Wirtschaft
Hände weg vom Steuer
Die Überschrift liest sich wie ein Widerspruch an sich? Weit gefehlt...
Von Falk-Martin Drescher
Die Überschrift liest sich wie ein Widerspruch an sich? Weit gefehlt: Als weltweit erstes Automobilunternehmen bringt Mercedes-Benz hochautomatisiertes Fahren auf die Straße. Und das nicht in der fernen Zukunft – sondern im Hier und Jetzt.
All die Lehren, die die Entwicklung der Automobilbranche über die Jahre mit sich gebracht hat: innerhalb von wenigen Jahren werden sie neu geschrieben. „Stell Dir die Situation vor, dass Du mit dem Handy in der Hand von der Polizei angehalten wirst – und an dem Umstand ist alles okay“, schildert Stefan Becker, Niederlassungsleiter beim Braunschweiger Mercedes-Benz Autohaus ROSIER. Mit der vom Kraftfahrt-Bundesamt im vergangenen Jahr erteilten Systemgenehmigung schreibt der deutsche Autobauer Geschichte. Mal wieder.
Voraussetzung dafür war die Öffnung des Straßenverkehrsgesetzes für Level-3-Systeme im Jahr 2017. Was das nun in der Praxis bedeutet? In diesem Jahr können die ersten Kunden eine S-Klasse mit „Drive Pilot“ kaufen und so bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen bis 60 km/h hochautomatisiert fahren. Soll heißen, in dieser Zeit kann der Fahrer oder die Fahrerin online shoppen, Mails lesen oder anderen Nebentätigkeiten nachgehen. Nur im Notfall oder bei bestimmten Fahrmanövern muss er noch eingreifen.
Viel mehr als nur Early Adopter-Technologie
„Dazu muss man sagen, dass die Technologie im Grunde viel mehr könnte, als sie aktuell darf. Aufgrund der Auflagen des Gesetzgebers gibt es einen sehr eingegrenzten Spielraum“, so Becker. Nichtsdestotrotz: „Das System ist nicht nur etwas für Early Adopter, sondern auch für jene, die viel auf hochfrequentierten Strecken unterwegs ist.“ Denn klar ist auch: Autofahren im Stau genießt in der Kategorie Beliebtheit ganz gewiss eine nachrangige Platzierung. Bis zu den aktuell gesetzlich erlaubten 60 km/h regelt das System Geschwindigkeit sowie Abstand und führt das Fahrzeug souverän innerhalb der Spur. Streckenverlauf, auftretende Streckenereignisse und Verkehrszeichen werden ausgewertet und berücksichtigt. Das System reagiert dabei auch auf unerwartet auftretende Verkehrssituationen und bewältigt diese eigenständig – beispielsweise durch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder durch Bremsmanöver.
Der Drive-Pilot baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die Mercedes-Benz unerlässlich für sicheres hochautomatisiertes Fahren hält. Dazu etwa eine Kamera in der Heckscheibe und Mikrofone, insbesondere zum Erkennen von Blaulicht und anderen Sondersignalen von Einsatzfahrzeugen, ein Nässesensor im Radkasten sowie das sogenannte „LiDAR“. Von jenem Begriff wird in Zukunft noch häufig zu lesen sein, denn es beschreibt sicherlich ein Schlüsselwort in der Welt der autonomen Fahrzeuge. LiDAR steht derweil für „Light Detection and Ranging“ und ist eine Methode der Umfelderfassung. Dabei wird Licht in Form eines gepulsten Lasers eingesetzt, um Objekte zu erkennen und zu kategorisieren. Und das millionenfach pro Sekunde.
„Mercedes-Benz ist seit jeher eine hochinnovative Marke“
Der dreirädrige Benz Patent-Motorwagen gilt als erstes Automobil – und auch in dieser neuen Welt ist der deutsche Hersteller an vorderster Stelle. Der ROSIER-Niederlassungsleiter erläutert: „Mercedes-Benz ist seit jeher eine hochinnovative Marke. Auch für die kommenden Monate und Jahre sind spannende Technologien in Planung. Im nächsten Schritt gilt es indes, aus dem hochautomatisierten Level-3-Fahren noch deutlich mehr herauszuholen.“ Becker vermutet, „dass das alles noch deutlich schneller geht, als wir heute denken“.
Das komplexe System ist derzeit in der S-Klasse sowie beim EQS verfügbar. „Und es gibt einige Kunden, bei denen es schon sehr aufmerksam nachgefragt wurde. Das Interesse an den neuen Technologien bei Mercedes-Benz ist groß, das merken wir deutlich.“
Falk-Martin Drescher
studierte Stadt- und Regionalmanagement und ist gelernter Quartiersmanager, engagiert sich selbst ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Kultviertels. Im Medienbereich selbstständig, neben seiner journalistischen Tätigkeit als Konzepter, Moderator und im Bereich Influencer Relations aktiv. Mit dem The Dude-Newsletters (www.meett hedude.de) informiert er zudem jeden Montagmorgen über ausgewählte Events und Neuigkeiten aus der Region.
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