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Lifestyle

15. Januar 2025

Was läuft eigentlich gut?

Katastrophen ereignen sich schlagartig, sind aber zeitlich oder lokal begrenzt. Fortschritt ist langsam, findet aber auf breiter Front statt. Unser Gehirn ist darauf optimiert, schnelle Veränderungen wahrzunehmen. larmismus verkauft sich daher blendend.

Von Dr. Jan Plöger

(Grafik: Adobe Stock/Imagination World)


Aber was läuft eigentlich unbemerkt gut?

Immer mehr Bienenvölker

Wenn Greenpeace behauptet, rund um den Erdball nähme die Zahl der Bienenvölker ab (www.greenpeace.de/engagieren/kids/bienen), dann klingt das dramatisch. Es ist aber falsch. Die Zahl der Bienenvölker weltweit ist seit 1990 um 45% gestiegen (https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/landwirtschaft-fischerei/Bienen.html), auch die Zahl der Bienenvölker in Deutschland steigt seit Jahren an (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/487925/umfrage/bienenvoelker-in-deutschland/). Um die Bienen müssen wir uns also keine Sorgen machen. Was aber stimmt, ist, dass Wildbienen unsere Hilfe brauchen. Unter www.wildbiene.org gibt es Tipps für den eigenen Garten.

Asteroiden-Abwehrsystem entsteht

Ein unwahrscheinliches, aber potenziell apokalyptisches Risiko ist ein Einschlag eines großen Asteroiden auf der Erde (und ohne einen solchen Einschlag gäbe es wohl noch Dinosaurier). Dagegen gab es bislang nur futuristische Ideen, aber keinen technisch umsetzbaren Plan. Am 26.09.2022 wurde erstmals ein Asteroid namens 65803 Didymos mit einem Projektil beschossen, um herauszufinden, ob sich so seine Bahn verändern lässt. Um den Effekt des Beschusses besser zu verstehen, hat die Europäische Raumfahrtorganisation ESA nun die HERA-Mission gestartet.

Während der Mission soll zudem versucht werden, eine Sonde auf dem Asteroiden zu landen. Klappt das, könnte man mit dieser Technik im Notfall beispielsweise eine Atombombe auf einem Asteroiden platzieren, um ihn von einem Kollisionskurs mit der Erde abzulenken (https://www.esa.int/Space_Safety/Hera/Planetary_defence_mission_Hera_heading_for_deflected_asteroid). Das wäre mal ein eindeutig sinnvoller Einsatz von Atombomben!

Fortschritt auf Weg zum künstlichen Auge

Wenn Blindheit durch eine Linsentrübung verursacht wird, lässt sich diese schon seit langem durch Implantation einer Kunststofflinse heilen. Sobald aber die Netzhaut (Retina) oder der Sehnerv geschädigt sind, ist die Medizin weitgehend hilflos. Der Grund dafür ist, dass das Auge über so viele Nerven mit den anderen Gehirnbereichen verbunden ist, dass es sogar als Teil des Gehirns angesehen wird. Damit ein Implantat funktioniert, müssen nicht nur die Lichtsignale in elektrische Signale umgewandelt werden (das ist einfach, jeder CCD-Chip kann das), diese unzähligen elektrischen Signale müssen auch so an das Gehirn übergeben werden, dass das Gehirn sie als Bild interpretieren kann. Netzhaut-Implantate waren daher nur etwas für Sciencefiction.

Das dürfte sich ändern. So hat ein US-Unternehmen in Kooperation mit der Uni Bonn mit klinischen Tests von Retina-Implantaten begonnen, die Menschen mit defekter Netzhaut erlauben sollen, wieder zu sehen (https://clinicaltrials.gov/study/NCT04676854). Die ersten Resultate sind ermutigend (https://science.xyz/images/euretina-2024-prima.pdf): Patienten mit geschädigter Makula (dem Bereich der Netzhaut mit der größten Dichte an Sehzellen) konnten mit dem Implantat deutlich besser sehen und insbesondere Texte besser erkennen.

Spannendes Wirtschaftsexperiment

Man kann gut darüber debattieren, ob die Ökonomie eine „echte“ Wissenschaft ist, denn es ist schwer zu testen, ob ökonomische Hypothesen stimmen oder einfach nur gut klingen und sich theoretisch gut begründen lassen. Der Grund dafür ist, dass ökonomische Experimente, insbesondere solche mit ganzen Ländern und ganz besonders mit Demokratien, kaum möglich sind. Und wenn solche Experimente gemacht werden, ändern sich gleichzeitig viele andere Randbedingungen für die Wirtschaft, sodass es schwierig ist, den Effekt des Experiments zu beurteilen.

In Argentinien hat der neue Präsident Javier Milei vor ungefähr einem Jahr innerhalb sehr kurzer Zeit drastische Wirtschaftsreformen durchgeführt , um den Lebensstandard der Argentinier zu heben und damit ein spannendes Experiment mit einem ganzen Land gestartet. Noch ist es zu früh, um belastbare Aussagen über den Ausgang des Experiments zu machen, aber allein die Tatsache, dass eine ökonomische Hypothese in der Realität getestet wird, ist eine gute Nachricht. Hoffentlich nutzen die Ökonomen dieses Experiment, um ihre Disziplin etwas mehr zu einer Wissenschaft zu machen, und Politiker, um ihren Ländern mehr Wohlstand zu bringen!

Hilfreiche Pflegeroboter

Ob Roboter Fluch oder Segen sind, darüber lässt sich streiten… oder eine wissenschaftliche Studie machen. Forscher in Japan sind der Frage nachgegangen, welchen Effekt Roboter in Pflegeheimen haben, und die Ergebnisse stimmen zuversichtlich. Altersheime, die Pflegeroboter einsetzen, haben zufriedenere Pflegekräfte, weil die Roboter sie von Routinetätigkeiten entlasten und ihnen mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Senioren geben. Die Senioren wiederum profitieren von mehr Aufmerksamkeit durch die Pflegekräfte und auch ihr Gesundheitszustand verbessert sich, beispielsweise weil Überwachungsroboter dafür sorgen, dass ein Wundliegen rechtzeitig erkannt und verhindert wird. Ein Gewinn für alle Seiten (die Roboter wurden allerdings nicht befragt)!

 

Dr. Jan Plöger

Dr. Jan Plöger wurde in Franken geboren, hat in Hannover studiert und in München gearbeitet, bevor er sich vor 12 Jahren für Braunschweig entschied.

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