Lifestyle
Einsatz mit Bedeutung
Maxim Hoffmann im Gespräch
Von Falk-Martin Drescher
Große Freude herrschte bei den Basketball Löwen im vergangenen Jahr, als Maxim Hoffmann aus Oldenburg in seine Geburtsstadt Braunschweig zurückkehrte um den Nachwuchsbereich als Trainer zu verstärken. Heute ist er U16-Bundesligatrainer, aktuell für den Nachwuchsbereich verantwortlich, Ausbildungsleiter am Standort sowie Referent für die Minitrainer-Offensive – einem Kooperationsprojekt des Deutschen Basketball Bundes und des Deutschen Basketball Ausbildungsfonds.
Den halben Tag verbringt Maxim im Büro, die andere Hälfte in den Hallen. Seine Eltern haben ihn schon mit fünf Jahren für den Basketballsport begeistern können – nach vielen intensiven Jahren musste er sich im Alter zwischen 15 und 19 Jahren allerdings mehreren Knieoperationen unterziehen.
Den jungen Generationen wird viel nachgesagt. Wie erlebst Du sie in der sportlichen Praxis? Sind sie anders?
Ich finde, dass man es sich oft etwas zu einfach macht, wenn man die Veränderungen auf die Kinder schiebt. So wie man sie anspricht – so wie man es vorlebt – kommt es auch wieder zurück. Es sind immer schon einige wenige dabei gewesen, die sich ein wenig durchgeschummelt haben. Das sind die, die dann heute als diejenigen abgestempelt werden, die nur an der PlayStation oder am Handy hängen. Wenn man die Kinder aber fordert und fördert – Ziele aufzeigt , dann lassen sich gemeinsame Erfolgserlebnisse schaffen. Und das ist das Wichtigste. Wenn man diese Atmosphäre schafft, dann wirkt sich das in der Regel auch auf das Außenbild der Kinder aus. Neulich waren wir auf einem Turnier und ich habe dann eine Mail bekommen, dass sich unsere Kinder besonders toll verhalten hätten. Um ehrlich zu sein, habe ich da gar nicht bewusst drüber nachgedacht. Es ist für uns völlig normal, dass zwischendurch kein Handy ausgepackt oder herumliegender Müll vernünftig weggeworfen wird. Das Feedback, das die Kinder bei uns im täglichen Training bekommen, ist unheimlich wichtig, denn in der Schulklasse mit 30 Leuten gibt es das nicht in der Form. Da ist das „Feedback“ die Note auf der Klassenarbeit, oder vielleicht noch eine kurze Bemerkung darunter. Die Kinder wollen und müssen ernst genommen werden – und genau das passiert im Sport. Denn etwa die Likes bei Instagram, wo sich viele junge Leute ihre Bestätigung holen, sind ja nichts anderes als „leere Kalorien“. Es füllt niemanden wirklich aus.
Thematisierst Du den Umgang mit den sozialen Medien?
Wir sagen schon, was in der Halle bleiben soll. Und das klappt auch wirklich gut – denn es ist auch für sie ein Raum, in dem sie geschützt sind. Bei Auswärtsspielen ist beispielsweise klar, dass auf der Hinfahrt nicht auf dem Handy herumgespielt wird. Jeder kann Musik hören, sich entspannen, ein Buch lesen, sich unterhalten…und es funktioniert. Auf dem Weg nach Hause wird dann natürlich irgendwann das Handy herausgeholt – das ist aber völlig klar und auch okay, denn soziale Medien sind für uns auf der anderen Seite auch eine Möglichkeit, um Jugendliche mit unserem Sport anzusprechen und ihnen bei Interesse einen schnellen Zugang zu bieten.
Soft Skills sind schon immer wichtig – heutzutage werden sie allerdings viel bewusster geschult. Welche Rolle spielen sie in Deinem Training?
