Wirtschaft
Die Smartphonegeneration rückt auf den Arbeitsmarkt
"Kompliziertheit stört"
Von Karoline Steinbock
Die Generation Z ist eine Generation, die alles digital und so einfach wie möglich haben möchte. Wie wird diese Generation von Arbeitgebern gesehen? Genau diese Frage hat Stadtglanz an Carsten Graf, Vorstandssprecher der PSD Bank Braunschwieg eG, gestellt.
Als digital, lebhaft und zukunftsorientiert schätzt Carsten Graf die Generation Z ein. Eine Generation, die dauerhaft in Kommunikation sei. Die gelernt habe, in Veränderungen und in schlanken, einfachen Prozessen zu denken. „Es darf nichts Kompliziertes sein. Das ist nichts für die Generation Z. Kompliziertheit stört“, sagt Graf. Genau darin sieht er aber auch einen großen Vorteil für die Wirtschaft und Unternehmen. „Junge Menschen an Bord zu nehmen, die uns aufzeigen, an welchen Stellen wir zu kompliziert sind, an welchen Stellen wir zu komplex denken, das sorgt dafür, pragmatisch und in digitalen Lösungen zu denken. Nicht zeitintensiv, nicht komplex, mit höchstens drei Klicks. Und wer das beherrscht, der ist im „Relevant Set“ und dann wird es, wie man heutzutage so schön sagt „convenient“.“
Im Gegensatz zur Generation Y kennt die Generation Z eine Welt ohne das Smartphone nicht mehr. Ihre Sicht auf die Welt sei dadurch einfach eine andere. „Ich sage immer: Das Smartphone ist das Schatzkästchen des Lebens der Generation Z“, erklärt Graf. „In meiner Generation, ich gehöre ja eher Richtung Babyboomer, ist keiner früher mit Fotoalben durch die Gegend gelaufen. Heute hat man mit den Smartphones das alles jederzeit bei sich. Und darum wissen diese jungen Menschen auch, dass sie immer die ganze Welt in der Tasche tragen und jederzeit Wissen abrufen können.“
Das kennt Graf auch aus eigener Erfahrung. Seine beiden Kinder gehören ebenfalls der Generation Z an. Sie führen ihm immer wieder vor Augen, dass die Generation Z ein sehr starkes Bedürfnis hat, der Bewertung anderer zu vertrauen. „Wenn man in einem Restaurant ist, wird immer gleich Google Places aufgerufen, wo man bewerten kann, wie ein Ort oder ein Restaurant gewesen ist. Es ist für die Generation völlig normal, alles miteinander zu teilen“, sagt Graf. Es falle ihm aber trotzdem nicht schwer, seine Kinder zu verstehen. „Wenn man die Grundeigenschaften hat, neugierig und veränderungsbereit zu sein und mitgestalten zu wollen, dann kommt man auch mit allen Generationen zu recht, und das meine ich gar nicht überheblich“, sagt Graf.
Eine hohe Veränderungsbereitschaft sei wichtig im Umgang mit der Generation Z. Denn Freunde, Familie und Freizeit sind vielen von ihnen wichtiger als die Karriere. Mit den Wünschen nach freier Entfaltung, Flexibilität und strikter Trennung von Arbeit und Freizeit kommen aber auch neue Herausforderungen auf die Arbeitgeber zu. „Gerade die Generation Z wünscht sich gar nicht so sehr Open Space Offices, wo man nicht weiß, wo man morgen sitzt. Die wollen eine Struktur haben“, sagt Graf. „Sie wollen eigentlich lieber ein Dreier- oder Viererbüro mit festem Arbeitsplatz, ein paar Bilder und ein Blümchen vielleicht sogar auch. Planbarkeit haben, um zu sagen: „Wenn ich nachher um fünf Uhr Feierabend habe, dann kann ich unterwegs sein, Freunde treffen, chatten, spielen, was auch immer.“ Und darauf müssen wir uns auch in der Arbeitswelt einstellen.“ Führungsjobs und Verantwortung werden für diese Generation zunehmend unattraktiver. Wichtiger sei ihnen, respektiert und beteiligt zu werden – und zwar generationenunabhängig.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 18 / März 2021.
Karoline Steinbock
Karoline Steinbock studierte Medienkommunikation an der Ostfalia Salzgitter. Neben ihrer Leidenschaft für den Lokaljournalismus interessiert sie sich fürs Reisen, Menschen und Geschichten aus aller Welt.
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