Das Mädchen auf der Suche nach dem Glück…
Wie Nicole Pieper lernt, sich selbst zu verstehen – und ihre Sensibilität als Stärke zu nutzen...
Von Nicole Pieper
„Irgendwie kam ich mir immer deplatziert vor“, so Nicole. Ob Kindergarten, Schule, Ausbildungsplatz oder auch bei dem ein oder anderen Job. „Die anderen waren immer anders als ich, ich kam mir oft „verkehrt“ vor.
Obwohl ich voller Lebensenergie stecke und vor Ideen geradezu sprühe, habe ich mich in Gruppen schon immer eher im Hintergrund gehalten. Mir war schnell langweilig, ich war sehr ungeduldig und alles ging mir oft nicht schnell genug.“
Erst in meinen Zwanzigern bemerkte all das meine Mutter – sie hatte einen Artikel über Hochsensiblität gelesen und meine Eigenschaften sofort wieder erkannt. Und auch ich hatte mich schnell daran wiedergefunden.
Doch was bedeutet es eigentlich,
hochsensibel zu sein?
Hypersensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Wesenszug. Etwa 15–20 % aller Menschen sind hochsensibel – sie nehmen Reize intensiver wahr, empfinden Emotionen stärker und verarbeiten Sinneseindrücke auf tiefgreifendere Weise. Für mich bedeutet das: Ich spüre die Stimmung in einem Raum sofort. Ein lautes Geräusch, ein schneller Ortswechsel, grelles Licht oder zu viele Menschen auf engem Raum – all das überfordert mich schnell. Es ist, als hätte ich keine Schutzschicht zwischen mir und der Welt. Doch in dieser feinen Wahrnehmung liegt auch meine Kraft und meine Kreativität: Ich sehe Details, erkenne Zwischentöne, spüre Nuancen – in Gesprächen, in der Natur, ich nehme die Außenwelt anders war.
Aktuell arbeite ich im kaufmännischen Bereich eines mittelständischen Unternehmens. Ich mag den Job. Aber es fehlt schon noch etwas, um wirklich glücklich zu sein – ein tiefes Glücksgefühl als Basis, das mich trägt. Ich weiß, dass ich zu etwas anderem berufen bin, dass da noch etwas auf mich wartet.
Schon in der Grundschule habe ich in die Poesie-Alben meiner Mitschüler:innen unter „Hobbys“ immer dasselbe Wort geschrieben: Malen. Und jetzt – Jahre später – hat mich diese alte Leidenschaft wieder eingeholt. Ich habe sie neu entdeckt und zu neuem Leben erweckt.
Ich möchte frei sein. Tun, was mir gefällt, was mich glücklich macht. Sobald ich einen Pinsel in der Hand halte und eine Leinwand vor mir habe, breitet sich in mir dieses Glücksgefühl aus. Ich komme zur Ruhe. Es ist wie ein Ankommen. Wie die Stille, die ich in der Natur finde – ein inneres Leuchten. Auch meine Spiritualität wächst mit dieser Leidenschaft.
Ich spüre, dass mein Weg einen Sinn braucht – einen inneren Kompass. Ein großer Teil dieses Sinns ist für mich – wie wohl auch für die meisten Menschen: glücklich zu sein, mit dem was ich tue, vielleicht auch Menschen positiv zu beeindrucken. Die Malerei und meine bunten Kunstwerke helfen mir dabei. Sie bringt mich zu mir selbst und in die Ruhe. Sie ist für mich eine Art Meditation und lässt mich die Zeit vergessen.
„Wenn man tut, was man liebt, zählt man nicht die Zeit, man vergisst sie."
Ich sehe mich gar nicht als „Künstlerin“ im klassischen Sinne.
Ich sehe mich gar nicht als „Künstlerin“ im klassischen Sinne.
Vielmehr will ich meine Gedanken, Gefühle, Fantasien und meine persönliche Philosophie zum Ausdruck bringen, meine Emotionen sichtbar machen. Und wenn das einem anderen Menschen gefällt – umso schöner. Tatsächlich habe ich sogar schon Angebote erhalten, meine Bilder zu verkaufen. Vielleicht ist das ein Weg, dem ich weiter folgen darf. Vielleicht kann ich irgendwann in der Zukunft sogar davon leben. Wer weiß?
Auch das Leben im Ausland zieht mich an. Ich kann mir gut vorstellen, zumindest einen Teil des Jahres in südlicheren Ländern zu verbringen – eine Terrasse mit Blick auf‘s Meer, die Spiritualität spüren und leben. Und vor allem: Malen. Die Farben des Lebens auf die Leinwand bringen.
Worum geht es denn schließlich im Leben? Darum, seinen Platz zu finden, innerlich erfüllt zu sein mit dem, was man tut. Seine Wahrheit zu leben. Und: glücklich zu sein.
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