In Oldenburg habe ich eine spezielle Jugendtrainerausbildung absolviert – und der wichtigste Punkt unserer Arbeit ist kommunizieren, Fragen stellen, Feedback geben. Wenn wir Übungen machen, frage ich manchmal in die Runde, warum wir sie überhaupt machen. Dann müssen die Kinder erst einmal überlegen. Zu Beginn haben sie einfach irgendetwas gesagt und überhaupt nicht darüber nachgedacht. Und genauso haben wir früher auch gespielt. Heute hat es sich eingespielt und die Kinder hinterfragen viel mehr. Es wird viel konstanter gelernt: nicht weil man muss, sondern weil es etwas bringt, weil man es will.
Suchen junge Spieler auch Mal das Gespräch zu Themen abseits des Spielfeldes?
Wir haben bei den absoluten Leistungsteams ein vierteljährliches Zwischenstandsgespräch sowie einmal im Jahr ein Karriereplanungsgespräch, da werden grundsätzliche Ziele festgelegt und diverse Themen besprochen. Darüber hinaus ist es sehr unterschiedlich: manch einer sucht sehr oft das Gespräch, andere muss man ein wenig schubsen. Und es möchte verständlicherweise auch nicht jeder über alles mit dem Headcoach sprechen, da wird dann eher der Physiotherapeut, der Co-Trainer oder auch Kapitän des jeweiligen Teams angesprochen. Das ist auch gut so, jeder sucht sich da seinen eigenen Weg. Allen ist klar, dass ein Gespräch niemals negativ ausgelegt wird – im Gegenteil: es hilft ja, bestimmte Beweggründe und Verhaltensweisen besser zu verstehen.
Was glaubst Du: wie lassen sich neue junge Menschen für den Basketballsport begeistern? Die Auswahl an Freizeitmöglichkeiten steigt ja immer weiter.
Der Weg führt ganz klar über die Kindertagesstätten und Grundschulen. Wir machen den Kindern ein Angebot, zeigen ihnen, dass Basketball unheimlich viel Spaß macht. Dass es eine einzigartige Sportart ist mit Blick darauf, wie wichtig jeder einzelne Spieler für das gesamte Team ist. In anderen Sportarten gibt es „Spezialisten“ für bestimmte Bereiche, im Basketball kommt diese Spezialisierung erst sehr spät. Im Kinderbasketball kann jeder alles machen. Es ist einfach eine tolle Teamsportart, bei der jeder seine Stärken und Schwächen haben kann. Daher finde ich es gut, wenn man die Möglichkeit bietet, den Basketball auszuprobieren. Oder die Schulen auch mal zu den Spielen der Bundesligaprofis einzuladen.
Was waren in Deiner bisherigen Zeit hier wichtige Meilensteine – und: Was sind aus Deiner Sicht wichtige Hausaufgaben?
Bei den Teams U10, U12 und U14 haben wir die Teilnehmerzahlen fast verdoppelt. Seitdem ich angefangen habe, ist es uns gelungen, fünf neue Mannschaften zu etablieren, was einfach fantastisch ist. Die Teams rücken näher zusammen, unterstützen sich gegenseitig. Wir feiern gemeinsame Weihnachtsfeiern. Das ist alles gerade fast wichtiger als der sportliche Erfolg – denn der generiert sich aus der genannten Basisarbeit. Die Kinder können innerhalb von Wochen so viel lernen, da zählt vor allem der Wille und die Begeisterung. Wir versuchen uns dabei so wenig wie möglich zu vergleichen: Wir wollen nicht besser sein als die anderen, sondern wir wollen einfach unser Potenzial ausschöpfen.
Falk-Martin Drescher
studierte Stadt- und Regionalmanagement und ist gelernter Quartiersmanager, engagiert sich selbst ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Kultviertels. Im Medienbereich selbstständig, neben seiner journalistischen Tätigkeit als Konzepter, Moderator und im Bereich Influencer Relations aktiv. Mit dem The Dude-Newsletters (www.meett hedude.de) informiert er zudem jeden Montagmorgen über ausgewählte Events und Neuigkeiten aus der Region.
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