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Kultur

1. Mai 2023

Voller Fokus auf die Wünsche des Publikums

In diesem Jahr wird die Komödie am Altstadtmarkt 20 Jahre jung

(Fotografie: Komödie am Altstadtmarkt)

– eine Zahl, die für sich spricht und belegt, dass Florian Battermann beim völlig subventionsfreien Betrieb seines Hauses sehr viel richtig macht. 

Obwohl der rührige Theaterchef gebürtig aus der Landeshauptstadt kommt, ist die Wertschöpfung seiner Bühne zu 100 Prozent „Made in 38“. Das Erfolgsgeheimnis: „Mit jeder Produktion, mit jeder Inszenierung schauen wir, was das Publikum am Standort wirklich sehen möchte. Sonst interessiert uns wirklich nichts. Unser Erfolg liegt darin begründet, dass wir ein Volkstheater im besten Sinne sind.“

Geht es nach Battermann, sollen sich die Besucherinnen und Besucher des Theaters in der Gördelinger Straße auch in den nächsten 20 Jahren köstlich amüsieren. Der Mietvertrag mit dem Möbelhaus Sander als Eigentümer wurde kürzlich dahingehend verlängert. Ein Vertrauensbeweis in beide Richtungen, findet der studierte Germanist und Historiker: „Wenn es dabei bleibt, bin ich bei Vertragsende 70. Das ist zwar noch weit hin, aber wenn man so will, habe ich jetzt Halbzeit. Das ist schon ein komisches Gefühl, andererseits: Diese Gewissheit zu haben, dass es hier so lange weitergehen kann, ist natürlich auch was Schönes.“

Spielzeitstart im August

Bis zum Start in die neue Spielzeit Anfang August wird der Zuschauerraum nun ordentlich renoviert. „Grundlegend wird natürlich nichts verändert. Es ist einfach ein Facelift, der das Haus nochmal ein bisschen schöner macht. Wir bekommen zum Beispiel neue Stühle.“

Auf der Bühne stehen die Zeichen dagegen in 2023/2024 unverändert auf Unterhaltung. Wie in jedem Jahr präsentiert Battermann auch in der kommenden Saison wieder zahlreiche fernsehbekannte Gesichter. Die Stars wie Eva Habermann, Nicole Belster-Boettcher, Jörg Knör oder Dustin Semmelrogge sind für das Publikum seit jeher das „Salz in der Suppe“. Unterm Strich geben sie aller Kosten zum Trotz Sicherheit in der wirtschaftlichen Gesamtrechnung. Überhaupt gingen Kunst und Kommerz besser zusammen als oft behauptet. Sich auf sein Publikum und seinen Markt zu fokussieren und zu versuchen, darin so gut wie möglich zu sein, darauf komme es ihm an, so der Theaterleiter: „Träumen ist zwar schön, im Wirtschaftsleben aber nicht besonders hilfreich.«

Sommerbühne jetzt in Gifhorn

Dank kreativer Produkteinfälle (Buch, DVD und Wein) und der Idee, Produktionen ins Freie zu verlagern hat die Komödie am Altstadtmarkt auch die Coronazeit verhältnismäßig gut überstanden. Die fast immer ausverkaufte Pavillon-Bühne des Heinrich im Stadtpark war allerdings von Beginn an nicht als Dauerlösung geplant. „Wir finden die Spielzeitenüberbrückung im Sommer aber nach wie vor recht charmant. Und so haben wir uns auf die Suche nach einer anderen Möglichkeit gemacht“, erzählt Battermann. Dass das Mühlenmuseum in Gifhorn nun vor seiner Wiedereröffnung steht und kulturell allgemein mehr machen möchte, sei glückliche Fügung. „Jetzt werden wir dort spielen. Vorerst ganz bescheiden, mit etwa 200 Plätzen und 13 Vorstellungen. Auf lange Sicht soll das Engagement dort aber kein Provisorium sein. Natürlich müssen wir beobachten, wie die Gifhorner das Thema annehmen und gehen deshalb erstmal auf Nummer sicher. Hoffen tun wir natürlich, dass neue Zuschauer hinzukommen, beispielsweise aus dem Raum Wolfsburg, die uns bislang noch nicht so stark besucht haben.“

„Camping Forever“ heißt das Sommerstück in diesem Jahr. Der Wohnwagen auf der Bühne ist auch eine Reminiszenz an die Region als beliebte Urlaubdestination für Mobilreisende. Diese Zielgruppe versuche man jetzt ebenfalls ein bisschen einzufangen. Dass Tanja Schumann als beliebter TV-Star open air gleich in acht internationalen Rollen zu erleben ist, dürfte dem Unterfangen, den sommerlichen Theaterboulevard dauerhaft in der Region 38 zu etablieren, durchaus dienlich sein.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 27 / Sommer 2023.

André Pause

ist seit dem 01.03.2023 Head of Content der mediaworld GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Stadtglanz. Nach seinem Studium an der FH Hannover schrieb und fotografierte der Diplom-Journalist freiberuflich für regionale Medien sowie die Deutsche Presseagentur (dpa) und Fachzeitschriften aus dem Bereich Kultur. Zuletzt verantwortete er als Chefredakteur der Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig sechs Jahre lang deren Mitgliederpublikation „IHK Wirtschaft“.

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