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Wir wollen junge, deutsche Talente ausbilden
Basketball Löwen
Von Tobias Bosse
Die Basketball Löwen Braunschweig schärfen ihr Profil als Ausbildungsschmiede von deutschen Talenten immer mehr. Das lockt Spieler und Sponsoren gleichermaßen an. Im Gespräch mit Stadtglanz geben Löwen-Headcoach Jesus Ramirez und Löwen-Geschäftsführer Nils Mittmann Stadtglanz Einblicke hinter die Kulissen dieses spannenden Projekts.
Die Basketball Löwen sind Mitte August in die Vorbereitung auf die neue Saison gestartet. Die ersten beiden Spiele gegen ein ProA-Team und einen polnischen Erstligisten konnten deutlich gewonnen werden. Beim anschließenden Turnier in Polen gab es im Finale die erste eine Niederlage. Wie weit ist die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt gewesen?
Ramirez: In dieser frühen Phase der Vorbereitung haben wir eine gute Basis gebildet - offensiv wie defensiv, aber auch konditionell. Darauf wollen wir später weiter aufbauen. Die Spieler waren während der Off-Season immerhin ein paar Wochen raus aus der Trainingsroutine. Deshalb arbeiten wir zunächst viel im physischen Bereich.
Die Feinheiten kommen dann später?
Ganz genau. Wir werden im zweiten Teil der Vorbereitung ganz individuell auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler eingehen und detailliert an der Optimierung arbeiten. Dementsprechend wird das Team Ende Oktober gut vorbereitet auf die neue Spielzeit sein. Das Leistungshoch kommt hoffentlich spätestens zur Mitte der Saison.
Wird sich die Spielidee im Vergleich zur vergangenen Saison verändern?
Nein. Wir haben nahezu den identischen Kader wie in der zurückliegenden Spielzeit und werden daher auch nichts an unserer Herangehensweise verändern.
Wirklich gar nichts?
Etwas schon. In der Vorbereitung haben wir versucht, schneller zum Abschluss zu kommen und an unser Fast-Break-Game zu verbessern, indem wir innerhalb von 4 bis 5 Sekunden abschließen.
Und wie lief das?
Es war hart für die Spieler. Es verlangt ihnen eine Menge physischer Leistung ab. Sie müssen an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen – auch mental. Es hat sich aber gelohnt. Wir konnten die Schnelligkeit auf jeden Fall erhöhen.
Ist das ein Aspekt, den Sie gerne in der kommenden Saison besser umgesetzt sehen möchten?
Absolut. Der Fast-Break ist offensiv das wichtigste Thema und unser größter Hebel im Spiel. Und wir haben auch das Personal, um sehr schnell zum Abschluss zu kommen. So gut wie jeder Spieler im Team kann den Ball ziemlich schnell machen. Wir müssen nur zusammen schnell sein und die Laufwege bis zum Abschluss aufeinander abstimmen.
Um den Fast-Break rennen zu können, muss aber erstmal der Rebound her. Ist das das wichtigste Thema in der Defensivarbeit?
Der Rebound verbindet im Basketball alles. Ohne Rebound gibt es kein Spiel. Mein Ansatz ist es, Rebounding auf natürliche Weise in Trainingsübungen zu integrieren. Ich mag keine Rebound-Drills. Ich denke, dass eine realistische Trainingssituation grundsätzlich einen größeren Effekt erzielt.
Wenn wir einen Blick auf die letzte Saison werfen, dann waren da einige richtige Highlight-Siege dabei wie gegen Bamberg oder im Pokal gegen Frankfurt. Andererseits folgten darauf teilweise einfache Niederlagen. Was war nach Ihrer Auffassung der X-Faktor bei solchen Siegen und weshalb klappte es gegen die vermeintlichen Top-Gegner?
Das ist eine gute Frage. Manchmal ist Basketball so. Ich würde auch nicht sagen, dass es ein Geheimnis ist. Wir gehen jedes Spiel gleich an und wollen selbstverständlich gewinnen. Deshalb war ich von den genannten Siegen auch nicht überrascht. Ich denke, wir können jeden Gegner schlagen und bin glücklich, wenn es dann tatsächlich so kommt. Aber zumindest in Bezug auf das Bamberg-Spiel, als der Gegner noch ungeschlagen war und wir zwei Niederlagen in Folge verzeichneten, zeigte sich die mentale Stärke dieser Mannschaft. Ich hatte in diesem Spiel auch das Gefühl, dass jeder verstanden hatte, wie schwierig die Situation für uns war und dass wir jetzt einen Sieg brauchen.
