Lifestyle
BETTER THAN REAL LIFE - GENERATION Z
Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen!
Von Christine Grän
Wer soll das gesagt haben? Sie kommen nicht drauf: Es war Aristoteles (384-322 v.C.)
Keine Ahnung, ob die Jugendlichen seiner Zeit auch nach dem Alphabet eingeteilt wurden.
Heute heißen die Geburtsjahrgänge zwischen 1997 und 2012 Generation Z. Davor waren es Y, X, Babyboomers … und alles, was nach Z kommt, wird Generation Alpha usw. heißen.
Doch bleiben wir beim Buchstaben Z: Laut Studien zu dieser Generation von Deutschen sind den meisten Gesundheit, Freiheit, Freundschaft, Gerechtigkeit und Familie am Wichtigsten. Gleich nach iPhone, Laptop, Instagram, Twitter, Snapchat, WhatsApp, Facebook, Google, Netflix, Amazon Prime, Tinder & Co …
Kleiner Scherz. Doch es ist so: Die Alten gehen ins Internet, die Jungen leben darin. In den Monaten, die hinter uns liegen, war das sicher ein großer Trost. Für alle. Wir sind nicht allein, auf uns selbst zurückgeworfen, abgeschnitten von Kunst und Kultur, Gesellschaft und öffentlichem Leben … eigentlich von fast allem, das uns als soziale Wesen ausmacht. Wir können zumindest via Internet mit der Welt kommunizieren, uns in Sozialen Medien inszenieren und Real Life dabei schon mal ausblenden.
Das analoge Leben war Ende 2020 und Anfang 2021 ein veritabler Alptraum. Für alle Generationen, aber besonders für die Jungen, die in Schule, Studium, Jobs und Karriereplanung weitgehend ausgebremst wurden. Nach einem Jahr der Pandemie lässt sich sagen, dass die meisten von ihnen sich an die Regeln hielten, auch wenn’s schwerfiel. Aber auch dies: Unsere Politiker waren nicht so gute Krisenmanager/innen, wie sie sich präsentieren. Zu spät, zu langsam, zu zögerlich haben sie auf die Pandemie öfter reagiert als agiert, daran ändern die markigen Sprüche des bayerischen Ministerpräsidenten so wenig wie die salbungsvollen Worte der Kanzlerin.
Bis zum dritten Quartal des Jahres sollten in Deutschland alle Willigen geimpft und der böse Spuk vorüber sein?
Ja, gehts denn nicht etwas schneller, Ihr da oben? Unter den Querdenkern waren (soweit ich das aus TV-Reportagen erkennen konnte) nicht viele junge Leute, eher Mittelalterliche (in mehr als einem Sinn des Wortes). Querdenken ist ja prinzipiell was Gutes, nur haben sich die seltsamsten Leute dieses Wortes bemächtigt. Ich denke auch öfter anders. Weil man ja nicht alles glauben muss, was analog und digital verbreitet wird. Vor allem nicht die absurden Weltverschwörungstheorien, den Quatsch über die Lügenpresse und als Gipfel der Idiotie einen gewissen Herrn Trump, der Kinder aus Washingtons unterirdischen Gängen vor Pädophilen retten muss. Oder Bill Gates, der uns alle mit seinem Impfstoff in Zombies verwandelt.
Im übrigen habe ich vor, mich impfen zu lassen, wenn ich dran bin.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 18 / März 2021.
Christine Grän
wurde in Graz geboren und lebte in Berlin, Bonn, Botswana und Hongkong, bevor sie nach München zog. Die gelernte Journalistin wurde durch ihre Anna-Marx-Krimis bekannt, die auch verfilmt wurden. Sie veröffentlichte unter anderem die Romane „Die Hochstaplerin“, „Hurenkind“ und „Heldensterben“. Zuletzt erschienen „Amerikaner schießen nicht auf Golfer“, „Sternstraße 24“ und „Glück am Wörthersee“ im ars vivendi Verlag.
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