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Wirtschaft

26. Januar 2023

Transformation – Industrie 4.0

Die Bezeichnung TRANSFORMERS beschreibt den Film und seine Protagonisten, der im Jahr 2007 gestarteten gleichnamigen Kinofilmreihe über eigenständig agierende, mechanische Wesen, die über die Fähigkeit verfügen, ihre Körper zu transformieren.

Von Thomas Krause

( Foto: Adobestock: paul_craft )

Intelligente Maschinenwesen – sprich die Reinform von Industrie 4.0 – vier Jahre bevor dieser Begriff 2011 als Zukunftsprojekt im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung überhaupt kreiert wurde. Heute ist die Industrie 4.0 ein international gebräuchlicher Begriff und steht für die Digitalisierung der Industrie und der Produktionsprozesse.

Somit sind die Vorboten der Transformation auch außerhalb der Kinosäle schon lange für die Akteure aus Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft erkennbar. Die durch den Ökonomen Joseph Schumpeter in seiner Abhandlung von der Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung 1911 eingeführten Begriffe der schöpferischen und kreativen Zerstörung – heute meist verkürzt unter dem Begriff der disruptiven Innovation verwendet – beschreiben das Wechselspiel aus Innovation und Imitation, Innovatoren und Nachahmern, als Motivation für den Wettbewerb und damit als Antriebskraft für die Wertschöpfung. Wenn grundlegende Innovationen mit hohem Wertschöpfungspotenzial erfolgreich in den Markt eingeführt werden, ergibt sich durch die hohen erzielbaren Wertschöpfungsraten ein entsprechend großer Druck der Anpassung – sprich der Transformation – bei den etablierten Markteilnehmern. So geschehen bei der Einführung der Auto- oder Flugzeugmobilität in den 1920er- bis 1960er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts oder bei der elektronischen Bürokommunikation der 1970er-Jahre, woraus sich zuerst die Computertechnologie und dann anschießend die omnipotenten Smartphones innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelt haben.

Doch die eigentliche Herausforderung jeglicher Transformation bei etablierten Unternehmen ist das Loslassen des Vorhandenen.

Prominentes Beispiel dafür ist Kodak mit der Entscheidung, der digitalen Bildertechnologie keine Zukunft einzuräumen und stattdessen an der etablierten, aber analogen Kamera- und Filmtechnik festzuhalten.

Beharrungsvermögen, gespeist aus dem Bekannten, Routinierten, „Immer-schon-so-Gemachten“ ist das Gummiband für die etablierten Wertschöpfungsketten, die zwar noch eine Steigerung im Kleinen gewähren, aber den größeren Sprung in eine andere erzielbare Dimension der Wertschöpfung verhindern. Aktuell nachvollziehbar macht dies der Wert der Marktkapitalisierung von TESLA gegenüber den etablierten OEM, welche noch weiterhin am Gummiband des Geschäftsmodells Verbrennungsmotor festhängen (müssen). In dieser Hinsicht ergab sich ein erstes Aufblitzen der Transformation in unserer Region mit dem Schaufenster Elektromobilität von 2013 bis 2016. Aber es bedurfte noch weiterer Jahre, bis seit 2020 konsequent auf die Elektromobilität gesetzt wird. Von der SalzGIGA der VW-Komponente mit dem JointVenture PowerCo, über die VW Financial Services AG und die CARIAD SE bis hin zur neuen Trinity-Produktion in Wolfsburg – Elektromobilität und Digitalisierung sind der Antrieb der industriellen Erneuerung und bilden so den Kern der Transformation.

Neue Herausforderungen der CO2-Neutralität und der Energiesicherheit veranlassen die Industrie, lang ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen, siehe das Beispiel der Salzgitter AG mit dem geplanten Einsatz von grünem Wasserstoff. Etablierte Tier-1-Zulieferer wie Bosch oder Siemens oder die großen Ingenieurdienstleister wie die IAV schaffen den Erneuerungsprozess für ihre Produkte, Prozesse oder die Qualifikation der Beschäftigten in der Regel aus eigener Kraft. Doch die Wertschöpfungsketten in unserem Wirtschaftssystem sind global ausgelegt, vielschichtig miteinander verwoben und verbunden und lassen kein Unternehmen isoliert für sich. Besonders der Mittelstand in Form der vielen kleinen und mittleren Unternehmen mit ihren Beschäftigten wird von der Transformation betroffen sein. Im Gegensatz zu den Großunternehmen verfügen sie in der Regel nicht über die sofortige Kapitalkraft, eigene Transformationsprozesse für Produkte und Prozesse zeitnah aufzustellen. Kompetenz, Inspiration und Motivation sind vorhanden, dennoch bedarf es eines unterstützenden Impulses zum geeigneten Zeitpunkt, damit der erste Schritt zur Anpassung richtig gesetzt wird. Als Impulsgeber kommen hier eine ganze Reihe von Akteuren in Frage: Universitäten und Hochschulen, wissenschaftliche Einrichtungen, Wirtschaftsverbände und regionale Entwicklungsgesellschaften, Sozialpartner, gleich ob Unternehmer- und Arbeitgeberverband oder Gewerkschaften. Des Weiteren Politik und Verwaltung – und hier insbesondere die Arbeitsagenturen oder Interessensverbünde, wie das Fachkräftebündnis SüdOstNiedersachsen. Sie alle sind Teil der Transformationsbegleitung und -umsetzung.

Richtig wirksam für die Unternehmen und Beschäftigten werden diese aber erst im gemeinsamen Wirken. Die Transformation beschreibt einen fast globalen, mindestens aber europäischen Wettlauf um Talente, Fachkräfte und mittlerweile generell um Arbeitskräfte, die von den Veränderungen der Arbeitswelt einerseits betroffen sind aber andererseits durch neue Nutzerbedürfnisse auch selber zur Transformation beitragen. Nur im Zusammenwirken aller Partner kann die Transformation in unserer Mobilitätsregion hin zu neuen Antriebsformen und Mobilitätsdienstleistungen, hin zur Energie- und Verkehrswende und damit zur CO2-Neutralität bei weiterhin hoher Wertschöpfung und Beschäftigung bestmöglich gelingen.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat zu Beginn des Jahres das Konzept für ein Regionales Transformationsnetzwerk SüdOstNiedersachsen (ReTraSON) der Allianz für die Region GmbH entsprechend anerkannt und eine Projektförderung bis Mitte 2025 genehmigt. Damit hat die Region die finanziellen Mittel für die Ausgestaltung einer eigenen Transformationsstrategie zur Verfügung. Unter Einbeziehung aller Akteure und der relevanten Adressatengruppe, sprich den kleinen und mittleren Unternehmen, die direkt als Zulieferer oder indirekt als vor- oder nachgelagerter Dienstleister von der Wandlung in der Fahrzeugindustrie betroffen sind, wird in den nächsten Monaten eine wirksame Strategie zur Stärkung der Wirtschaftskraft der Region rund um ihre industriellen Kerne erarbeitet und umgesetzt.

Seien Sie als Unternehmen dabei, es lohnt sich – für Ihr Unternehmen, für Ihre Beschäftigten und für unsere Region!

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 25 / Winter 2022.

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