Wie können Sie aus diesen Leuchtturm-Siegen mehr Kontinuität in die neue Saison bringen?
Ich kann der Mannschaft nur dabei helfen, eine klarere und eindeutigere Vorstellung von dem zu haben, was wir auf dem Platz umsetzen wollen. Die Charaktere, die Einstellung, das Konzept und der Wille sind da. Jetzt müssen wir das nur noch konstanter auf das Parkett bringen.
"Wir wollen unseren Fans noch mehr Teilhabe am Vereinsleben ermöglichen und noch transparenter sein."
Zur Wahrheit gehört ja auch dazu, dass das Team in der vergangenen Saison sehr jung war und auch in der kommenden Saison sehr jung sein wird.
Mittmann: So ist es. Einige Spiele gingen vergangene Saison auch aufgrund mangelnder Erfahrung verloren; speziell gegen den MBC, Crailsheim und Heidelberg. Uns geht es vor allem um die Weiterentwicklung unserer Spieler. Deshalb müssen sie solche Erfahrungen machen, um daran zu wachsen und daraus zu lernen. In der nächsten Spielzeit erwarten wir, dass sie den nächsten Schritt machen. Das wird unser wichtigster Erfolgsfaktor. Nicht so sehr das System oder das Coaching. Ich denke, da haben wir vergangenes Jahr sowie in der Sommerpause einen guten Job gemacht und unsere Spieler befähigt, Spiele zu gewinnen. Die Weiterentwicklung unserer Spieler geht folglich Hand in Hand mit dem sportlichen Erfolg für uns.
Wie können Sie diesen Lernprozess denn proaktiv unterstützen?
Ramirez: Die Aufarbeitung – sowohl individuell als auch im Team – der vergangenen Saison ist Teil der laufenden Saisonvorbereitung. Dabei versuchen wir gemeinsam zu erarbeiten, wie in künftigen Situationen bessere Entscheidungen gefunden werden können. Bei so vielen knappen Niederlagen versprechen wir uns davon selbstverständlich auch einen zählbaren Erfolg in der nächsten Saison.
Nichtsdestotrotz wird bei der Kaderplanung darauf geachtet, eine gute Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Spielern zusammenzustellen. Zuletzt gelang mit der Verpflichtung des Point Guards Braydon Hobbs ein richtiger Transfercoup. Gibt es noch weitere Positionen, die neu besetzt werden sollen?
Ramirez: Wir warten noch auf die Bestätigung eines weiteren Transfers, den wir hoffentlich bald abschließen können. Robin Amaize ist ein weiterer Neuzugang, wenn auch nur ein gefühlter. Unser Kapitän konnte durch eine Knieverletzung nur bis Ende Dezember mitspielen, ist jetzt aber wieder genesen und dabei und wird für uns ein enorm wichtiger Spieler sein.
Mittmann: Wir werden lediglich drei ausländische Spieler in der nächsten Saison haben. Für die Position des Power Forwards haben wir uns nach der Analyse beispielsweise dazu entschieden, den Youngstern Luc van Slooten und Sananda Fru zu vertrauen, weil wir überzeugt sind, dass sie die notwendige Qualität mitbringen. Das ist unser Konzept: die Entwicklung von jungen Top-Spielern. Dafür stehen die Basketball Löwen Braunschweig. Wir wollen junge, deutsche Talente ausbilden und unsere Transferpolitik ist ein Spiegelbild dessen.
Wie muss man sich einen normalen Tag beim Scouting während der Off-Season vorstellen?
Ramirez: Naja, während ich am Strand mit meinem Sohn hätte sein und das tolle Wetter hätte genießen können, habe ich täglich mit Nils telefoniert.
