Lifestyle
How to make Selbstliebe out of Liebeskrisen
How to make Selbstliebe out of Liebeskrisen“ Jedes How to fängt im besten Fall mit einem verlockenden Thema an.
Von Marie Peters und Sabine Möller
Der Artikel führt meist durch ein Topic, mit dem sich viele identifizieren können und am Ende gibt es obendrein noch ein paar Tipps, die dem Leser helfen, beschriebene Fehler zu vermeiden. Vielleicht wird dieser Artikel für dich genau das sein, ein kleiner Alltagshelfer, etwas Mehrwert oder eine Art Kompass für vergleichbare Situationen, aber vielleicht ist es für dich auch nur die nächste Story von 2 Frauen, die du in Windeseile wieder vergisst. Was du mitnimmst und wie tief dich unsere Reise berühren wird, entscheidest am Ende nur Du. Also welche Learnings uns zurück aus dem meterhohem Bullshit geholt haben? Lies selbst!
Der Start dieses Unterfangens machte - wie bei jeder guten Story natürlich auch - eine bzw. in unserem Fall ja zwei alles in den Schatten stellende, nie dagewesene, einzigartige, alles umfassende Liebe. Hin und weg, im siebten Himmel und voller Überzeugung: DAS war es jetzt! Das ist der Mann, den ich für den Rest meines Lebens jeden Tag durch alle Widrigkeiten und durch alle auf uns zukommenden Herausforderungen wählen werde. Doch wie heißt es so schön?! „Leben ist das, was passiert, während man eifrig dabei ist, Pläne zu machen."
Und so schmiedeten wir Pläne für die Zukunft, Träume von gemeinsamem Leben, Hoffnungen und Wünsche. Alles lief ganz wunderbar, bis zu dem Moment, als der Druck stieg und die Realität uns einholte. Welche Frau kennt es nicht, die im Namen der Liebe bereit ist, in den Kampf zu ziehen und bis an die Zähne bewaffnet alles zu geben, um das festzuhalten, was so fragil und irgendwie besonders war? Beide unsere Männer waren wenig beziehungserfahren, und so lastete ein Großteil der Beziehungskultur auf unseren Schultern. Anstelle einer Bereicherung bekamen wir oft eher mehr Arbeit und Aufwand zu unseren ohnehin schon vollgepackten Plänen. Irgendwie gaben wir uns jedoch damit ab, immer mit dem Bild der Vergangenheit im Hinterkopf, was uns Hoffnung für die Zukunft schenkte. Wir beide verloren uns im Tagträumen, im „für den Partner da sein". Wir vernachlässigten unsere Freunde, änderten unsere Gewohnheiten und Hobbys, sprachen kaum noch unsere Wahrheit, aus Angst vor Streit, vor Drama und davor, falsch oder zu viel zu sein. Und plötzlich war alles, was so besonders war, bloß noch Alltag, irgendwie ganz selbstverständlich. Und während wir beide versuchten, unseren Partner ein sicheres und stabiles Zuhause zu bauen, vergaßen wir Stück für Stück, wer zum Geier wir eigentlich waren. So gar nicht „Sex and the City“, so gar nicht das, was sich doch unser Verstand ganz zu Beginn vorgenommen hatte. Denn dieses Mal wollten wir es doch anders machen! Uns selbst leben und definitiv nicht nochmal Verantwortung für einen erwachsenen Mann übernehmen.
Grenzen setzen konnten wir bei unseren Kindern, aber wie setzt du jemandem Grenzen, der sich zurückzieht und dessen Verlust droht, sobald du eine feste Meinung hast? Das bedarf viel Mut, den wir beide in der Beziehung nicht hatten. Es bedarf aber auch eines sicheren Commitments beider Parteien innerhalb einer Beziehung, welches ganz offengestanden oft nur einseitig bindend war. Nämlich für uns Frauen. Und „Binden“ meinen wir in dem Sinne wortwörtlich, denn tatsächlich führte all das dazu, dass wir immer weiter angebunden wurden. Eifersucht machte sich breit, und in einer so offenen Kultur hatten wir beide plötzlich starke Probleme, uns natürlich und authentisch im sozialen Alltag zu geben. Denn falls es nicht den Vorstellungen unserer Männer entsprach, drohte Liebesentzug, emotionale Gewalt und Kontaktabbruch. An dem Punkt kickte bei uns beiden dann vollends unsere latente Harmoniesucht und Verlustangst rein. Natürlich nahmen wir uns auch da zurück und prüften die Aussagen der Männer auf Herz und Nieren. Waren wir wirklich nur süchtig nach Aufmerksamkeit, oder ist diese Leichtigkeit und Freude nicht doch Teil unseres Selbst? Waren wir doch vor den Beziehungen so sehr der Überzeugung, dass wir selbst durch unser authentisches Sein dem Leben selbst eine Liebeserklärung darboten.
