Wirtschaft
Von Wolfenbüttel zum Global Player
Erfolg, der unter die Haut geht
Von Lina Tauscher
Michael Tomerius hat schon in einigen verschiedenen Ländern der Welt gelebt. Der gebürtige Wolfenbütteler arbeitete unter anderem in einem amerikanischen Unternehmen für Medizintechnik und sammelte so internationale Erfahrungen. 2011 gründete er die mi.to.pharm Gesellschaft, die 2013 den medizintechnischen Kosmetikhersteller Dermaroller übernommen hat. Dermaroller ist mittlerweile ein international agierendes Unternehmen, dessen Produkte in etwa 50 Ländern von Vertragspartnern vertrieben werden. Umso erstaunlicher ist es, dass wir für unseren Besuch nur einige Minuten ins beschauliche Wolfenbüttel zum Hauptsitz fahren. Warum das so ist, was Michael Tomerius mit der Region verbindet und was sein Erfolgsrezept ist, haben Timo Grän und Lina Tauscher im persönlichen Gespräch erfahren.
Stadtglanz: Hat Dir früher ein Gefühl von „zu Hause sein“ gefehlt?
Mitch: Nicht so wirklich, weil ich dieses Gefühl nicht kannte. Das habe ich erst kennengelernt, seit ich hier mit meiner Familie lebe. Ich glaube, es war wichtig, woanders gewesen zu sein, um schätzen zu lernen, was man hat. Ich mag die Größe der Stadt und dass man sich hier untereinander kennt und sich vertrauen kann.
Für Mitch machen besonders die Menschen und die bekannten Plätze, die mit zahlreichen Erlebnissen und Erinnerungen verknüpft sind, das Gefühl der Verbundenheit aus. Die Gewissheit, seine Familie gut aufgehoben zu wissen, gibt ihm Sicherheit.
Mitch: Man sagt ja, Lachse schwimmen immer den Fluss hoch, wo sie herkommen und bei mir ist das wohl die Oker. Ich bin gerne Teil der Region.
Die Familie Tomerius fühlt sich ihrer Heimat verbunden und möchte deshalb auch etwas zurückgeben.
Mitch: Wir hängen das nicht an die große Glocke, aber wir engagieren uns gerne für regionalen Sport. Wir unterstützen Tennis, Basketball, Kampfsport und haben zuletzt Werkstätten, Schulen und Kindergärten mit Masken ausgestattet.
Für ihn ist vieles im Leben ein Geben und Nehmen. Nach diesem Prinzip ist auch Dermaroller aufgebaut.
Mitch: Uns ist klar, dass unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen immer vollen Einsatz bringen. Das wissen wir zu schätzen und wollen es auch zeigen. Wir stellen Wohnungen für Zugezogene aus anderen Städten oder Ländern zur Verfügung, bieten Sicherheit in Verträgen, aber auch viele Freiheiten und Selbstständigkeit bei der Arbeit, die wir auch erwarten. Obwohl wir schon seit über 20 Jahren in der Branche sind, wurde mir letztens gesagt, dass wir unseren Start-up-Charme nie verloren hätten.
Unsere Identität international
Die Kosmetikindustrie ist eine sehr schnelllebige Branche, die ständigen Veränderungen und neuen Trends unterliegt.
Mitch: Wir setzen vor allem auf Nachhaltigkeit und eine verlässliche Wirkung der Produkte. Alle Produkte werden in Deutschland produziert und dann exportiert und nicht andersherum. Das Leben ist meiner Meinung nach einfach zu kurz, um Menschen zu bullshiten und deswegen halten wir unsere Produktversprechen. Und ich schlafe nachts gern ruhig.
Stadtglanz: Warum werden Deiner Meinung nach die Dermaroller-Produkte weltweit nachgefragt?
