Wirtschaft
Die Königin der Marken
… und warum jede Frau die Spiderwoman in sich wecken sollte.
Die Gründerin der PierraaGroup hat das Unternehmen mit Sachverstand und dem richtigen Gefühl für Trends und Entwicklungspotenziale zu den Top-Playern im Marken- und Agenturgeschäft aufgebaut. Den Fokus ihrer Geschäftsaktivitäten richtet Saskia Pierschek von Beginn an klar auf unsere Region. Aus tiefer Verbundenheit zu Ihrer Heimat, die sie als besonders facettenreich und modern mit dynamischer Wirtschaft liebt – und weil sie hier das größte Potenzial sieht. Frisch ausgezeichnet mit dem Siegel ZUKUNFTGEBER ist nun auch die Qualität der PierraaGroup als attraktiver Arbeitgeber amtlich. STADTGLANZ besucht sie in der Löbbecke Villa und fragt nach.
- Was war Ihre Motivation, sich selbstständig zu machen?
Ich bin ein sehr agiler, zielorientierter und geistig beweglicher Mensch. Wenn ich meinen Fokus im Großen ausgerichtet habe, erreiche ich die gesteckten Ziele meist recht zügig und lege mir bereits die nächsten Meilensteine innerhalb des Prozesses zurecht. Als Unternehmerin kann ich mich hier voll entfalten. Ich liebe es zu skalieren – nicht nur mein Unternehmen, sondern auch die Unternehmen unserer Auftraggeber – langweilig wird mir so nie.
- Sie werden als Paradebeispiel für unterschiedlichste, momentan diskutierte Thematiken gehandelt: Beispielhafte Gründung und Unternehmensentwicklung, Unternehmermut und -geist, Frauen in der Wirtschaft, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Worauf führen Sie selbst Ihren Erfolg zurück?
Ich folge schon mein ganzes Leben einem Credo: Gehe durch die Tür, vor der Du am meisten Angst hast. Das hat mit einer Mutprobe angefangen, damals war ich sechs Jahre alt. Mir wurde eine riesige, behaarte Feldspinne auf den Arm gesetzt und Zögern war für mich keine Option. Heute setzt mir zwar niemand mehr eine Spinne auf den Arm, aber als Metapher funktioniert es wunderbar. Der eigene Horizont wird unendlich groß, wenn man sich von selbst auferlegten Beschränkungen und Ängsten befreit.
- Wie würden Sie Ihre Werte, Ihre Haltung in Ihrer Rolle als Geschäftsführerin beschreiben?
Mein beruflicher Alltag besteht zu großen Teilen aus Menschen, die mich um Rat bitten und mir ihr Vertrauen schenken. Das ist eine große Verantwortung, die sich in den daraus resultierenden Entscheidungen auch auf tausende Angestellte auswirken kann. Mir ist hierbei die Tragweite meines Handelns und meine Vorbildfunktion bewusst: als Unternehmerin, als Chefin, als Mentorin. Ich versuche mir die Demut, Dankbarkeit und das werteorientierte Handeln im Zentrum meiner Empfehlungen zu bewahren. Dennoch gibt es komplexe Fragestellungen, die zu massiven Kollisionen unterschiedlicher Werte und Glaubenssätze führen können. Hier gibt es von Haus aus keine einfachen Lösungen. Dann heißt es, mit mir selbst intensiv in Verhandlung zu treten. Hier muss ich mich teils über lange Zeit mit möglichen Szenarien beschäftigen, bis ich eine schlüssige Entscheidung formulieren kann.
- Wer oder was inspiriert Sie in Ihrem Tun und Handeln?
Ich habe ein ausgeprägtes Faible für Menschen, die für eine Sache mit Herzblut und Einsatz kämpfen – insbesondere für Weltverbesserer. Mit voller Kraft und bis es weh tut. Das bewundere ich, da geht mein Herz auf. Das kann ein Vorstand sein, der eine Gesellschaft umstrukturiert, um Arbeitsplätze zu sichern oder ein Meeresforscher, der die Rettung einer seltenen Fischart im Südpazifik zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Wenn es in den Augen aufblitzt, kann ich begeistert und mit Ausdauer stundenlang zuhören und fühle mich nachhaltig inspiriert.
- Was würden Sie sagen: Führen Frauen anders als Männer?
Warum sollten sie? In der Unternehmensberatung habe ich viele Führungspersönlichkeiten kennenlernen dürfen. Eines wird einem hier schnell bewusst: Führung hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Manche haben ihre Position geschenkt bekommen, manche hart erarbeitet, manche sind fantastisch in dem was sie tun, andere eine Belastung für ihr Umfeld. Meine Definition einer guten Führungskraft beschreibt ein Potpourri unterschiedlichster Fähigkeiten, die idealerweise Kopf und Herz gleichermaßen verbinden. Ein scharfer Geist gepaart mit ausgeprägter Empathie – diese Komponenten zu vereinen ist unabhängig vom Geschlecht immer eine zentrale Herausforderung.
- Sie haben vor neun Jahren gegründet und sind 2016 mit der PierraaGroup in die Löbbecke Villa gezogen – sprich in die ehemaligen Räumlichkeiten Ihres Kunden pizza.de.
