteine bewundern oder sich von der Sage des gutherzigen Zwergenkönigs Hübich faszinieren lassen, dessen Reich hier einst gewesen sein soll.

Die Lichtensteinhöhle

Weltberühmt ist die Lichtensteinhöhle geworden, als Höhlenforscher 1980 auf einen bis dahin unbekannten Teil der Höhle stießen und darin das rund 3000 Jahre alte Grab eines Familienclans entdeckten. Zweifellos gehört dieser Fund zu den bedeutendsten der europäischen Höhlenarchäologie. 

Tausende Knochen sind so gut erhalten, dass Forscher der Universität Göttingen die DNA analysieren und erstmals überhaupt innerhalb einer frühgeschichtlichen Menschengruppe Verwandtschaften genetisch nachweisen konnten. 70 Personen sind auf diese Weise identifiziert worden. Noch spektakulärer ist die Tatsache, dass sich sogar hochwahrscheinliche Nachfahren ermitteln ließen, die noch heute in der Region leben. Es handelt sich damit um den längsten genetisch belegten Stammbaum einer Großfamilie.

Die Lichtensteinhöhle selbst ist keine Schauhöhle. Einen originalgetreuen Nachbau des Höhlengrabs kann man jedoch im HöhlenErlebnisZentrums am Iberg bestaunen. Die Besucher können durch das Modell hindurchkriechen und den lebensnah rekonstruierten Gesichtern der bronzezeitlichen Familie in die Augen sehen.

Die Einhornhöhle

In den "Harzer Dolomiten" nordöstlich von Scharzfeld liegt eine der bedeutendsten Karsthöhlen des Harzes. Sie entstand vor etlichen hunderttausend Jahren, wobei einige Teile vermutlich sogar Millionen Jahre alt sind.

Die weitläufige, nicht vollständig erkundete Höhle wird seit der frühen Neuzeit „Einhornhöhle“ genannt, weil man seinerzeit die hier gefundenen fossilen Knochen für Einhorn-Überreste hielt und zerkleinert als medizinisches Pulver verkaufte. Selbst bedeutende Persönlichkeiten wie Otto von Guericke und Gottfried Wilhelm Leibniz forschten daran. Letzterer hat aus den Fundstücken tatsächlich das Skelett eines vermeintlichen Einhorns rekonstruiert. Im 19. Jahrhundert setzte sich dann aber doch die Erkenntnis durch, dass es sich überwiegend um Bärenknochen handelte.

Der erforschte Teil der Einhornhöhle ist etwa 600 Meter lang, von denen 270 Meter im Rahmen von Führungen besichtigt werden können. Ein Highlight ist die sogenannte "Blaue Grotte". Es handelt sich dabei um eine Öffnung in der Höhlendecke, durch die Tageslicht in die Höhle eindringt.

An den Höhlenwänden finden sich zahlreiche historische Inschriften von Höhlenbesuchern vergangener Zeiten, darunter viele aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die älteste Inschrift ist rund 600 Jahre alt. Das ist heute selbstverständlich nicht mehr gestattet.

Die Hermannshöhle

1866 entdeckte der Wegeaufseher Wilhelm Angerstein während Baumaßnahmen an der Hasselfelder Straße eine bis dahin unbekannte Höhle, die der Geheime Kammerrat Hermann Grotian vermessen und erforschen ließ. Der Name der Höhle geht also nicht auf den wahren Entdecker zurück, sondern auf den Vornamen des Kammerrats.

Bekannt geworden ist die Hermannshöhle durch zahlreiche Knochenfunde des Höhlenbären. Außer Fledermäusen leben hier auch die seltenen Grottenolme, für die eigens ein künstlicher unterirdischer See mit einer permanenten Wassertemperatur von 7° C angelegt wurde.

Die Bärenhöhle

Südwestlich von Goslar am Königsberg gelegen, ist die Bärenhöhle im 19. Jahrhundert durch Bergbauarbeiten künstlich entstanden. Der Hohlraum kam zu seinem Namen, weil hier angeblich einst ein Bär gelebt haben soll – auch wenn dies nicht sehr wahrscheinlich ist, weil es zu dieser Zeit im Harz schon keine freilebenden Bären mehr gab und der Höhleneingang für ein so großes Tier viel zu klein ist.

Tropfsteine sucht man hier vergeblich. Heute ist auch nur noch der Eingangsbereich der Höhle frei zugänglich, der nach wenigen Metern an einem Gitter endet. Mit einer Taschenlampe kann man jedoch den dahinter liegenden Bereich ausleuchten und die Bearbeitungsspuren aus der Zeit des Schieferabbaus erkennen.

„Höhlen sind etwas Faszinierendes und die bei uns im Harz ganz besonders. Viele erzählen spannende Geschichten, in die man bei einem Besuch eintauchen kann.“

Julius Hendrich Junicke

Julius Hendrich Junicke ist Gesellschafter und Geschäftsführer der Junicke Gruppe. Der überzeugte Familienunternehmer und leidenschaftliche Immobilienexperte ist selbst ein Kind des Harzes und seiner Heimat immer verbunden geblieben.

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