Mitch: Wir müssen keinen künstlichen Bedarf generieren, den gibt es einfach in der Gesellschaft. Natürlich ist Aussehen nicht alles, aber jeder hat bestimmte Makel. In der asiatischen Kultur sind das beispielsweise Lachfalten, für jemand anderen ist das vielleicht eine große Brandnarbe, die ihn jeden Tag wieder an ein bestimmtes Ereignis erinnert. Es war nie mein Traum, einfach nur Crèmes zu verkaufen. Unsere Produkte sind medizinisch relevant und können ein Stück weit mehr Lebensqualität verschaffen. Wenn wir diese Rückmeldungen von unseren Kunden und Kundinnen bekommen, macht uns das schon sehr glücklich.
Die Dermaroller-Produkte behandeln laut Studien geschädigte und schlaffe Haut, Narben sowie Falten. Mit der Kollagen-Induktions-Therapie werden die Wundheilungsmechanismen der Haut aktiviert und die Erneuerung von geschädigtem Hautgewebe wird durch Steigerung der Kollagenproduktion gefördert. 2013 wählte das Fachmagazin „Ästhetische Dermatologie“ den Dermaroller zum „Produkt des Jahres“. Außerdem wurde das Unternehmen mit dem „The Aesthetics Awards, treatment of the year – Winner 2013-2014“ und dem „Pinnel Award, best product innovation” ausgezeichnet.
Idealismus vor Profit
Stadtglanz: Mitch, was ist besonders wichtig für ein international agierendes Unternehmen hinsichtlich der Firmenphilosophie?
Mitch: Mir persönlich ist es wichtig, unsere Identität auch
an andere Standorte in anderen
Ländern zu transportieren. Dazu gehören ein kollegiales Miteinander und eine offene Fehlerkultur. Das sagen wir nicht nur so, bei Problemen steht meine Tür offen, aber nur, wenn neben der Schwierigkeit auch Lösungsvorschläge aufgezeigt werden. Dass wir für uns einstehen, heißt auch, dass beispielsweise nirgends Tierversuche gemacht werden. Selbst wenn das bedeuten würde, einen neuen Markt zu erschließen und somit den Profit zu steigern. Ich bin mir aber sicher, dass man sich selbst treu bleiben muss, um glücklich zu sein.
Erfolg definiert jeder Mensch auf seine Art und Weise. Oft wird er mit Reichtum in Form von Geld und Luxus verbunden. Für Mitch bedeutet Geld nicht automatisch Erfolg; seiner Meinung nach besteht das Rezept für ein erfolgreiches Leben darin, die eigenen Werte zu vertreten.
Mitch: Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass sich der Erfolg fast automatisch einstellt, wenn man voll hinter den Dingen steht, die man tut. Man muss in der Lage sein, Leute mit seiner Idee mitzuziehen und zu begeistern. Dieser Spaß an der Sache und bestimmte Voraussetzungen, wie soziale Zufriedenheit, sind schon sehr wichtig.
Stadtglanz: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Mitch: Unser Ziel ist es, uns weiterhin treu zu bleiben und könnten durch eine Steigerung der Rentabilität wieder in innovative Ansätze investieren. Außerdem, möchten wir unser Team in Wolfenbüttel auf insgesamt 50 Mitarbeiter:innen erweitern.
Vielleicht entschließen sich auch seine eigenen Kinder in Zukunft Teil des Unternehmens zu werden, die bereits in der IT-Abteilung und bei Produktpräsentationen eine große Hilfe waren. Vorrangig wichtig ist ihm jedoch, dass sie mit ihrem späteren Beruf glücklich sind.
Mitch: Man sollte das tun, was man gerne tut, aber mit Herzblut.
Für die Region wünscht er sich, dass die Menschen ihr Umfeld weiterhin wertschätzen, unterstützen und noch mehr mitgestalten.
Lina Tauscher
Die 25-Jährige ist ausgebildete Kauffrau für Marketingkommunikation, fühlt sich aber im redaktionellen Bereich am wohlsten. Momentan studiert sie Journalismus und Public Relations und ist in der MediaWorld als Redakteurin sowie im Content-Management tätig. Sie begeistert sich für gute Geschichten, die von inspirierenden Menschen und Meinungen zum Leben erweckt werden.
Mehr aus dieser Rubrik
Zur Startseite