Kultur
Weitermachen und weiterlachen!
Die UNfrage des Jahres 2020, gerne noch eingeleitet mit einem „Du darfst doch gerade gar nicht auftreten.“, lautet „Was machst du jetzt eigentlich?“ Hier meine ehrliche Antwort.
Von Stefan Graen
Ich gestehe, dass ich Netflix häufiger als üblich besuche, und neulich kam im Gespräch mit einem Freund irgendwann die Frage auf, ob nach einer Zombie-Apokalypse noch Bedarf an Comedians bestände. Schließlich herrschten dann über die wenigen noch klar Denkenden Unsicherheit und Angst, während der Rest eh – naja, irgendwie hirntot sei.
Ich bin mir sicher, dass Impro-Comedians immer Konjunktur haben, weil sie stets positiv denken, flexibel, vielseitig und obendrein noch lustig sind.
Das beschreibt trefflich die Situation der Comedy-Company. In einer Zeit, da viele selbständige Künstler*innen wirtschaftlich schon mit einem Fuß im Reich der lebenden Toten stehen, sehe ich keinen Grund, verzagt zu sein.
Als Unternehmenstheater stehen wir normalerweise im Mittelpunkt und aktivieren Menschen zum Kommunizieren, als Comedy Act auf der Bühne sind wir ständig im Gespräch mit unseren Zuschauern. Mithin wurde uns viel Wandlungsfähigkeit abverlangt, denn Events und Tagungen mit Menschen vor Ort finden nicht statt, ebenso bergen Bühnenprogramme und Konzerte gesundheitliche Risiken und fallen aus (die Tagespresse berichtete).
Nun nutze ich die auftragsärmeren Zeiten gerne, um mal wieder das Badezimmer durchzuwischen und das Wohnzimmer auf Vordermann zu bringen. So auch dieses Mal, aber schon nach kurzer Zeit als Haus- und Gartenmeister war klar, dass mit den Kollegen ordentlich nach vorne geschaut werden musste. Die Arbeit an neuen Konzepten begann.
Wir wollten online-Veranstaltungen entwerfen, in die wir viel von dem mitnehmen, was Präsenzveranstaltungen mit der Comedy-Company ausmacht. Nach einigen Versuchen haben wir das erfolgreich geschafft; ein – glücklicherweise aufgeräumtes – Wohnzimmer dient inzwischen gleichermaßen als Kulisse für die Talk-Show wie auch für das gruppendynamische Team-Event.
Vieles von dem, was wir uns im Sommer ausgedacht haben, setzen wir nun nach und nach um. Ein online(!)-Wunschlied-Konzept aus dem Jahr 2007 haben wir überarbeitet und zur Weihnachtszeit erfolgreich neugestartet.
Schon jetzt ist 2021 ein aufregendes Jahr für uns. Lang nicht mehr wollten wir so viel ausprobieren und wir brennen darauf, auch im guten alten analogen Bereich wieder Projekte mit echten Menschen – egal ob mit oder ohne Maske – durchzuführen.
Wir hatten das Glück, bislang von der Zombie-Apokalypse verschont geblieben zu sein, konnten die vielfältigen Herausforderungen mit Augenmaß angehen und zuversichtlich weiterarbeiten. Bei allem Überschwang wissen wir aber auch, dass nicht alle Kolleg*innen so ruhig sein können.
Daher sind alle aufgerufen, sie nicht im Regen stehen zu lassen. Sobald es wieder möglich ist: Geht in die Theater, Varietés und Clubs! Lasst euch dort überraschen – vielleicht ja auch von uns! Ihr könntet sogar das Netflix-Abo kündigen, naja, zumindest aber den mal Fernseher abstellen! Das schafft sogar ein Hirntoter...
Stefan Graen
Stefan Graen ist einer von vier Köpfen der Comedy-Company (www.comedy-company.de), die unter dem Motto „professionelle Anarchie mit akademischem Hintergrund“ Unternehmenstheater anbietet.
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