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Erster deutscher Papst bis Raumstation ISS
Es lebe die Region?!
Von Oliver Syring
Die Region um Braunschweig und Wolfsburg ist freilich vielbesprochen. Doch welche Fakten und Anekdoten lassen sich hierbei erzählen – mit welchen Geschichten kann national und weltweit gepunktet werden?
Acht gute Gründe für die Region:
Stadt BRAUNSCHWEIG
In der Region arbeiten mehr als 15.000 Menschen in 27 Forschungseinrichtungen an der Zukunft. Und: Die Wissenschaftler kommen aus mehr als 80 Ländern.
Landkreis GOSLAR
Aus rund 100 Ländern kommen die Studenten der TU Clausthal. Mit stolzen 30 Prozent ist das der höchste Anteil ausländischer Studierender deutschlandweit.
Landkreis GIFHORN
Den 8. Platz belegt Gifhorn im bundesweiten Vergleich, wenn es um die Ingenieursdichte geht.
Landkreis HELMSTEDT
Ganze 470 Quadratkilometer ist der Naturpark Elm-Lappwald groß. Das entspricht 65.000 Fußballfeldern.
Landkreis PEINE
3 tolle Werksbesichtigungen auf einmal bietet die „Genießer Manufakt(o)ur“. Dazu ein Versprechen: Bei Härke, JR Die Schokoladenfabrik GmbH und Pelikan kommt niemand zu kurz.
Stadt SALZGITTER
Seit 2008 stellt Salzgitter als einzige Stadt Norddeutschlands kostenlose Kindergartenplätze. So geht Familienfreundlichkeit.
Landkreis WOLFENBÜTTEL
Mehr als 1.000 Fachwerkgebäude sind uns erhalten geblieben – das schmalste nur 2,16 Meter breit. Hochburgen der alten Baukunst sind die Städte Wolfenbüttel und Hornburg.
Stadt WOLFSBURG
An 5. Stelle rangiert Wolfsburg im Prognos-Zukunftsatlas 2016. Damit sind die Wolfsburger die einzige norddeutsche Stadt innerhalb der Top10 und gelten als Standort mit besten Zukunftschancen – deutschlandweit.
Von Kuriosem bis Wissenswertem: Alles da.
Kein Fußball in Deutschland ohne Braunschweig – 1874 brachte der Gymnasiallehrer Konrad Koch aus Braunschweig den Fußball ins Land und gründete ein Jahr später Deutschlands ersten Fußballclub.
Seit 1754 beherbergt Braunschweig das Herzog Anton Ulrich Museum. Es war das erste öffentliche Museum Deutschlands.
Goethes „Faust. Eine Tragödie“ feierte am 19. Januar 1829 im Braunschweiger Hoftheater Premiere. Damals kostete ein Sitzplatz Parterre 8 Gute Groschen.
1838 ging mit der Verbindung Braunschweig-Wolfenbüttel die erste rein staatlich finanzierte Eisenbahnstrecke Deutschlands in den Betrieb.
Knapp 500 Tuben Alleskleber, 200 Tuben Sekundenkleber und 70 m² Papier wurden vom Team der TU Braunschweig verbaut, um den Weltrekord-Titel „Größtes Papierflugzeug“ in die Region zu holen.
Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß wurde am 30. April 1777 in Braunschweig geboren. Bereits in jungen Jahren sagte man ihm nach, dass er das Rechnen vor dem Sprechen gelernt habe.
Unsere Region blickt auf eine lange Poetry-Slam-Tradition zurück. Bereits 1998 wurde in Braunschweig der erste Poetry Slam veranstaltet.
Während des Unabhängigkeitskrieges führten abgeordnete Truppen aus Braunschweig-Wolfsburg den Brauch des Weihnachtsbaumes in Nordamerika ein.
Nicht nur in Airbus-Flugzeugen, sondern auch in Ariane-Trägerraketen, und sogar in der Raumstation ISS sind Rohre und Leitungen aus Knesebeck im Landkreis Gifhorn verbaut.
