Wirtschaft
Im Gespräch mit Jens Munser
"Jeder Kunde muss begeistert sein."
Von Eric Spruth
Jens Munser, ist der, dem die Formel-1-Fahrer vertrauen. Im beschaulichen Salzgitter lackiert er die Helme der internationalen Superstars. Insgesamt 24 Formel-1-Fahrer haben bisher auf JMD-Entwürfe vertraut. Darunter u. a. Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Fernando Alonso. Eine beindruckende Geschichte.
Herr Munser, was bedeutet unternehmerische Verantwortung für Sie?
Bezogen auf meine Arbeit: Wir bearbeiten eine der wichtigsten Lebensversicherungen der Fahrer. Diese Verantwortung ist allgegenwärtig. Wie jeder Unternehmer auch, trage ich darüber hinaus natürlich eine Verantwortung für meine Mitarbeiter. Mir ist dabei besonders wichtig, dass die Mitarbeiter und deren Familien ein Vertrauen darin haben, dass die richtigen Entscheidungen für die unternehmerische Zukunft getroffen werden.
Ein Unternehmer trägt insbesondere natürlich die Verantwortung für das eigene Produkt. Sind Sie auch heute noch aufgeregt, wenn es darum geht wie gut ein neues Design beim Kunden ankommt?
Ja klar, wenn mir das egal wäre, sollte ich in Rente gehen. Dabei ist es gleich ob ein 10-jähriger Kraftfahrer oder mehrfacher Formel-1-Weltmeister zu meinen Kunden zählt. Jeder Kunde muss begeistert sein. Erst dann ist der Auftrag beendet.
Wie können wir uns die Zusammenarbeit mit den Formel-1-Fahrern vorstellen? Tauscht man sich da auch mal auf WhatsApp aus?
Per E-Mail, wenn es umfangreicher ist oder per WhatsApp für kurze Absprachen. Persönlich auf den Strecken bei Testfahrten oder bei einem Grand Prix-Wochenende.
Wie häufig tauschen Sie sich mit Ihren Kunden aus, bis das finale Produkt steht?
Ein erstes Briefing erfolgt meistens per Telefon. Erste Entwürfe werden als Grafiken per E-Mail verschickt. Oft ist aber bereits zu diesem Zeitpunkt schon eine hohe Kundenzufriedenheit gegeben. Ab dann folgt das Feintuning, bis alles passt. Dann letzte Detailbesprechung am Telefon mit mir persönlich. Besonders Farben und Effekte können so besser erklärt werden, als in einer Computergrafik.
Wie generieren Sie Ideen für neue Designs?
Ideen finden sich überall. Das können Shampooflaschen, Zahnpastatuben, Wakebords oder Parfümverpackungen sein, aber auch in der Mode finde ich Inspiration. Ein bestimmtes Detail zu extrahieren, weiterzuentwickeln und zu finalisieren, beschreibt wohl am ehesten den Designprozess. Oft stehen wir in der Firma, um viele Ausdrucke oder Zeichnungen herum und sortieren: Gut, ausbaufähig, Schrott.
Welche Bedeutung hat der Motorsport für Sie?
Die beste Kombination von Krawall, Technik und Sport. (Ok, Krawall fallt bei Formel E weg)
Gab es einen Fahrer, bei dessen Anruf Sie besonders nervös geworden sind?
Klar, als Michael Schumacher mich zum ersten Mal angerufen hat, war ich schon besonders aufgeregt. Der erste Anruf kam damals über die Rufumleitung auf mein Handy, als ich gerade in einem Baumarkt war. Das war zum Höhepunkt der Schumania-Zeit, als überall noch rote Ferrari-Kappen getragen wurden. Auch in diesem Baumarkt waren Kunden damit unterwegs. Wenn die gewusst hätten …
Auf welches Helmdesign sind Sie besonders stolz?
Ganz klar: Der Singapur LED-Blink-Helm von Sebastian Vettel aus dem Jahr 2012. Ich war extrem nervös, weil die Batterie Laufzeit auf max. 90 Minuten berechnet worden war, aber sich das Rennen durch viele SafetyCar-Phasen auf über zwei Stunden hinzog. Zum Glück hat die Batterie dann aber gehalten und als Sebastian nach seinem Sieg winkend die Ehrenrunde drehte, waren noch einmal alle LEDs hell erleuchtet in der Onboard-Kamera zu sehen.
Seit einigen Jahren nutzen Sie auch soziale Netzwerke zur Markenkommunikation. Wie wichtig sind Ihnen diese Kanäle?
Soziale Medien nutzen wir, um zu zeigen, wer wir sind und was wir können. Für Neukunden und bestehende Kunden ist allerdings nach wie vor unsere Website das wichtigste Medium.
Welche Ziele haben Sie in den nächsten Jahren?
Wir haben viel Erfahrung in der Gestaltung von Helmen und können so verschiedenste Techniken aus dem Druck und dem Lackierbereich kombinieren. Im Laufe der Jahre haben wir gemerkt, dass es nur wenige Firmen gibt, die beides auf Freiformflächen zusammenbringen können. Also gibt es sicher auch noch viele weitere Dinge, die wir veredeln könnten. Zudem helfen wir den Fahrern seit Jahren dabei, ausgefallene Geschenke für das Team, Sponsoren oder Freunde zu entwickeln und produzieren diese dann auch. Dazu zählen z. B. Helmrepliken, die in den jeweils laufenden Saisons von den Fahrern getragen wurden. Helme und der Motorsport werden aber auch in Zukunft die Basis von JMD bleiben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eric Spruth
Teamleiter Marketing bei der Braunschweiger Baugenossenschaft eG & Vorstand im Marketing-Club Braunschweig e.V
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