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Lifestyle

1. April 2020

Das schwebende Gebiss

Weiterbildung ist seit zehn Jahren Pflicht für jeden Zahnarzt

Von Annika Lüders

(Fotografie: Marlene Brandt)

Im Haus der Zahnmedizin ist das Wartezimmer rappelvoll, drei Zahnarzthelferinnen koordinieren gekonnt den hektischen Praxisalltag. Keiner hat einen Blick für die gerahmten Urkunden an der Wand: die Fort­bildungsurkunden für Parodontologie von Frau Dr. med. dent. Ulrike Lübke, für Implantologie von Dr. med. dent. Karsten Rüffert oder den Meisterbrief des Zahntechnikers. Dr. Rüffert und sein Team sind auf dem neuesten Stand der Bildung.

Weiterbildung ist Zahnarzt-Pflicht

Niemand darf sich nach der langen Ausbildung zum Zahnarzt ausruhen. Weiterbildung ist für diesen Berufsstand seit zehn Jahren Pflicht. „Zu externen Fortbildungen fahre ich dreimal im Jahr“, erzählt Dr. Rüffert. Für sein Spezial­gebiet, die Implantologie, gibt es eine zweijährige Zusatzausbildung. „Wenn viel Knochen vorhanden ist, ist es sicher nicht schwierig dort eine Schraube einzudrehen,“ sagt Dr. Rüffert. „Wenn die Situation einfach ist, ist das sicherlich keine Kunst. Aber es ist eben häufig nicht einfach.“ Zum Wohle der Patienten sei Fortbildung deshalb unerlässlich.

„Ich füge den Leuten Schmerzen zu.“

Aber wie ist es denn konkret, beruflich jeden Tag in offene Münder zu schauen? „Ungepflegte Patien­­ten sind schon eine Zumutung“, sagt Dr. Rüffert. Aber das sei der Job, das könne er gut ausblenden. „Die meisten muss ich ja nicht küssen“, fügt er gutgelaunt hinzu. Eine größere Herausforderung ist, dass niemand gerne zum Zahnarzt geht. „Ich füge den Leuten Schmerzen zu, viele haben Angst“, beschreibt Rüffert die täglichen Behandlungen. „Erst wenn alles vorbei ist, freuen die Patienten sich über das Ergebnis. Aber dann sind sie auch schon wieder weg.“

„Wir stellen die Zähne nicht wie Bauklötze hin.“

Der Weg zum Zahnarzt ist lang und kostspielig. Das Studium dauert elf Semester und nochmal zwei Jahre Assistenzzeit: Das sind siebeneinhalb Jahre Ausbildung, die nicht jeder schafft. „Gerade am Anfang wird viel gesiebt. Man hat oft Stress­situationen, dafür ist nicht jeder geeignet“, resümiert Dr. Rüffert. „In der praktischen Ausbildung mussten wir Drähte biegen und Zähne schnitzen, das kann für viel Frust sorgen.“ Ein Zahnarzt, gerade ein Implantologe, sei eben auch Handwerker und Künstler. „Wir stellen die Zähne nicht wie Bauklötze hin, sondern individuell. Die Kunst ist, dass es nachher nicht künstlich aussieht“, erklärt Dr. Rüffert.

Das schwebende Gebiss

Er führt uns durch das hauseigenen High-­ Tech-Labor, wo drei Mitarbeiter konzentriert an modernsten Zahn-Implantaten feilen. Eine Zahntechnikerin aus Dr. Rüfferts Team zeigt uns die 3-D-Simulation eines Gebisses. Es schwebt in der virtuellen Luft auf dem Monitor des Computers. Mit ein paar Mausklicks dreht sie es in jede beliebige Richtung, sodass wir die Zahnreihen von vorne, oben oder unten sehen. „Das ist auch ein Bereich,in dem Weiterbildung sinnvoll ist“, erklärt Dr. Rüffert. „Die Digitalisierung entwickelt sich so schnell. Es lohnt sich, am Ball zu bleiben, weil hier wunderbare Möglichkeiten geboten werden.“

Ein Zahnarzt hat lange studiert, ist Handwerker, Künstler und Menschenfreund und darf nie lockerlassen. Zu einem solchen Pensum braucht jeder einen Ausgleich. „Das ist ohne gar nicht machbar“, bestätigt Dr. Rüffert und verrät uns seine Strategie. „Ich habe eine Familie und zwei Hunde, das nimmt viel Stress weg“, gibt er einen kleinen Einblick in sein Privatleben. „Und wir haben ein Hausboot in Brandenburg – eine Stunde auf dem Wasser und der Druck ist vergessen.“

 

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 14 / Dezember 2019.

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