Es ist erstaunlich, wie das Leben so spielt. Ich kann mich erinnern, als ich vor einigen Jahren einen Termin in der Löbbecke Villa bei unserem Kunden pizza.de hatte – es muss etwa 2012 gewesen sein. Ich war so beeindruckt von diesem wunderschönen Anwesen. Niemals hätte ich für möglich gehalten, dass wir nur vier Jahre später einziehen würden. Es ist unser heißgeliebtes Zuhause geworden. Seitdem habe ich einen liebevollen Spitznamen, mit dem mich ein Kunde getauft hat und der sich wacker hält: Königin der Marken. Ganz im Ernst: Eigentlich bin ich der Hausmeister. (lacht)
- Wie würden Sie Ihre Marktpositionierung beschreiben? Entsprechend Ihres Portfolios arbeiten Sie insbesondere mit den Global Playern der Region zusammen.
Wir lieben komplexe Marken und dazugehörige Strategien. Je größer die zu kommunizierenden Inhalte und Maßnahmen, umso besser. Die PierraaGroup verfügt über vier Units, die auf 1.260 Quadratmetern in der Löbbecke Villa gemeinsam und hoch spezialisiert komplexe Kommunikationsstrategien entwickeln. Consult, Design, Digital und Event in dieser Qualität und unter einem Dach stellen ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dar. Darauf sind wir sehr stolz. Wir betreuen den Mittelstand und Konzerne wie die Volkswagen AG, die Salzgitter AG, MAN Energy Solutions und deren dazugehörige Marken seit vielen Jahren.
- Projekte welcher Art würden Sie am liebsten stets selbst übernehmen? Für welche Themen schlägt Ihr Herz?
Ich liebe die Beratung bezogen auf die komplexe Unternehmens- und Markenführung, sowie Launches von Produkten und Initiativen auf Mittelstands- und Konzernebene. Aber auch das Egomarketing auf Geschäftsführer- und Vorstandsebene betreibe ich mit Hingabe und Leidenschaft. Die oft sehr intensive Zusammenarbeit mit Vorständen, Unternehmern und der jeweiligen Führungsriege ermöglicht es mir, Maßnahmen individuell festzulegen und Potenziale ideal auszuschöpfen – auch meine eigenen.
- Sie engagieren sich in der Region, unter anderem als Partner des Idee-Preises. Warum sind derartige Formate aus Ihrer Sicht wichtig?
Die Region wirtschaftlich zu sichern und zukunftsfähig zu gestalten ist immens wichtig. Die großen und bereits vielfältig diskutierten Themen, wie z. B. der Fachkräftemangel oder die Digitalisierung, sind hierbei nur ein Teil der Herausforderung. Der IDEE Wettbewerb inspiriert die Teilnehmer und fördert das unternehmerische Denken und Handeln. Persönlich habe ich bereits seit vielen Jahren die Möglichkeit, als Jurymitglied aktiv vor unternehmerischen Fehleinschätzungen zu schützen und neue Impulse zu setzen. Ebenfalls loben wir unter den finalen Preisträgern den PierraaGroup Sonderpreis über 2.500 Euro aus, welcher in Form von Leistungen unserer Units abgerufen werden kann. Wir haben auf diese Weise schon vielfältige Unternehmer begleiten dürfen und innerhalb der Märkte erfolgreich installiert.
- Was für ein Start-up würden Sie gerne mal (zusätzlich) gründen?
Ganz ehrlich: gar keines! Ich liebe es ungemein, als Mentor und Vorbild für Start-ups zu agieren, und halte mich auf der Seite der Weggefährten für weit besser aufgehoben.
- Wo sehen Sie Chancen und Schwierigkeiten von Frauen in der Wirtschaft?
Meiner Meinung nach haben starke Frauen jede Menge Chancen und darin liegt auch das Problem. Wenn einzig Frauen mit hoher Durchsetzungskraft und großer Strahlkraft Ziele erreichen können, nehmen wir unserem Wirtschaftsstandort großes Potenzial. Die ruhige Denkerin, die sensible Kreative, die schüchterne Mathematikerin sind so unendlich wertvoll für unsere Unternehmen, werden aber noch immer übersehen. Nun kann man sagen, dass es den Männern doch auch so geht. Leider ist es aber so, dass ruhige Frauen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen oft negativ fehlinterpretiert werden.
- Konferenzsituationen: Wer redet mehr, wer darf ausreden?
Zunächst gilt es bei uns zuzuhören, Zwischentöne wahrzunehmen und Raum für Eigenreflexion auf Auftraggeberseite zu schaffen. Dann beginnt unsere eigentliche Arbeit und schlagartig ist der Redeanteil massiv verschoben. Aber ich gestehe ganz ehrlich: Ich sage gern meine Meinung und kann dafür mit Leidenschaft kämpfen. Jeder der einmal eine Weihnachtsfeier in meiner Familie miterlebt hat, wird dafür schlagartig Verständnis aufbringen. Da kann es ordentlich zur Sache gehen. (lacht)
- Sie haben einen Wunsch für Ihr Unternehmen frei: Welcher wäre das?
Ganz im Ernst, ich bin wunschlos glücklich. Meinem Unternehmen, meinen Mitarbeitern und Auftraggebern die Gestaltungsfreiheiten des heutigen Tages auch in Zukunft uneingeschränkt zu erhalten, das wäre doch was!
Falk-Martin Drescher
studierte Stadt- und Regionalmanagement und ist gelernter Quartiersmanager, engagiert sich selbst ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Kultviertels. Im Medienbereich selbstständig, neben seiner journalistischen Tätigkeit als Konzepter, Moderator und im Bereich Influencer Relations aktiv. Mit dem The Dude-Newsletters (www.meett hedude.de) informiert er zudem jeden Montagmorgen über ausgewählte Events und Neuigkeiten aus der Region.
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