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Wirtschaft

28. April 2021

Lassen Sie sich Irritieren

Lernen zwischen den Generationen

Von Holger Kämmerer

Die Begegnung unter den Generationen kann ganz schön anstrengend sein, vor allem, wenn dies unvorbereitet im Businesskontext geschieht. Verschiedene Sichtweisen, Erfahrungen und Wertesysteme prallen aufeinander, die Verständigung ist ungewohnt, zuweilen schwierig oder irritierend. Aber Moment mal, das ist doch prima, da war doch was mit Irritation und Lernen.

Eine Irritation ist im Lernprozess ein zentrales Motiv: Sie sorgt für einen reflexartigen Lernprozess, man bemerkt etwas Neues und Ungewohntes und setzt sich damit auseinander.

Dabei ist im Business das Gewohnte doch so ein sicheres und effizientes Terrain. Arbeitsroutinen ermöglichen ein schnelleres Abarbeiten bekannter Prozesse, die eigene Spezialisierung zahlt darauf ein. Evolutionär bedingt ist etwas Neues erstens bedrohlich, zweitens kostet die Auseinandersetzung damit, das Lernen, zusätzliche Energie. Routinen sind für unser Gehirn so betrachtet perfekte Energiesparprogramme.

Steht so gesehen das Bild einer modernen, durch verschiedene Generationen lernenden Organisation im Gegensatz zu betrieblicher Sicherheit und Effizienz? Häufig erleben wir, dass Führungskräfte Weiterentwicklung und Lernen im Team fordern, selbst aber wenig bereit sind, sich der Anstrengung einer permanenten persönlichen Weiterentwicklung auszusetzen. Nach 200 Jahren industrieller Revolution, geprägt durch Prozessoptimierung, Spezialisierung und Effizienz ist das kein Wunder.

Und dann kommen auch noch junge, gut ausgebildete Kolleg:innen in die Organisation und wollen gefühlt alles ändern. Was für ein Kraftakt, was für eine Chance!

Diese Veränderung in Form einer neuen Lernkultur fängt oben an. Wir als Geschäftsführer:innen und Führungskräfte müssen das vorleben, dann gelingt es auch im Team. Unsere Organisation entwickelt sich in einem permanenten Veränderungsprozess. Meiner Erfahrung nach ist es eine Frage der richtigen Geschwindigkeit, vergleichbar mit Fahrradfahren. Eine Organisation stabilisiert sich bei zunehmender Entwicklungsgeschwindigkeit auch fernab starrer Regeln und Abläufe in einem Rahmen von Sinn, Werten, Zielen und Prozessen.

Zurück zu  XYZ, den Generationen, die jetzt schon in Ihrer Organisation arbeiten, und denen, die noch folgen. Lassen Sie sich irritieren und finden Sie neue Kolleg:innen, die auch neue Ideen einbringen und sich trauen, Althergebrachtes und Bewährtes in Frage zu stellen. Denn wenn ich in dieser Hinsicht von jemandem nichts zu befürchten habe, dann habe ich eventuell auch nichts zu erwarten.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 18 / März 2021.

Holger Kämmerer

Dipl.-Ing. Holger Kämmerer schloss 1995 sein Studium als Bauingenieur an der TU in Brauschweig ab. er gründete 1996 die ATD GmbH, das IT-Systemhaus, in dem er bis heute als Geschäftsführender Gesellschafter aktiv ist. 2011 begann er seine Beratungen in der UBEGA. Seine Schwerpunkte bilden Unternehmensstrategien, Entwicklung agiler Unternehmensstrukturen, Fortbildungen für Führungskräfte und Systemische Analysen.

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