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Wirtschaft

4. Mai 2023

Interdisziplinärer Austausch auf Augenhöhe

Der Industrieklub Braunschweig bringt Top-Entscheider aus der Wirtschaft in den fachlichen und persönlichen Dialog

(Fotografie: Industrie Klub)

Den Mitgliedern im Rahmen eines zwanglosen Beisammenseins Raum und Gelegenheit zum persönlichen wie fachlichen Austausch, zur Erholung und zur geselligen Unterhaltung zu geben – das war im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges der erklärte Zweck des von Persönlichkeiten aus Industrie und Wirtschaft gegründeten „Braunschweiger Klub 1918". Bis heute dient die Wirtschaftsvereinigung, die seit 1974 unter dem Namen Industrieklub Braunschweig firmiert, Entscheidern als Plattform und Netzwerk. In den vergangenen Jahren hat sich der Klub dynamisch entwickelt und insbesondere jüngeren Entscheidern aus der New Economy geöffnet. „Es ist deutlich mehr Drive drin", freuen sich die Vorstandsvorsitzende Heike Hahne und Vorstandsmitglied Stefan Becker.

„Wenn man auf die Historie des Industrieklubs schaut, dann ist da eine gewisse Altehrwürdigkeit im positiven Sinne inhärent. Wir sind seit jeher hoch anerkannt und hervorragend vernetzt mit Politik, Wirtschaft und unseren Hochschulen. Es handelt sich zweifellos um einen der exklusiveren Gesellschaftsklubs, die es in Braunschweig gibt. Uns geht es darum, sich auf Augenhöhe interdisziplinär auszutauschen und Einblicke in andere Unternehmen und Geschäftsabläufe zu erhalten. Ich erhalte regelmäßig enormen Input, der mir sowohl beruflich in meinem eigenen Umfeld hilft als auch persönlich einen enormen Benefit bringt", sagt Stefan Becker, der hauptberuflich Geschäftsführer der Autohaus Rosier Braunschweig GmbH ist.
Zeitgemäße und exklusive Veranstaltungen, Exkursionen und Impulse in stilvollem Rahmen ermöglichen den Klubmitgliedern regelmäßig außergewöhnliche Erlebnisse, Begegnungen und ein verbindliches sowie tolerantes Miteinander. Letztlich gehe es bei den Treffen aber längst um weit mehr als nur Unterhaltung. Diese sei zwar schon ein Wert an sich, aber: Wer einlädt, möchte etwas mitteilen, und wer kommt, etwas mitnehmen. „Wir treffen uns monatlich, in der Regel bei einem Unternehmen, das sich und seinen Betrieb vorstellt. Dabei beschäftigen wir uns immer öfter mit Transformationsthemen wie Cyberkriminalität oder machen Veranstaltungen mit Start-ups. Diesbezüglich arbeiten wir unter anderem auch eng mit der iTUBS zusammen. Das funktioniert sehr gut und hat einen Mehrwert für beiden Seiten: Die jungen Unternehmer erzählen von ihren neuen Ideen, und wir geben im Gegenzug unsere Erfahrung an die Start-ups weiter“, skizziert Heike Hahne.

Offener, jünger, weiblicher

Den Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft begleitend, hatte sich der Industrieklub dem veränderten wirtschaftlichen Umfeld selbstverständlich schon vorher angepasst, indem er Vertreter aus industrienahen Branchen und Freiberufler aufnahm. Dadurch hat sich die Mitgliederstruktur des Klubs inzwischen deutlich verjüngt. „Grundsätzlich kommt der Industrieklub ja aus der Old Economy. Die Vermischung mit der New Economy wird jedoch immer deutlicher. Durch junge neue Mitglieder, die aus anderen Branchen kommen, ist eine großartige und wie ich finde wichtige Dynamik entstanden. Es gibt einen sichtbaren Wandel", betont Becker.
Ein Beleg für den neuen Drive: Während frühere Vorsitzende zumeist viele Jahre im Amt blieben, wechselt der Vorsitz seit Anfang der 2000er Jahre traditionell in einem Rhythmus von zwei Jahren. Mit Heike Hahne (früher Alstom Transport Deutschland GmbH) hat im Juli 2022 zudem erstmals eine Frau den Vorstandsvorsitz in der 105-jährigen Geschichte des Klubs übernommen. Stefan Becker wurde derweil neu in den Vorstand gewählt. Er entschied sich bewusst für eine Mitwirkung, da ihn das zuletzt in den Mittelpunkt gerückte Thema Veränderung und Transformation sehr interessiert habe und er dazu beitragen wollte, die traditionsreiche Vereinigung erfolgreich in eine neue Ära zu führen. „Und ich mag das Niveau, auf dem wir unterwegs sind. Auch wenn man sich das jetzt nicht so hierarchisch vorstellen darf wie in einem Konzern. Der Tisch ist dann doch eher rund und nicht eckig", sagt er lächelnd.

