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Lifestyle

11. April 2023

Eine Ausfahrt mit Young- und Oldtimer in der Region

Eine Ausfahrt mit Freunden und deren Freunden, in schöner Umgebung, mit schönen Autos. Das ist die Schubert Klassik.

Von Jens Richwien

(Fotografie: Hanno Keppel)

Als Junggesellen­abschied für Franz Schubert gestartet, entwickelte sich diese Idee zu einer kleinen Serie. Mit dem Gründer Stefan Braue sprach Chefredakteur Jens Richwien.

Das Thema unserer Juni-Ausgabe ist DIGITALISIERUNG. Bei den Fahrzeugen, die an der Schubert Klassik teilnehmen, finden sich sicher keine bis wenige digitale Hilfsmittel. Empfinden Sie es selber auch als kleine Pause von der allgemeinen elektronischen Welt, wenn Sie einen Oldtimer (ot) fahren?

Durch den täglichen Umgang mit den neuesten Fahrzeugen hat es tatsächlich etwas Entschleunigendes, wenn man hin und wieder mit einem alten Fahrzeug unterwegs ist. Man fährt mit alten Fahrzeugen umsichtiger und langsamer als mit den modernen hochleistungsfähigen Maschinen. Der Wagen wird warm gefahren, vor Fahrtbeginn wird sogar manchmal nach dem Ölstand geschaut. Man hat auch Werkzeug im Auto, das man nicht brauchen möchte, und einen Lappen. Es riecht ein wenig nach Benzin und generell geht man vorsichtiger um mit einem alten Auto. Leistungsparameter, die uns heute überlebenswichtig erscheinen, wie Spurhalteassistent, automatisches Fernlicht, Bluetooth Radio mit Freisprech­einrichtung, 400 nM Spurtstärke passen besser zu unseren hektischen Arbeitstagen. Ot und Youngtimer (Yt) werden in der Regel in der Freizeit gefahren und daher kommt auch so etwas wie Urlaubsstimmung auf, wenn man mit ihnen unterwegs ist. In den modernen Autos hat man manchmal das Gefühl, bevormundet zu werden, durch die „Helferlein“ die gern mit schrillen Tönen auf sich aufmerksam machen. Ein altes Auto fährt man noch selbst und der archaische Reiz ist gegeben, der Maschine zu sagen, was sie tun soll.

Bei dem Begriff Oldtimer hat man ja eine gewisse Vorstellung von Fahrzeugen, was versteht man denn unter dem Begriff „Youngtimer (Yt)“?

Fahrzeuge, die zwischen 20 bis 30 Jahre alt sind, betrachtet man als Youngtimer. Ein Oldtimer ist ein Fahrzeug erst, wenn es 30 Jahre alt ist. Erst dann kann man auch ein „H-Kennzeichen“ beantragen, das immer häufiger im Straßenbild auftaucht. Yt werden häufig von jüngeren Menschen gefahren, die oft eine klare Motivation haben, genau dieses Modell zu fahren. Häufig ist ein Bezug zu dem Fahrzeug in der Jugend zu finden. Ein Onkel hatte mal so einen – oder der Kommissar in der geliebten Krimiserie hatte „den“ als Dienstwagen. Im Unterschied zu den Ot sind Yt oft mit technischen Hilfen ausgestattet, die es auch ungeübten Fahrern ermöglichen, solche Fahrzeuge sicher zu bewegen. So gibt es häufig schon Servolenkung und manchmal sogar ABS. Ferner sind Yt in der Anschaffung schon für relativ kleines Geld zu erstehen. Der Ot-Markt hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt und für Menschen, die in die Materie „Klassisches Automobil“ eintauchen wollen, ist die finanzielle Hürde oft zu hoch. Schließlich sollte man auch Folge- und Wartungskosten im Budget einplanen, abgesehen von der Unterbringungsmöglichkeit, über die oft erst nachgedacht wird, wenn die Anschaffung schon erfolgt ist. Einen Yt kann man auch schon mal unter der Laterne parken, was man mit einem Ot eher nicht machen würde.

Was unterscheidet Ihre „Ausfahrt“ von einer typischen Rallye?

Bei einer Rallye spielen oft Zeiten eine Rolle. So muss z. B. ein gewisser Streckenabschnitt in einer gewissen Zeit durchfahren werden. Außerdem gibt es Wertungs­prüfungen und Aufgaben, die gelöst werden müssen und deren Ergebnisse dann für die Platzierung zählen. Bei einer Ausfahrt gibt es keine Platzierung, da ist quasi jeder Teilnehmer ein Sieger. Eine Ausfahrt hat selten einen „sportlichen“ Charakter. Es geht hier eher um das genussvolle Umherfahren.

Ältere Fahrzeuge kosten im Unterhalt und in der Pflege viel Geld. Ergibt sich dadurch im Teilnehmer-Feld eine gewisse Selektion?

