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Lifestyle

5. Mai 2023

Vom Nachwuchstalent zur festen Grösse

Sananda Fru im Stadtglanz-Interview

(Fotografie: Basketball Löwen)

Eines der größten Talente seines Jahrgangs, wenn nicht sogar des gesamten deutschen Basketballs zu sein, wurde Sananda Fru unlängst vom Fachmagazin BIG attestiert. In seiner ersten Profi-Saison verzeichnete die Statistik immerhin 17 Kurzeinsätze für den gebürtigen Berliner. In der abgelaufenen Spielzeit hat Fru den Sprung in die Rotation und streckenweise sogar in die „Starting Five“ geschafft. Im Stadtglanz-Interview spricht der Shootingstar unter anderem über seine Entwicklung in Braunschweig, die vorbildliche Nachwuchsförderung der Basketball Löwen und die nächsten sportlichen Ziele.

Deinen Einstand in der Basketball-Bundesliga hattest Du vor rund zwei Jahren, jetzt gehörst Du zur festen Rotation und warst teilweise schon in der Startformation. Wenn Du die Zeit vor Deinem geistigen Auge revuepassieren lässt: was ist seither passiert?
Es ist vor allem in dieser Saison sehr viel passiert. Wir hatten von Beginn an sehr viel Verletzte im Team und ich selbst war echt ein bisschen unsicher, was meine Rolle angeht. Da unsere beiden Big-Men verletzt waren, habe ich gleich eine Riesenrolle bekommen, bin sogar als Big-Man gestartet und habe letztlich gut performt. Der Coach war sehr zufrieden mit mir. Das hat schon Spaß gemacht.

In der Saisonvorbereitung war ich selbst auch größtenteils verletzt, gleich mit einem Außenbandriss draußen. Eingeplant war ich als Vierer, durch die Ausfälle auf der Centerposition musste ich schnell umswitchen und meine Rolle verändern. Ich habe mir von den verletzten Spielern Tipps geholt und überhaupt hat mir das gesamte Team sehr geholfen, mich in die Rolle einzufinden. Und dann lief es ja auch gut.

Deine Stammposition auf dem Papier ist die Vier, aufgrund Deiner Größe erzielst Du unter dem Korb aber auch sehr gute Rebound-Werte. Zudem bringst Du Big-Men-Maße mit. Hast Du selbst eine Lieblingsrolle?
Ich habe den größten Teil meines Lebens als Center also auf Position fünf gespielt. Seit ich in Braunschweig bin, war es schon ein Ziel, stärker in Richtung vier zu gehen. Ich war auch als Power Forward eingeplant, bin jetzt aber wieder an dem Punkt, dass ich ein bisschen zwischen beiden Positionen stehe. Auf der Vier habe ich durch den Wurf von außen persönlich mehr Spaß. Es ist gerade für einen großen Spieler wie mich ein tolles Gefühl, wenn man einen Dreier trifft. Ich habe aber auch kein Problem damit auf der Fünf zu spielen, und letztlich es ist ja auch schön, wenn man vielseitig einsetzbar ist.

Macht Dich dieser Umstand für den Gegner auch ein Stück weit unberechenbarer?
Viele Gegner rechnen zumindest nicht damit und sind manchmal auch ein bisschen verwirrt: spielt er jetzt draußen oder unterm Korb. Dadurch bekomme ich doch mal offene Würfe, weil keiner so richtig damit rechnet, dass ich von draußen werfen kann, oder offene Korbleger, weil ich mich wiederum schneller bewege als ein klassischer Fünfer.

#JUNGWILDHUNGRIG ist der Claim des Konzepts der Basketball Löwen. Junge Spieler werden hier früher als anderswo ins kalte Wasser geworfen, müssen auch relativ früh mehr Verantwortung übernehmen als Altersgenossen in anderen Klubs. Was gehört für Dich alles zur Förderung junger Talente und wie hast Du diese bislang selbst wahrgenommen?
Allein dieses Privileg, als junger Spieler im Profikader und als fester Bestandteil der Rotation dabei zu sein, war für mich schon eine große Sache. Man ist im Training dabei, spielt mit, wird gepusht und kriegt Tipps. Der Trainer versucht alles, um Dir als jungem Spieler zu helfen. Es ist klar, dass man in bestimmten Punkten noch nicht so weit ist wie die Älteren. Aber das Potenzial wird gesehen und man selbst kämpft und gibt sein Bestes. Wir jungen Spieler kriegen hier die Chance uns zu verbessern, werden eingesetzt. Das gibt Vertrauen, man wächst schneller in die Rolle rein und dadurch wird es leichter auf das Level der anderen Spieler aufzuschließen.

Von wem in der Mannschaft schaust Du Dir am meisten ab, wer hat Dich am meisten gepusht? Geht es allein nach der Position, müsste es Dustin Sleva sein…
Genau. Dustin ist schon der, der mich am meisten gepusht hat – in jedem Training. Er hat mit mir geredet, mir auch abseits des Feldes Tipps gegeben: wie ich mich besser ernähre, mein Leben als junger Profi am besten plane. Beim Training hat er mir ebenfalls Tipps gegeben, wenn ich gegen ihn gespielt habe. Eine Riesenhilfe, für die ich wirklich sehr dankbar bin.

