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Lifestyle

24. Januar 2023

Kämpferische Löwen gegen mangelnde Kaderbreite

Ein Blick auf die Hinrunden-Tabelle dürfte Eintracht- Fans weder in Ekstase versetzen noch großartige Bauchschmerzen bereiten.

Von Tobias Bosse

( Foto: Adobestock: SimpLine, Eintracht Braunschweig )

Der BTSV steht nach 17 Spieltagen auf Platz 14 und somit oberhalb der Abstiegsplätze. Das ist das Ziel: der Klassenerhalt. Allerdings ist der Vorsprung auf die letzten drei Plätze denkbar knapp. Lediglich ein Punkt trennt die Eintracht vom 1. FC Magdeburg, der auf dem vorletzten Platz der Tabelle steht. Auf das Schlusslicht SV Sandhausen sind es ebenfalls nur zwei Pünktchen Differenz. Gewonnen ist also noch nichts für die Löwen!

Dabei machte es nach einem grausamen Saisonstart mit sechs sieglosen Spielen (ein Punkt) in Folge zunächst den Anschein, als wäre das Team von Eintracht-Coach Michael Schiele endlich angekommen im Bundesliga-Unterhaus. Der 4:2-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg wirkte dabei wie ein Dosenöffner. Plötzlich ging alles ganz leicht – die Defensive stand wie ein Bollwerk, der Ball lief gut und vorne knipsten die Neuzugänge Ujah und Pherai fast nach Belieben. So blieb die Eintracht acht Spiele in Folge ungeschlagen und holte dabei satte 16 Punkte. Die Folge: Platz 11 und eine ganz breite Brust.

So schnell wie die Siegesserie kam, war sie aber auch wieder weg. Mit nur einem Punkt aus den letzten drei Hinrundenspielen sowie der Pokalniederlage gegen den VfL Wolfsburg dürften nur die wenigsten Blau-Gelben zufrieden unterm Weihnachtsbaum sitzen. Erst recht kein Spieler oder Funktionär. Dabei sind diese stark schwankenden Ergebnisse nur von außen betrachtet überraschend. Verfolgt man die Arbeit bei Eintracht Braunschweig langfristig, ist schnell erkennbar, dass der Kader äußerst fragil ist und auf ein paar wenigen Stützen ruht, die den Großteil des Gewichts tragen. Brechen diese weg, stürzt alles ein. Und zwar schnell.

Das liegt vor allem an der mangelhaften Kaderplanung. Das offenbaren die bisherigen Ergebnisse. So war die Mannschaft in den ersten sechs Saisonspielen kaum konkurrenzfähig. Das änderte sich erst, als mit Nathan de Medina und Filip Benkovic zwei echte Verstärkungen für die Defensive verpflichtet wurden – am sogenannten Deadline Day (letzter Tag, um Transfers zu tätigen). Allein die Kurzfristigkeit dieser essenziellen Verpflichtungen zeigt, wie wenig Zeit zuvor in eine vernünftige Kaderplanung investiert wurde. Im Fall von Benkovic kam auch noch Glück dazu, wie Peter Vollmann, Geschäftsführer Sport bei Eintracht Braunschweig, auf einer Fan-Veranstaltung, zum Besten gab. Demnach hätte er den Berater des Innenverteidigers mal im Urlaub kennengelernt.

Gott sei Dank, muss man als geneigter Eintracht-Fan heute sagen. Denn auch wenn die Verpflichtung rückblickend eher zufällig anmutet, ist sie ein wahres Geschenk. Benkovic ist wahrscheinlich der beste Verteidiger der Liga und eine absolute Lebensversicherung. Mir wäre es jedoch erheblich lieber, wenn er und die anderen Königstransfers wie Pherai, Ujah und De Medina dieses Gewicht nicht alleine schultern müssten. Eine größere Breite im Kader würde die Abhängigkeit von Leistungsträgern generell verringern. In der Hinrunde war diese stark spürbar. Gerade zum Ende hin. Als sich diverse Stammspieler verletzten, stellte sich die Mannschaft fast von alleine auf. Hier sollte im Winter noch mal personell nachgelegt werden, statt über einen Verkauf des Tafelsilbers (Immanuel Pherai) zu verhandeln.

Hoffnung macht hingegen die Einstellung sowie der Teamgeist der Spieler. Jeder läuft und kämpft für den anderen. Bei Rückständen wird nicht aufgesteckt, sondern angetrieben. Jeder will seine Chance nutzen, stellt sich und seine Bedürfnisse aber hinter die der Mannschaft. Das ist mit Sicherheit ein Verdienst von Michael Schiele und seinem Trainerteam. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich solche Tugenden am Ende auszahlen…

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 25 / Winter 2022.

 

 

 

 

 

Tobias Bosse

Mein Name ist Tobias Bosse, aber Sie können mich gerne Bosse nennen. Anders als mein deutlich populärerer Namensvetter verdiene ich meine Brötchen jedoch nicht mit Musik – da wäre wohl auch nichts zu holen für mich. Nein, ich bin Redakteur und zwar vornehmlich für Sport. Womöglich ist Ihnen meine Sport­talkshow „Löwenrunde“, die ich vor knapp sieben Jahren mit einem Partner ins Leben rief, bekannt. Anschließend absolvierte ich eine redaktionelle Ausbildung bei der Braunschweiger Zeitung, war als Reporter für die Zentralredaktion der Neuen Osnabrücker Zeitung unterwegs und schreibe heute für die DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung.

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