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Lifestyle

24. Februar 2025

James Bond never dies

Das Spiel geht weiter

Von Timo Grän

„Der Gestank nach Rauch und Schweiß ist in einem Casino um 3 Uhr morgens äußerst widerlich. An diesem Punkt wird die durchs Spielen vorangetriebene Mischung aus Gier, Angst und nervöser Anspannung unerträglich, und die Sinne rebellieren dagegen. James Bond merkte plötzlich, dass er übernächtigt war.“ Mit diesem Satz begann Ian Fleming seinen ersten James-Bond-Roman „Casino Royale“ aus dem Jahr 1953.

Seitdem hat sich vieles geändert, ganz besonders das Ambiente und die Atmosphäre in Casinos. Eleganz und Freude sind Flemings überzeichnetem Bild gewichen. Casino steht für Unterhaltung und Networking, Überraschung und Nervenkitzel. Das ist auch den neueren 007-Filmen anzumerken und ganz besonders in der Ära Daniel Craig ein Markenzeichen der Reihe. Man denke nur an „Skyfall“ (2012), dem kommerziell erfolgreichsten aller Agentenfilme. Und auch wenn Bond in „Keine Zeit zu sterben“ (2021) stirbt, so ist er lebendiger denn je.

Am 1. und 2. November lud Deutschlands größter James-Bond-Experte Danny Morgenstern nach Braunschweig, um zum zwölften Mal seine MISSION BOND zu zelebrieren. Es wurde schnell klar, dass die Filmwelt machen kann, was sie will: James Bond ist unsterblich.

Stargäste, Kinoveranstaltungen, Vorträge und ein ganz besonderer Casino-Abend rundeten dieseVeranstaltungsreihe ab zu der selbst aus Thailand und Australien Gäste anreisten. Auf einen Spezialvortrag im Naturhistorischen Museum folgte ein Abend in der Spielbank in Braunschweig, den es so in der Löwenstadt noch niemals gab. Hierbei zahlte sich Teamwork aus: Mit Katrin Labs-Schmidt war die ideale Partnerin gefunden, um 007s Jubiläum stilecht in Szene zu setzen.

Die Leiterin der Spielbank organisierte ein Wohltätigkeitspokerturnier und mit Morgensterns Hilfe füllte sich das Casino an der Hamburger Straße mit Menschen, die in Abendgarderobe zu mehr bereit waren, als nur zu spielen.

Es zeigte sich schnell, dass die eingangs von Fleming beschriebene Szene der Vergangenheit angehörte. Bei fantastischen Cocktails aus der Hand Maren Meyers, der Chefin der Deutschen Barkeeper-Union, konnte der Abend nur ein Jackpot werden.

Wer nicht an den Poker- oder Blackjack-Turnieren teilnahm, kam auch voll auf seine Kosten.

Und während das hypnotische Rollen der Kugel beim Roulette die einen beruhigte, stellten sich bei den anderen vor Aufregung die Haare auf. Das echte Bond-Feeling kam nicht nur durch die Untermalung mit passender Musik, sondern auch durch projizierte Szenen aus dem 007-Universum auf.

Danny Morgenstern, mittlerweile Autor von 17 Büchern über James Bond, stellte seinen 365-Seiten-Abreißkalender vor, der im Handel erhältlich ist, eine Zusammenarbeit mit dem kanadischen Pop-Art-Künstler Emmanuel Nwogbo. Der Kalender ist auf 1.007 Exemplare limitiert – ein Muss für Bond-Fans.

Labs-Schmidt und Morgenstern sind mit der Resonanz mehr als zufrieden, und der nächsten MISSION BOND im Jahr 2025 steht nichts im Wege. Darauf einen Wodka-Martini – natürlich geschüttelt, nicht gerührt.

Stadtglanz-Herausgeber Timo Grän traf Morgenstern im Casino und ließ es sich nicht nehmen, dem Braunschweiger einige ganz spezielle Fragen zu stellen:

James Bond ist im letzten Film gestorben. Sind Sie jetzt arbeitslos?
Morgenstern: Wenn man so denkt, dann müsste man auch jeden Geschichtslehrer auf Eis legen. Es läuft zwar im Moment kein Bond-Film im Kino, aber das Interesse an 007 ist nach wie vor ungebrochen.

Sie werden als der James-Bond-Experte Deutschlands gehandelt. Wirkt dass auf Außenstehende nicht angeberisch?
Morgenstern: Zum einen habe ich mir diesen Titel nicht selbst gegeben, sondern die Presse, zum anderen bin ich ein Angeber, denn ich habe bei Weitem nicht soviel auf dem Kasten wie ich behaupte (lacht).

Sie haben jüngst zwei große Buchverträge unterschrieben, Ihre Krimi-Reihe um den Braunschweiger Kommissar Oliver Borg läuft gut und insofern wird der dritte Teil erwartet. Setzen diese Folgeverträge und Erfolge Sie sehr unter Druck?
Morgenstern: Überhaupt nicht. Ich schreibe niemals, wenn mich die Muse nicht küsst und in meinen Verträgen stehen selten Abgabedaten. Bei den Krimis spielt es keine Rolle, wann ich die Manuskripte vorlege.

2025 erscheint Ihr 1000 Seiten starkes James-Bond-Kompendium bei CROSS CULT und es steht bei Amazon jetzt schon unter den Vorbestellungen auf Platz 1 der Literatur rund um den Agenten 007. Was gibt es denn nach so vielen Jahrzehnten noch Neues über Bond zu berichten?
Morgenstern: Meine Bond-Bücher sind nicht oberflächliche Fan-Literatur. Es handelt sich teilweise um tiefgehende analytische Texte.

Klingt trocken.
Morgenstern: Wenn Sie es trocken finden, dass zahlreiche Menschen drei Brustwarzen haben, wie der Schurke in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ oder Sie nicht interessiert, dass Daniel Craig bereits nach dem Dreh von „Casino Royale“ 2006 die Abmachung mit der Produzentin Barbara Broccoli getroffen hatte, dass die Figur James Bond in seinem letzten Film sterben würde, ja, dann haben Sie Recht, dann sind die Bücher trocken.

In den letzten Jahren sah man Sie regelmäßig mit einer eigenen Sendung im hr, Sie waren bei den Pop Giganten auf RTL2, quizzten mit Jörg Pilawa, berichteten von Roten Teppichen aus London und standen als Experte für N24 vor der Kamera, aber in letzter Zeit sah man Sie selten. Ist Ihre neue Lebenssituation – Sie sind ja mittlerweile wieder auf dem Markt – auch einer der Gründe, warum Sie sich im Fernsehen so rar gemacht haben?
Morgenstern: Damit hat das wenig zu tun. Fernsehen war nie mein Hauptsteckenpferd. Ich konzentriere mich aufs Bücherschreiben, halte Vorträge über Moderne Umgangsformen, Kommunikation, Körpersprache und Bond. TV-Einsätze kommen für mich immer nur dann zustande, wenn meine Kollegen jemanden brauchen, der verrückt genug ist um Dinge zu tun, die kein anderer machen will…

…das ging so weit, dass selbst Oliver Pocher bei Ihnen angerufen hat…
Morgenstern:
(lacht) Ja, aber das hatte nichts mit einer Sendung zu tun. Oliver Pocher ist großer James-Bond-Fan und da gab es dann Überschneidungen.

Letzte Frage: Wird der neue Bond eine Frau?
Morgenstern: Bevor das passiert, haben wir eher eine Päpstin.​​​​

 

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