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Wirtschaft

31. August 2021

Mittendrin statt aussen vor: Systemisch Führen

Mit der digitalen Transformation und der damit zunehmenden Vernetzung ändern sich Geschäftsmodelle, Prozesse und Wertschöpfungsketten schneller als je zuvor.

Von Holger Kämmerer

Damit ändern sich auch die Anforderungen an Organisation und Führung: Innovationskraft ist abhängig von Wissen - und von dessen Anwendung, daher sind die Mitarbeiter der kritische Erfolgsfaktor für die Entwicklung unserer Unternehmen. Neue Mitarbeitergenerationen haben neue Bedürfnisse, sie sind gut ausgebildet, denken eigenständiger und wollen sich strategisch und kulturell in das Unternehmen einbringen. Die Arbeit muss sinnvoll sein und Spaß machen.

Der dabei hilfreiche systemische Führungsansatz ist mehr Haltung als Methode und bedeutet, als Führungskraft das Große und Ganze zu erfassen und Abschied zu nehmen von einfachen Ursache-Wirkungs-Prinzipien. Neben bewussten und rationalen Entscheidungen müssen auch unbewusste Vorgänge in die Betrachtung mit einbezogen werden.

Der systemische Ansatz fordert, als Führungskraft zuerst in eine Beobachterrolle zu gehen. Einer Beobachtung, die nicht aus den eigenen Erwartungen, Vorstellungen und Wünschen eine eigene Wirklichkeit konstruiert und diese als Realität versteht, sondern die Zusammenhänge erkennt und ohne Wertung die Wirkung aufeinander anerkennt.

Daniel F. Pinnow formuliert das so:

„Systemisch Führen heißt nicht, alles einfach frei geschehen zu lassen, was man sowieso nicht steuern kann, sondern das zu steuern, was möglich ist. Es bedeutet einem System Regeln und Grenzen vorzugeben und "indirekt, aber gezielt Veränderungen anzuregen."

Ein guter systemischer Rahmen für Unternehmen ist eine klare Ausrichtung der Organisation auf strategische und operative Ziele und auf Wachstum, den Wachstum heißt überleben. Wichtig ist außerdem die Förderung von Beziehungsentwicklung, wertschätzender Kommunikation und von kollektiven Prozessen in den Teams, und darüber die Bildung einer passenden kulturellen Wertewelt.

Die jeweilig für die Situation passende Struktur findet sich in einem funktionsbezogenen Organigramm kombiniert mit agilem Rollenkonzept statt einer personenbezogenen Struktur mit wenig Änderungsoptionen. Und für die Unterstützung und Abbildung von Prozessen hilft es kybernetische also selbststeuernde und rahmen-gebende Methoden einsetzen. So bilden sich Strukturen, die Selbstreflektion und Feedback sowie Lösungsorientierung ermöglichen und fördern.

Meine persönliche Haltung als systemisch wirkende Führungskraft kann ich in folgenden Leitsätzen beschreiben:

  • Ich begreife mich als Teil des Systems und arbeite aus einer achtsamen und wertschätzenden Haltung heraus.
  • Ich habe eine klare Sicht auf das System, erkenne Gegebenes an, auch mich und meine Wirkung in dem System.
  • Ich betrachte, bewerte und prognostiziere meine Intervention und die gewünschten Folgen von einer Metaebene oder Helikopterperspektive.
  • Ich akzeptiere, dass Führung und Einflussnahme ein Versuch ist, der Erfolg zeigt sich in der Wirksamkeit innerhalb des Systems.
  • Ich agiere als Leader, Coach und Unterstützer.

Elemente systemischer Führung finden sich auch in Konzepten für Agil Leadership und in Führung 4.0 wieder und tragen so zu hoher Mitarbeiterbindung und Unternehmenserfolgen auch in volatilen Zeiten bei.

Holger Kämmerer

Dipl.-Ing. Holger Kämmerer schloss 1995 sein Studium als Bauingenieur an der TU in Brauschweig ab. er gründete 1996 die ATD GmbH, das IT-Systemhaus, in dem er bis heute als Geschäftsführender Gesellschafter aktiv ist. 2011 begann er seine Beratungen in der UBEGA. Seine Schwerpunkte bilden Unternehmensstrategien, Entwicklung agiler Unternehmensstrukturen, Fortbildungen für Führungskräfte und Systemische Analysen.

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