Unter der Start- und Landebahn des Frankfurter Flughafens liegen mehrere Kilometer Edelstahlrohre aus Knesebeck im Landkreis Gifhorn. Bei Regen sorgen Sie für die nötige Entwässerung.
Sie heißen Germanium, Indium oder Gallium– in jedem 2. Handy weltweit steckt eine seltene Metallverbindung aus Goslar.
Durch den Bergbau sowie wichtige politische Hoftage und Synoden zählte Goslar zu den bedeutendsten Kaiserstädten des Mittelalters und wurde von Zeitgenossen auch als das
„nordische Rom“ bezeichnet.
Vechelde schreibt Geschichte: Denn hier im Landkreis Peine öffnete 2014 Deutschlands erster Disc-Golf-Shop. Zu Recht, denn unsere Region ist Hochburg des Sports mit der Frisbee-Scheibe.
Manufakturen: Edle Schreibgeräte kennt man im ganzen Land unter dem Namen Pelikan. Diese und andere Manufakturen pflegen bis heute die Handwerkskunst in Peine.
In Königslutter werden jährlich rund 500 Millionen Zigarren und Zigarillos produziert. Davon geht mehr als die Hälfte in den Export und wird in 78 Länder weltweit ausgeliefert.
Rund 46.000 Studenten besuchten von 1576 bis 1809 die Academia Julia in Helmstedt. Gemessen an den Studentenzahlen war Helmstedt zu dieser Zeit die drittgrößte Universität im deutschsprachigen Raum.
Archäologen entdeckten im Tagebau bei Schöningen 1994 die bislang ältesten erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit – die 300.000 Jahre alten Holzspeere sind eine echte Weltsensation.
Im Kurort Salzgitter-Bad sprudelt aus 243 Meter Tiefe eine der stärksten Naturthermalsolequellen Mitteleuropas mit einem Solegehalt von 25 Prozent. Der Salzgehalt des Toten Meeres liegt derweil bei 28 Prozent.
Mit ihrer Fläche von 224 Quadratkilometern zählt Salzgitter zu den größten Städten Deutschlands. Im Gegensatz dazu weist sie bundesweit die geringste Wohndichte auf.
Auf das Verbot der öffentlichen Meinungsäußerung durch den Herzog von Braunschweig antwortete Lessing 1779 mit seinem wohl bekanntesten Werk „Nathan der Weise“, das er in Wolfenbüttel verfasste.
Das Evangeliar Heinrichs des Löwen, das seinerzeit teuerste Buch der Welt, wird nur alle 2 Jahre für einen kurzen Zeitraum in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel ausgestellt.
Die Stadt Schöppenstedt und die Samtgemeinde Elm-Asse im Landkreis Wolfenbüttel sind die Eulenspiegel-Region, denn hier soll der sagenumwobene Schalksnarr um 1300 wahrhaftig das Licht der Welt erblickt haben.
Der erste deutsche Papst, Clemens II., wurde in Hornburg geboren. Daran erinnert noch heute die Papst-Clemens-Gedächtniskirche.
Das Phaeno in Wolfsburg schaffte es gleich 2 Mal ins Guinness-Buch der Rekorde: 2008 mit seiner längsten freitragenden Lego-Brücke und 2009 mit seinem größten Lego-Containerschiff.
2015 wurden in der VW-werkseigenen Fleischerei mehr als 7,2 Millionen Currywürste produziert. Das entspricht einer Gesamtlänge von 1.548 Kilometern, ungefähr der Entfernung Wolfsburg bis Palma de Mallorca.
Sie dürfte wohl das Volkswagen-Originalteil mit der kürzesten Lebensdauer überhaupt sein, die VW-Currywurst mit der Teilenummer 199 398 500 A. 2019 feiert sie ihren 45. Geburtstag.
Dem Hochschullehrer und Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verdanken wir den Text der deutschen Nationalhymne. Er stammte aus Wolfsburg und wuchs in der Region auf.