Wann hast Du für Dich registriert, dass Du das Zeug zum Profi hast?
In Berlin war ich nie der riesige Rollenspieler. Ich war schon immer recht gut, aber nicht automatisch der beste Spieler im Team, bei dem alle gleich gesagt haben, aus dem wird mal ein Großer. Ich habe schon immer viel abseits des Feldes trainiert und für mich war sicher: ich werde mein Ziel erreichen. Als ich nach Braunschweig kam, hat man das genauso gesehen, vor allem Liviu Calin hat gesagt: er hat das Zeug zum Profi. Liviu war für mich schon ausschlaggebend dafür, aus Berlin rauszugehen.

Du bist in Berlin geboren und aufgewachsen.
Ja, aber ich habe gemerkt, dass Berlin für Spieler wie mich nicht optimal ist, um da groß zu werden. Ich hatte viele verschiedene Optionen in Deutschland, unter anderem in Braunschweig. Ich war dann für ein Try-out hier. Da hat mich Liviu gesehen und wollte mich unbedingt haben. Er hat direkt mit meiner Mutter gesprochen und ihr geschildert, was er in mir sieht. Am Ende war es schon ein entscheidender Punkt, dass er hier ist und mich fördert. Er ist halt ein alter Hase – und jeder weiß, wie gut er ist.

Berlin und Braunschweig sind ja schon zwei Welten. Wie war das für Dich als junger Mensch, Deine Heimat, Dein gewohntes Umfeld zu verlassen?
Es war sehr ungewohnt für mich. In Berlin geht immer was, man trifft Leute, das Leben pulsiert. Braunschweig ist eine sehr viel kleinere und wie ich finde eher ruhige Stadt. Es ist alles etwas entspannter, was aber auch schön ist. Zu Beginn war ich unsicher, ob ich damit klarkommen würde, aber man findet auch hier Freunde, kann eine gute Zeit haben und viel machen. Auf der anderen Seite ist die Ruhe ist auch gut für einen selbst, weil man den Fokus mehr auf die wichtigen Dinge lenkt. Ich bin zuletzt auch gar nicht mehr so oft in Berlin gewesen, auch, weil man als Basketballer nicht viel Freizeit hat. Wenn mal zwei Tage am Stück frei waren, bin ich hingefahren, um meine Familie zu sehen. Und in der Offseason werde ich jetzt auch öfter dort sein.

Wo trifft man Dich in Braunschweig, wenn kein Basketball ist?
Die Mannschaft ist wie eine zweite Familie für mich. Die ausländischen Spieler, vor allem die Amerikaner, haben ja auch kaum Leute hier. Von daher macht man schon viel mit der Mannschaft. Da ich schon im Jugendbereich hier gespielt habe, habe ich in den vergangenen drei Jahren auch dort viele Freunde gefunden. Mit der Mannschaft gehen wir zu Dean & David oder ins Italians essen, spazieren im Park oder treffen uns zuhause und gucken einen Film.

Dein Vertrag bei den Basketball Löwen läuft noch zwei Jahre. Wie groß Deine Ambitionen sind, hat Deine Anmeldung zum Draft für die NBA einmal mehr deutlich gemacht. Welche Ziele hast Du für die kommenden zwei Jahre gesetzt?
Mein Ziel ist jetzt, eine größere Rolle zu bekommen. Ich habe dieses Jahr viel gespielt, im Schnitt um die 15 Minuten. Aus dieser Spielzeit noch mehr rauszuholen: mehr Würfe zu kreieren, dem Team noch mehr zu helfen, mehr Rebounds zu holen, vor allem offensiv einen größeren Impact auf das Spiel zu haben und konstanter werden, dafür arbeite ich jetzt. Defensiv habe ich, denke ich, schon einen sehr soliden Job gemacht.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Du den Löwen über den laufenden Vertrag hinaus erhalten bleibst?
Das ist schwer zu sagen, zwei Jahre sind im Basketball eine lange Zeit und da kann viel passieren. Tendenziell habe ich keinen Grund wegzugehen und die Löwen durchaus Konzepte und Ziele, irgendwann europäisch zu spielen. Wenn wir jetzt ein EuroCup-Team werden, könnte ich mir vorstellen, auch länger in Braunschweig zu bleiben.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 27 / Sommer 2023.

André Pause

ist seit dem 01.03.2023 Head of Content der mediaworld GmbH sowie Chefredakteur des Magazins Stadtglanz. Nach seinem Studium an der FH Hannover schrieb und fotografierte der Diplom-Journalist freiberuflich für regionale Medien sowie die Deutsche Presseagentur (dpa) und Fachzeitschriften aus dem Bereich Kultur. Zuletzt verantwortete er als Chefredakteur der Industrie- und Handelskammer (IHK) Braunschweig sechs Jahre lang deren Mitgliederpublikation „IHK Wirtschaft“.

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