Heike Hahne nickt zustimmend: „Der Klub gibt mir einfach was! Allein durch die Organisation des Jahresprogramms habe ich den vergangenen Jahren viel gelernt und mitgenommen, Ich habe hier die Möglichkeit, selbst zu gestalten und mich mit Themen zu beschäftigen, die mir naheliegen.“

Enge Verbindung zur Industrie- und Handelskammer

Festen Sitz und Postadresse – der Betrieb eines geplanten eigenen Vereinshauses für die Zusammenkünfte wurde aufgrund finanzieller Verluste durch Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg verworfen – hat der Industrieklub seit jeher in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Braunschweig (IHK, vormals Handelskammer für das Herzogtum Braunschweig und Handelskammer für den Freistaat Braunschweig). Entsprechend eng und vertraulich ist die Zusammenarbeit mit der im Gewandhaus am Altstadtmarkt beheimateten Kammer, die als Körperschaft öffentlichen Rechts mit Ihrer gewählten Vollversammlung als „Parlament der Wirtschaft“ durchaus fachliche oder personelle Schnittmengen zum Industrieklub hat und das Gesamtinteresse der Wirtschaft vertritt. Ein Ehrenamt hüben wie drüben, diese Konstellation gab und gibt es deshalb immer wieder. Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums 2018 finanzierte der Verein sogar den traditionellen IHK-Neujahrsempfang.

„Einmal im Jahr organisieren wir zudem einen gemeinsamen fachlichen Vortrag. Das haben wir auch im März dieses Jahres wieder gemacht. Dr. Rainer Fessel, der Leiter des Volkswagen-Stammwerks in Wolfsburg hat im Kongresssaal der IHK eine anregende und spannende Keynote zum Thema ‚Transformation zum Multiplattform-Werk Wolfsburg‘ gehalten“, verweist Heike Hahne auf die bis heute bestens eingespielte Zusammenarbeit.

„Qualität vor Quantität“

148 Mitglieder zählt der Industrieklub Braunschweig derzeit, wobei es Personen- und Firmenmitgliedschaften gibt. In der Regel trete das Unternehmen dem Industrieklub bei und stelle dann dementsprechend seine Top-Führungskraft als Mitglied ab. „Jeder, der eintreten möchte, wird zunächst einmal vorgeschlagen, dann wird im Vorstand darüber diskutiert und es kommt zu einer Gastmitgliedschaft. „Das potenzielle Mitglied prüft, ob wir zu ihm passen, und umgekehrt. Erst dann wird das Mitglied aufgenommen", erläutert Heike Hahne. Dabei gehe Qualität eindeutig vor Quantität. Gesucht würden gezielt jüngere, bevorzugt weibliche Führungskräfte, vor allem aber smarte Mitglieder. „Wir merken an der einen oder anderen Stelle, dass uns dieser neue frische Geist aktuell wirklich guttut. Bei allem Wunsch nach frischem Geist muss es jedoch am Ende auch ein aufmerksamer Geist sein."

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 27 / Sommer 2023.

André Pause

ist seit dem 01.03.2023 Head of Content der mediaworld GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Stadtglanz. Nach seinem Studium an der FH Hannover schrieb und fotografierte der Diplom-Journalist freiberuflich für regionale Medien sowie die Deutsche Presseagentur (dpa) und Fachzeitschriften aus dem Bereich Kultur. Zuletzt verantwortete er als Chefredakteur der Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig sechs Jahre lang deren Mitgliederpublikation „IHK Wirtschaft“.

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