Wirtschaft
KI-pfeltreffen!
Das erste KI-Netzwerktreffen des AGV Region Braunschweig bringt Unternehmen in den Austausch zu Chancen der Nutzung von KI-Anwendungen.
Von Simon Henke
Am 20. Februar fand das erste KI-Netzwerktreffen des Arbeitgeberverbands der Region Braunschweig statt. Nachdem sich rund 50 Unternehmen der Region am 13. Dezember in einem Kick-off-Event über Zielsetzung und Rahmung des Vorhabens klar wurden, lud die Glaub Automation & Engineering GmbH zum Auftakt nach Salzgitter. Das Netzwerk plant im Quartalsrhythmus zusammenzufinden; die Rolle der Gastgeber wechselt bei jedem Termin, wodurch sich den Gästen weitere Einblicke in die Partnerunternehmen bieten.
Der Vorsitzende des AGV, Lars Alt, begrüßte die teilnehmenden Vertreterinnen und Vertreter der hiesigen Wirtschaft, die im gut gefüllten Konferenzraum bei gekühlten und warmen Getränken Platz genommen hatten: „Wir wollen hier ja ungern nur Kaffeerunden abhalten“, so der 32-Jährige launig. „Deshalb bin ich froh, dass Andrea Glaub und ihr Team bereit sind, einen echten Praxisauftakt zu machen. Wir wollen Unternehmen beim Umgang mit dem Themenfeld KI zusammenbringen.“
Voneinander lernen
Spätestens seit OpenAI am 30. November 2022 seinen Chat-Client „Chat-GPT“ für die Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stellte, ist das Thema künstliche Intelligenz in aller Munde. Neben allem Optimismus stellen sich immer auch Fragen bezüglich der Gefahren von KI-Tools und inwiefern diese einen wirklichen Mehrwert für wirtschaftliche wie gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge erbringen können. Andrea Glaub, Geschäftsführerin der Glaub Automation & Engineering GmbH, schätzt die Idee des Netzwerks als eine Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch: „Die Fehler, die die einen gemacht haben, soll kein anderer mehr machen“, so Glaub. Man wolle sich technischen Möglichkeiten, die sich böten, nicht verschließen; gleichzeitig sei es wichtig, Spielregeln für die Nutzung von KI zu etablieren. „Monotone Arbeit auf KIs auszulagern, um die freigewordene Zeit mit Innovativem zu füllen“, sei eine erstrebenswerte Zielsetzung, erklärt Glaub.
Prototyp
Christian Berggruen, Softwareentwickler im Hause Glaub, präsentierte daraufhin prototypisch den „Glaub AI-Assistenten“. Ein auf der von Meta entwickelten LLAMA-Schnittstelle basierender Chat-Client, der mit firmeninternen Dokumenten trainiert wurde und mittelfristig dabei helfen soll, interne Prozesse zu optimieren. Beispielsweise könnte der KI-Assistent in Zukunft dabei helfen, Urlaubsanträge oder Reisekostenerstattungen unkompliziert und sachgemäß anzufertigen oder auf andere Fragen der Belegschaft zu antworten. „Es ist allerdings nicht zu unterschätzen, wie Hardware intensiv diese Programme letztlich sind“, so Berggruen. Der Entwickler habe fürs Erste auf einen ungenutzten Computer aus dem Bestand zurückgegriffen und damit begonnen, die Software zu trainieren. Die erste Anfrage an den Chat hatte dann insofern komödiantisches Potenzial, als die Generierung der Antwort dann schon vergleichsweise lang auf sich warten ließ: „Ich hab mir nach dem Abschicken also erst mal einen Kaffee geholt“, erzählte Berggruen dem schmunzelnden Publikum. „Dann hab ich den Kaffee auch noch ausgetrunken und so allmählich baute sich das System so seine Antwort zurecht.“ Ein Punkt, an dem klar wurde, dass hardwaretechnisch aufgerüstet werden müsste, so auch die Chefin Andrea Glaub, denn für solche Anwendungen fände vor allem der sehr schnell beschreib- und lesbare Speicher leistungsstarker Grafikkarten Nutzen. Dass so ein Service nicht outgesourct werden könne, sondern die Infrastruktur intern aufgebaut werden müsse, liege auf der Hand. Vertrauliche Dokumente seien eben nichts, was man mal soeben vorschnell in fremde Datenbanken einspiele.
Im Dialog
Die Vorführung des Programms stieß unter den Gästen auf reges Interesse und stieß einen intensiven Austausch an, anstatt in eine Frontalunterrichtsstunde zu münden. Schließlich bat die Geschäftsführerin in die Montagehalle des Hauses; bei Fingerfood- und Getränkebuffet setzten sich die Gespräche fort und ein gelungener Abend klang gesellig aus. Für kommende Treffen sollen in Gruppen weitere Praxisbezüge diskutiert und angegangen werden. Es bleibt spannend, wie sehr und in welcher Form das Thema KI Einzug halten wird in die Arbeitswelt von morgen. Gut und ratsam also, dass wir uns heute bereits darüber austauschen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 30 / Frühling 2024.
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