Und so kam es, wie es kommen musste. Wir, also sowohl Bine als auch Marie, wurden unglücklicher, unser Körper machte sich bemerkbar und zeigte uns immer deutlicher: DAS BIST NICHT DU. Alles wurde zäher und härter. Wir waren beide so weit weg von uns selbst, dass jegliches für die Zukunft erhoffte Glück immer weiter aus der Sicht geriet. Es gab keine Lösungen mehr für die kleinsten Probleme, sodass sich unsere Männer von heute auf morgen, für uns völlig überraschend und nicht nachvollziehbar, trennten. Für uns beide war es ein Schock. Vielleicht kennst du es, es reißt dir den Boden weg unter den Füßen, es ist dasselbe Gefühl, wie nach einem schweren Unfall. Alles verläuft in Zeitlupe, an Schlaf ist nicht zu denken, selbst unsere Lieblingsspeisen ließen wir stehen. Wie sollte es nun weitergehen? Ist die Beziehung nicht alles, was uns bleibt für die Zukunft?
NEIN! Denn diese Achterbahnfahrt endete vielleicht nicht mit dem gewünschten Hollywoodreifen Happy End, das wir uns so sehnlich erhofften. Es endet größer, es endet mit uns. Mit einer Liebeserklärung an uns selbst, an das Leben, an unsere Freundschaft, aber eben auch als Mahnmal für uns selbst. Das, was nach dem Ende folgte, war fulminant und ebenso groß, wie diese Liebe es hätte werden können.
Unser größtes Learning rückblickend war, dass wir uns als Freundinnen und als Frauen stets daran erinnern können, wer wir sind. Wir können von Glück reden, dass Telefonieren mittlerweile so kostengünstig ist, denn die Gespräche, die uns aufbauten bis tief in die Nacht, hätten uns vor 30 Jahren noch ein halbes Vermögen gekostet. Wir reflektieren, weinten, rauchten, tranken und hielten einander einfach nur den sicheren Raum, den Weg der Trennung in genau dem Tempo zu gehen, wie es sich für uns stimmig anfühlte. Wir spiegelten uns nicht nur , wer wir sind, sondern vor allem auch: wer wir nicht sind. Wir fragten uns in dieser Zeit immer wieder, was ist denn überhaupt Abgrenzung für uns, wozu dient sie, sind Grenzen wirklich ein Risiko? Wo haben wir aus Angst vor den Konsequenzen versäumt, unsere Frau zu stehen, und wie zum Geier geht eigentlich echte Selbstliebe? Letztere Frage haben wir noch nicht vollends geklärt, aber wir wissen immerhin schon, dass wir im Jetzt die Liebe zum Leben erfahren dürfen und erst dann aus diesem Zustand heraus wirklich und wahrhaftig in der Lage sind, auch einen anderen Menschen in Liebe anzunehmen, oder im Zweifel auch zu gehen. Denn eigentlich ist die Frage nach den Grenzen auch sehr leicht zu beantworten, denn würdest du dich selbst aus einem Flugzeug schmeißen ohne Fallschirm?
Der Verlust dieser Beziehung schmerzt uns beide noch immer. Nach wie vor überkommt uns die Trauer und die Sehnsucht nach genau dieser Art von Verbindung, dieser tiefen Berührung, doch wir nehmen so viel mehr mit aus dieser Berg- und Talfahrt. Wir nehmen uns mit. Im Jetzt und nicht für irgendeine Zukunft.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 30 / Frühling 2024.
Mehr aus dieser Rubrik
Zur Startseite