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Wirtschaft

6. Mai 2022

"Das Auto ist Kulturgut"

Jubiläum bei Mercedes-Benz

Von Falk-Martin Drescher

Fotografie: Stadtglanz/Mercedes-Benz Group

Im Jahr 1886 feierte er seine Geburtsstunde: Der „Patent-Motorwagen“ wird von Carl Benz beim Kaiserlichen Patentamt zum Patent angemeldet. Dabei handelte es sich um nicht weniger als das erste Automobil der Welt.

Im vergangenen November konnte ein großes Jubiläum bei Mercedes-Benz gefeiert werden: Der Stern im Kreis wurde 100 Jahre alt. Die Geschichte des Unternehmens reicht dabei gar bis ins 19. Jahrhundert zurück. In einer Zeit, in der andere Autobauer noch gar nichts von ihrem künftigen Glück wussten, brachte die Daimler-Motoren-Gesellschaft bereits den ersten modernen Motor und das erste Motorrad der Welt an den Start. „Benz stand schon immer für eine technische Vorreiterrolle – und das nicht nur als Erfinder des Automobils“, schildert Stefan Becker, Geschäftsführer des hiesigen Mercedes-Benz-Autohauses ROSIER.

Auf den „Benz Patent-Motorwagen“ aus dem Jahr 1886 folgt knapp zehn Jahre später der erste Motor-Omnibus sowie der erste Lkw der Welt. Mit dem ersten Mercedes von 1901, der auf der Rennveranstaltung „Woche von Nizza“ für Furore sorgte, wurde ebenso ein Meilenstein gesetzt: Das Ende des Kutschenzeitalters im Automobilbau war eingeläutet.

Nachhaltig beeindruckt

Außer Frage ist das Automobil nicht nur wesentlicher Teil der Industriegeschichte – sondern auch ein Kulturbegriff. Das Vehikel auf vier Rädern hat sich essenziell auf Städte, den Alltag und generell das Mobilitätsverhalten von Mensch und Dingen ausgewirkt. Auf die Werbung, Filme, Statussymbolik. War Mobilität lange ein Privileg der Reichen, hat es schnell die breite Masse erreicht. „Das Auto ist Kulturgut“, bekräftigt Becker, „vor allem in unserer Region“. Er führt aus: „Das Thema Mobilität ist hier sehr hoch aufgehangen, schließlich richtet sich mehr oder weniger die gesamte Region darauf aus.“ Der in Thiede lebende Geschäftsführer erinnert sich indes noch gut an seine ersten Berührungspunkte mit der Marke Mercedes-Benz. „Als Kind gibt es bei solchen Themen im Grunde zwei Möglichkeiten: Es ablehnen oder davon träumen. Für mich wirkte Mercedes damals unerreichbar, zeitgleich war es mit einer gewissen Ehrfurcht verbunden.“

"Für mich wirkte Mercedes damals unerreichbar, zeitgleich war es mit einer gewissen Ehrfurcht verbunden.“

Schlagartig sollte sich dies im Jugendalter ändern, als sein damaliger Fußballtrainer – sonst Tankwart – ihn und seine Teamkollegen stets mit einem weißen Mercedes 200D mit blauer Kunstlederausstattung zum Training abholte. „Den typischen Geruch der alten Mercedes-Fahrzeuge werde ich nie vergessen. Und auch nicht, wie wichtig ihm das Auto war.“ Becker hat dieses Gefühl für die Marke nie losgelassen, und so war es nur konsequent, dass es ihn nach ein paar Stationen schließlich zu Mercedes-Benz verschlug – vor relativ genau zehn Jahren. „Zum ersten Mal im eigenen Dienstwagen dieser Marke zu sitzen, war schon mit einem sehr erhabenen Gefühl verbunden. Das hat mich sehr beeindruckt.“

Die ausgesprochene Einladung

Und das tut es auch heute noch – ihn und seine Kollegen. „Wir wissen das schon sehr zu schätzen, eine Luxusmarke wie Mercedes-Benz anbieten und verkaufen zu dürfen.“ Doch diese Ehrfurcht, dieses Erhabene, es kann durchaus auch eine Herausforderung sein. „Früher hätte ich mich selbst gar nicht in ein Mercedes-Benz-Autohaus hineingetraut“, so der Niederlassungsleiter. Diese Schwellenangst gilt es abzubauen: kommunikativ, räumlich und auch in der persönlichen Ausgestaltung vor Ort. „Im Grunde senden wir die Einladung an alle aus. Und wenn es die Familie ist, die sich einfach nur mal ein paar Fahrzeuge anschauen mag.“ Mit der neuen Erlebniswelt, die derzeit am Hauptstandort der Autohaus ROSIER Braunschweig GmbH – in der Frankfurter Straße in Braunschweig – entsteht, soll diese Offenheit in noch gänzlich anderer Form adressiert werden. Ein höherer siebenstelliger Betrag fließt hierbei in das Autohaus, der Schauraum etwa wird dabei um ein Drittel Fläche über einen 400 Quadratmeter großen Glasanbau erweitert. Bis zu 100 Fahrzeuge finden dann in der neuen, überdachten Ausstellungsfläche einen Platz.

An dieser Stelle lässt sich gut ablesen, wie sich eine Markenkultur über die Jahrzehnte transformiert: Mithilfe neuester Multimedia-Technik und funktionellem Design wird die Marke Mercedes-Benz in Szene gesetzt. „Denkt man früher vielleicht an eine etwas konservative Anmutung – lässt sich heute sagen: Mercedes-Benz ist viel breiter aufgestellt. Und dabei vor allem auch sexy.“ Der Daimler-CEO Ola Källenius sagte vor einigen Monaten auf einer Konferenz: „Wir wollen die begehrenswertesten Fahrzeuge der Welt bauen.“ Es geht um eine Verstärkung in der Luxus-Positionierung. Und eine führende Position bei Elektroantrieben und Fahrzeug-Software. Und genau das spreche vor allem auch eine jüngere Kundschaft an. „Nachhaltigkeit ist da genauso ein Thema wie smarte, technische Lösungen“, merkt Becker an.

Diese Transformation macht natürlich auch etwas mit den rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen. „Wir möchten weiterhin die begehrenswertesten Autos der Welt verkaufen – und dabei die beste Qualität und den besten Service bieten.“ Im Gegensatz zu früher aber heute eher ohne Krawatte – und stattdessen mit weißen Sneakern. Auch wenn es vielleicht um „das Auto“ aller Autos geht: In die langjährige Geschichte ist mittlerweile reichlich Lockerheit und Lässigkeit eingezogen.

Falk-Martin Drescher

studierte Stadt- und Regionalmanagement und ist gelernter Quartiersmanager, engagiert sich selbst ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Kultviertels. Im Medienbereich selbstständig, neben seiner journalistischen Tätigkeit als Konzepter, Moderator und im Bereich Influencer Relations aktiv. Mit dem The Dude-Newsletters (www.meett hedude.de) informiert er zudem jeden Montagmorgen über ausgewählte Events und Neuigkeiten aus der Region.

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