Mittmann: Es war mehr als nur ein Gespräch pro Tag – wahrscheinlich eher drei bis viermal am Tag. (beide lachen)
Ramirez: Das stimmt wohl. Auf jeden Fall kümmern wir uns beide sehr intensiv um das Scouting und nutzen unser jeweiliges Netzwerk mit Spielern und Agenten. Anschließend erstellen wir eine Short-List von Spielern, die für die gesuchten Positionen am ehesten in Frage kommen. Dieser Prozess startet allerdings nicht erst in der Sommerpause, sondern bereits während der Saison. Im Sommer versuchen wir, den Transfer tatsächlich zu realisieren.
Um den Kader qualitativ sowie quantitativ zu verstärken, braucht es Kapital. Zuletzt sind mit der Volksbank und Eventus zwei neue regionale Sponsoren hinzugekommen, andere wie Dermaroller haben ihr Engagement bei den Löwen erheblich ausgebaut. Zudem ist Puma neuer Ausrüster. Kompensiert das den fehlenden Hauptsponsor oder wird der noch gesucht?
Mittmann: Der Platz ist noch frei und der muss auch gefüllt werden, wenn wir hier in Braunschweig nachhaltig Bundesliga - Basketball sehen wollen. Wir sind jedoch in guten Gesprächen. In den vergangenen Jahren ist uns auch die klare Fokussierung auf die Nachwuchsarbeit gelungen. Wir haben dem Verein ein Image verliehen, mit dem sich Braunschweiger Bürger und Unternehmer sehr gut identifizieren können. Zudem versuchen wir den Mehrwert eines Sponsorings bei uns mit kreativen Aktivierungen wie dem Job-Assist oder der neuen Löwencrowd-App zu steigern. Mit Erfolg. Generell bemerken wir eine gestiegene Offenheit uns gegenüber bei den Braunschweiger Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr.
Stichwort App: Welchen Hintergrund hat die neue Fan-App?
Mittmann: Wir wollen unseren Fans noch mehr Teilhabe am Vereinsleben ermöglichen und noch transparenter sein. Die neue Applikation ist ein ganz wundervoller Hebel dafür. Deshalb haben wir bei der Gestaltung darauf geachtet, möglichst viele interaktive Elemente zu implementieren, die einfach Spaß bei der Anwendung machen. Sollte sich jeder Fan und Sportinteressierte mal selbst ansehen.
Spaß macht aktuell auch die Deutsche Basketball Nationalmannschaft. Vor allem Dennis Schröder steht im Mittelpunkt der aktuellen Berichterstattung und Wahrnehmung. Wie könnt ihr diese Aufmerksamkeit – speziell in einer jüngeren Zielgruppe – eures Owners und Ex-Spielers besser für euch nutzen?
Mittmann: Erstmal ist es natürlich schön zu sehen, dass Dennis sich so sehr zum Deutschen Basketball aber auch seiner Heimatstadt Braunschweig commitet und immer mehr Verantwortung übernimmt. Das zeichnet ihn menschlich aus. Was er diesem Team an Selbstbewusstsein und Gewinnermentalität gibt, ist einzigartig. Keine Frage, dass es sich auch positiv auf die Marke Basketball Löwen Braunschweig auswirkt, wenn Dennis positiv im Diskurs steht. Es gibt sicherlich Synergien, die wir dabei schaffen können. Wichtiger ist aber, unsere Authentizität zu wahren und den Weg weiterzugehen, den wir eingeschlagen haben. Dann werden wir von ganz alleine mehr positive Wahrnehmung erhalten.
Tobias Bosse
Mein Name ist Tobias Bosse, aber Sie können mich gerne Bosse nennen. Anders als mein deutlich populärerer Namensvetter verdiene ich meine Brötchen jedoch nicht mit Musik – da wäre wohl auch nichts zu holen für mich. Nein, ich bin Redakteur und zwar vornehmlich für Sport. Womöglich ist Ihnen meine Sporttalkshow „Löwenrunde“, die ich vor knapp sieben Jahren mit einem Partner ins Leben rief, bekannt. Anschließend absolvierte ich eine redaktionelle Ausbildung bei der Braunschweiger Zeitung, war als Reporter für die Zentralredaktion der Neuen Osnabrücker Zeitung unterwegs und schreibe heute für die DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung.
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