Wirtschaft
Das entzauberte Geld
Vorstandsvorsitzender der BLSK Christoph Schulz, im Gespräch über das wahrhaftige Glück.
Von Falk-Martin Drescher
Die Corona-Zeiten haben für Schulz und die Braunschweigische Landessparkasse viel verändert: für die Mitarbeiter, die Kunden – die Kommunikation. Im Interview mit Falk-Martin Drescher in der Jakob-Kemenate in Braunschweig spricht der BLSK-Vorstandsvorsitzende über persönliches Glück, ein Unternehmen im Wandel sowie die Rolle von Geld.
Herr Schulz, warum haben Sie sich die Jakob-Kemenate als Ihren persönlichen Glücksort ausgesucht?
Die Kemenate ist für mich persönlich einfach ein guter Ort. Als ich nach Braunschweig kam, erklärte mir Reiner Roseneck die Geschichte des Gebäudes. Hier trifft das Alte auf das Neue. Ich finde, dieses Wechselspiel ist sehr gut gelungen.
Wenn wir über das Thema Glück sprechen liegt in Ihrem Kontext natürlich die Frage nahe, ob Geld glücklich macht. Was meinen Sie?
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Geldsorgen unglücklich machen können. Genauso habe ich schon beobachtet, dass viel Geld unglücklich machen kann. Das mag für viele paradox klingen. Aber ab einem bestimmten Vermögen steigt oft die Sorge vor Vermögensverlust, Verarmung oder einem geringeren Lebensstandard. Da liegt es nahe, dass es irgendeine Zahl gäbe, die perfekt sei und zum Glück führt. Die gibt es aber nicht.
Lässt sich das Glück denn zumindest erkaufen?
Nein. Es gibt Menschen, die sich sehr stark über Materielles definieren. Materielles kann vielleicht erfreuen, stolz machen oder eine Eitelkeit bedienen, mit wirklichem Glück allerdings hat das nichts zu tun.
Vor unserem Gespräch habe ich lange über das Thema Glück nachgedacht und kann dazu viele Geschichten erzählen – keine jedoch hat etwas mit Geld zu tun. Das liegt sicherlich auch daran, dass sich das Geld berufsbedingt für mich über die Jahre entzaubert hat. Und das nicht, weil ich jetzt selber so viel davon habe, sondern, weil ich schlichtweg die Mechanik von Geld verstanden habe.
Werfen wir einen Blick auf die Braunschweigische Landessparkasse. Wie glücklich lief das Jahr für die BLSK?
Wir haben bis heute Glück. Wir sind bisher gut durchgekommen. Für uns alle war und ist Corona eine Herausforderung, auf die wir uns nicht vorbereiten konnten. Für eine Pandemie gab es keine Blaupause. Wir haben es hinbekommen, unsere Filialen offenzuhalten und den Betrieb – wo möglich – Homeoffice-fähig zu machen. Ich möchte an der Stelle noch einmal betonen, wie beeindruckt ich vom Selbstverständnis unserer Mitarbeitenden bin, die unter diesen Rahmenbedingungen so wahnsinnig viel geleistet haben. Alle haben selbstverständlich mit angepackt; das hat uns sehr zusammengeschweißt.
Apropos Mitarbeiter: Wie hat man heutzutage – nicht nur im Corona-Kontext, aber auch – zufriedene Kollegen? Was tut man als Unternehmen, um glückliche Mitarbeiter zu haben?
Wir haben in den vergangenen Jahren enorm an dem Thema Unternehmenskultur gearbeitet. Wir haben über viele Fragen gesprochen: Wie gehen wir miteinander um? Wie lernen wir voneinander? Welche Rolle spielt der Einzelne? Wie viel Individualität lassen wir zu? Heute konzertieren wir uns auf ein Maximum an Individualität und zugleich auf eine feste Vereinbarung auf das, wofür wir da sind.
Kommen wir von zufriedenen Mitarbeitern zu zufriedenen Kunden. Jede Bank hat die Corona-Zeit bis dato kommunikativ für sich selbst interpretiert, mit unterschiedlichen Kampagnen und Aktionen. Was ist Ihnen dabei wichtig?
Zunächst unterscheiden wir nicht zwischen interner und externer Kommunikation – es gibt nur eine Kommunikation. Und die fängt mit Produkten an: Ich halte nichts von Lockangeboten. Ein Produkt kostet Geld; nichts gibt es umsonst. Zumal heute jeder weiß, dass irgendjemand den Preis bezahlen wird. Mir ist da Transparenz ganz wichtig. Ich empfinde es als Glück, dass ich mich in all den Jahren nie verbiegen musste, kein Produkt verkauft habe, weil ich es musste. Sondern aus Überzeugung. Genauso, wie wir in diesem Jahr aus Überzeugung mit dem großen roten Herz an unserem Hochhaus ein Zeichen gesetzt haben und den Menschen Mut und Zuversicht vermittelt haben.
Runden wir noch einmal mit dem Thema Glück ab. Was macht Sie heute glücklich?
Ganz oft ist es das Flüchtige. Der Moment, wenn ich auf meinem Fahrrad am spiegelglatten Südsee vorbeifahre und einfach anhalte, um die Atmosphäre zu genießen. Ja, das ist kitschig, aber wundervoll. (lacht) Naturmomente machen mich glücklich. Pures Glück ist für mich auch Kochen und Genießen mit Freunden. Der Duft frischer Kräuter, das Gemüseschneiden, das erste Glas Wein – wundervoll.
Falk-Martin Drescher
studierte Stadt- und Regionalmanagement und ist gelernter Quartiersmanager, engagiert sich selbst ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Kultviertels. Im Medienbereich selbstständig, neben seiner journalistischen Tätigkeit als Konzepter, Moderator und im Bereich Influencer Relations aktiv. Mit dem The Dude-Newsletters (www.meett hedude.de) informiert er zudem jeden Montagmorgen über ausgewählte Events und Neuigkeiten aus der Region.
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