Skip to main content

Wirtschaft

7. Januar 2025

Die unscheinbare Heldin der Medienkompetenz

Warum ausgerechnet Schulplattformen unsere Jugendlichen auf den Beruf vorbereiten. Ein Kommentar von Thomas Götjen.

Von Thomas Götjen

Foto: AdobeStock/ Nuttapong punna

Foto: AdobeStock/ Nuttapong punna

Eine digitale Schulplattform bedienen zu können, klingt vielleicht erst mal nach nicht viel. Aber wer genauer hinguckt, wird merken: Schulplattformen tragen eine ganze Menge zum Aufbau von Medienkompetenzen bei. Und zwar genau die Art von Medienkompetenzen, die junge Menschen für den Start in den Arbeitsalltag brauchen.

Ausbilderinnen und Ausbilder werden es kennen: Jugendliche kommen mit einem völlig individuellen Set an Kompetenzen und Fähigkeiten rund um digitale Werkzeuge aus der Schule. Die einen können sogar den alteingesessenen Profis noch ein paar neue Kniffe beibringen, die anderen müssen erst mal den An-Knopf des PCs suchen. Die Ungewissheit, wie viel Zeit neben der fachlichen Ausbildung junger Arbeitskräfte noch in grundlegende IT-Kenntnisse investiert werden muss, bremst aus.

Diese Schere unterstreichen jetzt auch die Ergebnisse der ICILS 2023 (International Computer and Information Literacy Study), quasi eine Computer-PISA-Studie: 40% der Jugendlichen haben nur ein rudimentäres oder basales Verständnis über die Nutzung digitaler Medien.

Im Klartext: Sie können googeln, aber nicht unterscheiden, was in den Ergebnissen Werbung ist und was nicht. Oder wie die Presse gerne sagt: »Achtklässlerinnen und Achtklässler können nicht mehr als wischen und klicken.«

Die Ergebnisse der ICILS sollten kein Grund zur Panik sein – und die Schlagzeilen der Boulevardpresse erst recht nicht. Trotzdem müssen wir uns die Frage stellen: Wie schaffen wir es, dass alle Jugendlichen medienkompetent in Ausbildung, Studium oder Beruf starten?

Die Schulplattform als Grundpfeiler der Medienkompetenzen

Dass das Thema der Medienkompetenzen inzwischen in den Lehrplänen verankert ist, ist ein wichtiger erster Schritt. Denn Schule bietet einen Raum, in dem Kinder und Jugendliche sich Medienwissen aneignen und sich ausprobieren können. Sie lernen, wie eine E-Mail aufgebaut ist, wie man sich im Klassenchat verhält und wie sie gemeinsam an Unterrichtsinhalten arbeiten.

Dabei denkt man vielleicht in erster Linie an den Fachunterricht, Medienprojekttage oder ein Erklärvideo zur Kurvendiskussion. Die digitale Schulplattform ist dabei aber nicht zu vernachlässigen.

Kurz gesagt: Ohne Werkzeuge keine Kompetenzen. Denn Lehrkräfte können ihren Schülerinnen und Schülern noch so oft erklären, wie man Dateien sinnvoll abspeichert. Wenn sie das Wissen aber nie anwenden und damit keine eigenen Erfahrungen machen, bleibt der Lerneffekt aus.

Und genau an dieser Stelle wird die Schulplattform relevant: Sie vereint Werkzeuge rund um Kommunikation, Organisation und Kollaboration in einer geschützten, aber trotzdem realen Umgebung. Das bedeutet: Sie entdecken Tools wie ihr E-Mail-Postfach, einen Messenger oder Etherpads und lernen, selbstgesteuert und produktiv damit zu umzugehen.

Um es am Beispiel der Dateiablage zu verdeutlichen: Deniz’ Lehrerin bringt ihm bei, wie er Dateien in seiner Schulplattform abspeichert. Entweder lokal oder in der Cloud. Später muss er seine Hausaufgabe an die Lehrerin schicken. Die Datei ist aber zu groß für eine E-Mail. Weil Deniz natürlich weiß, wie die Dateiablage funktioniert, lädt er seine Hausaufgabe kurzerhand in seine Cloud und schickt der Lehrerin den Link zur Datei. Problem erkannt, Problem gebannt.

Dieser Transfer ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach. Vor allem nicht für Achtklässlerinnen und Achtklässler. Aber ist es utopisch, allen Jugendlichen diese Kompetenzen mitgeben zu wollen und nicht nur jedem oder jeder zweiten? Wir sind einfach mal mutig und sagen: Nö, ist es nicht. Darf es auch nicht sein. Das Ziel ist es doch, genau das zur Realität zu machen – wieso also den Kopf in den Sand stecken?

Von der Schulplattform ins Berufsleben

Wer in der Schule nie gelernt hat, digitale Werkzeuge lösungsorientiert einzusetzen, wird im Berufsleben schnell an die eigenen Grenzen kommen. Denn Themen wie Datenhandling, Teamkommunikation, Projektorganisation und die Auswahl geeigneter Medienkanäle begegnen jungen Menschen im Berufsalltag genauso wie in der Schule. Auf einem anderen Spielfeld, aber mit höheren Erwartungen.

Statt an die Lehrerin geht die E-Mail an die Geschäftsführerin. Statt den Hausaufgaben landen Dateien mit den aktuellen Verkaufszahlen auf dem Laufwerk. In der gemeinsamen Präsentation geht es nicht mehr um Nationalparks in den USA, sondern um Vertriebsgebiete. Und das extralange Passwort schützt auf einmal nicht mehr nur sensible Personendaten, sondern auch noch Betriebsgeheimnisse.

Genau deshalb ist es so wichtig, dass Schülerinnen und Schüler so früh und so nachhaltig wie möglich mündige und kritische Mediennutzende werden. Denn wer sich zentrale Kompetenzen schon in der Schulzeit aneignet, bringt schon mal gute Voraussetzungen mit, um im Beruf nicht an Teams, SAP, Excel und Co. zu verzweifeln.

Ein zentraler Ansatz: die Potenziale, die eine Schulplattform mit sich bringt, zu erkennen und gezielter zu entfalten. Denn solch eine Plattform haben inzwischen so gut wie alle Schulen. Neben all den Vorteilen für den Schulalltag macht sie Schülerinnen und Schüler auch noch fit für die Zukunft. Und wenn Schulen etwas lieben, dann ist es, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Vor allem, wenn davon auch noch der zukünftige Arbeitgeber profitiert.

 

 

Mehr aus dieser Rubrik





Zur Startseite