Es lebe die Region?!
Von „Region“ ist oft die Rede. Je nach Kontext ist die geographische und thematische Anwendung ganz unterschiedlich. Hier ist von unserer Region, derjenigen, in der wir leben und arbeiten, die Rede. Das sind die Städte Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg und die Landkreise Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.
Regionalen Zusammenhalt stiften die vielfältigen sozioökonomischen Verflechtungen, etwa die Pendler- und Konsumentenströme. Dank der vielfältigen Angebote sind wir eine anerkannte Wirtschafts-, Wissenschafts-, Forschungs-, Mobilitäts-, Sport- und Kulturregion. Darauf sind wir stolz und hätten allen Grund zu Freude und Selbstbewusstsein.
Also alles in bester Ordnung? Mitnichten. Einerseits gelten wir als konfliktfreudige, mitunter zerstrittene Region. Finanziell engere Grenzen der kommunalen Haushalte führen andererseits zu einem stärkeren Hinterfragen der interkommunalen und regionalen Aktivitäten. Drittens hängt die regionale Gemütslage – ungeachtet des starken Mittelstandes – stets ab von der Verfassung der sie prägenden Großindustrie. Und viertens: Aus dem biederen Zonenrand-Image hat sich bisher noch kein neues Image entwickelt.
Damit zu dem, was uns heute stark macht und Chancen aufzeigt. In einem großen regionalen Konsens und mit einer gemeinschaftlichen finanziellen Kraftanstrengung wurde ein Regionalmarketingkonzept entwickelt und umgesetzt. Der Startschuss für das zugehörige Regionalportal und die Imagekampagne „Alles da“ fiel im November 2017. Es ist schön zu sehen, wie das Thema seither Fahrt aufnimmt. Primär an Fachkräfte gerichtet, stellen wir gezielt ins Schaufenster, was die Region heute zu bieten hat.
Und wie ist es um die regionale Identität bestellt? Da gibt es sicher noch Luft nach oben. Mut machen die Aussagen vieler „Zugereister“. Die, sobald sie sich auf die Region eingelassen haben, vieles entdecken, was die Region lebens- und liebenswert macht. So verwundert es nicht, dass einige der leidenschaftlichsten Regionsanhänger von außerhalb kommen.
Wenn wir bei den Stärken sind: ein zentrales Unterscheidungsmerkmal der Region ist das Vorhandensein dreier institutionalisierter Regionalakteure. Basierend auf dem in den achtziger Jahren vom Braunschweiger TU-Professor Klaus Lompe etablierten „Steuerungsdreieck“ sind dies das Amt für regionale Landesentwicklung, der Regionalverband Großraum Braunschweig und die Allianz für Region GmbH. Sofern dem aktuellen Veränderungsdruck angemessen Rechnung getragen wird und sich diese drei mit ihren jeweiligen Stärken arbeitsteilig für die regionale Weiterentwicklung einsetzen, haben wir einen klaren Wettbewerbsvorteil zu anderen Regionen. Den gilt es zu nutzen.
Abschließend noch ein Ausblick: die regionalen Geschäftsstellen der IG Metall haben angekündigt, eine Regionalkonferenz zu initiieren. Das weckt positive Erinnerungen. Die letzte Regionalkonferenz dieser Art fand im Mai 1993 statt. Aus ihr gingen mittelbar die Wolfsburg AG, die projekt REGION BRAUNSCHWEIG GMBH und deren Nachfolgerin, die Allianz für die Region GmbH, hervor. Auch resultierten wichtige Impulse für Wirtschaft und Wissenschaft. Angesichts der Megatrends Digitalisierung und neue Mobilität ist nun die Zeit gekommen, sich auf regionaler Ebene erneut der Diskussion über zukünftige Entwicklungspfade zu stellen.
Zusammenfassend: ja, es gibt noch einiges zu tun. Aber wir sind auf einem guten Weg. „Es lebe die Region!“, so mein Plädoyer.
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