Grundsätzlich kann man sagen, je kostbarer ein Fahrzeug und so besser der Pflegezustand ist, desto üppiger ist das Budget des Besitzers. Das hat aber nicht unbedingt Einfluss auf den Charakter eines Menschen. Diejenigen, die sich auch ohne teures Fahrzeug selbstbewusst und souverän fühlten, sind auch mit Ot so. Diejenigen, die über den Kauf eines teuren Ot eine gewisse Wirkung erzielen wollen, sind gern unter ihresgleichen. Das sind dann häufig Veranstaltungen, auf denen man keine Bratwurst, sondern Hummerhäppchen als Verpflegung bekommt und das Nenngeld gern eine 4-stellige Größenordnung erreicht. Bei einer solchen Veranstaltung wird man mit einem Fahrzeug, das unter 100.000,- Euro an Wert darstellt, gar nicht erst beachtet. Das war auch der Grund, eine eigene Veranstaltung ins Leben zu rufen. Hier können Fahrzeuge mit einem Wert von deutlich über 100.000,- Euro teilnehmen und ebenso solche, deren Wert vielleicht erst kurz vor der Vierstelligkeit steht. Es können Ot, Yt oder auch Fahrzeuge mitfahren, die selten und schön sind. Einzige Bedingung: Die Teilnehmer sollen um der Freude am Fahren wegen teilnehmen!

Wie lang ist eine Ausfahrt und worauf legen Sie bei der Streckenlegung besonderen Wert?

Bei der Ausgestaltung der Route ist es uns wichtig, schöne Blickachsen und sehenswerte Landschaften einzubauen.  Die Ziele und Zwischenziele, die wir anfahren, bieten oft tolle Aussichten oder haben Sehenswürdigkeiten zu bieten. Auch so manches Grundstück wird uns geöffnet und deren Besitzer bieten uns kleine Führungen durch ihre Anlagen. Zwischendurch bewegen wir uns auf Straßen, die wenig genutzt sind. Alleen und kurvige Abschnitte, wechselnde Beläge und gelegentliche Steigungen sollen so eine gewisse Abwechslung bieten. Es hat schon Teilnehmer gegeben, die in ihrer ureigenen Gemarkung auf Straßen unterwegs waren, die sie nicht kannten.  Da wir stets bei tollem Wetter fahren, sind auch schattige Passagen eingebaut, um den älteren Maschinen etwas Kühlung zu verschaffen. Autobahnen oder Schnellstraßen sind – wenn überhaupt – dann nur eingebaut, um Distanzen zu lohnenden Strecken zu überbrücken. Wichtig ist uns, die unmittelbare Umgebung zu erfahren und somit besser kennen zu lernen. Es scheint normal geworden zu sein, Namen von Cafés auf Mallorca und Buchten auf Fuerteventura zu kennen, aber verwundert ein Ortsschild zu passieren, das nur wenige Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt liegt. Das wollen wir ändern. Im Radius von 150 km um unsere Region herum gibt es sensationelle Landschaften und Kleinode zu besichtigen, an denen man vielleicht schon vorbeigefahren ist, aber noch nicht angehalten hat. Wir tun das und zeigen somit die Region auch in der Tiefe des Raumes. Die Streckenlänge geht aber selten über 200 km hinaus. Zum einen, weil einige Teilnehmer ja auch noch die An- und Abreise mit einkalkulieren müssen, zum anderen soll der Tag auch nicht zu anstrengend werden. Auf 200 km bekommt man so viele Eindrücke, was das dann auch irgendwann ermüdet.

Wohin fahren Sie denn dieses Jahr?

Dieses Jahr nehmen wir uns den Westharz vor. Von Braunschweig aus geht es über Land nach Goslar. Nach einer kurzen Granufink-Pause dann weiter nach Braunlage. Dort bleiben uns zwei Stunden, um eine Kleinigkeit zu speisen und wer möchte, kann sich drei unterschiedliche Beherbergungsbetriebe anschauen. Es hat sich was getan im Harz und diese Betriebe bieten sehenswerten Standard. Nach einem kleinen Schwenker nach Sachsen-­Anhalt geht es über den Harzrücken über Torfhaus und Bad Harzburg zurück nach Braunschweig. Im Autohaus Rosier werden wir dann bei Grillköstlichkeiten und Getränken den Tag ausklingen lassen.

Was muss man denn tun, um im nächsten Jahr teilzunehmen?

Es gibt eine Internetseite auf der man sich zur Veranstaltung anmelden kann. Das gilt auch für Interessierte, die selbst über kein eigenes Fahrzeug verfügen. Natürlich gibt es genug Plätze für Mitfahrer in den startenden Autos. Aber auch Miet-Oldtimer werden angeboten.

Herr Braue, vielen Dank für das Gespräch.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe  / Juni 2017.

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