Lifestyle
Hoch hinaus mit Passion
Wer steckt hinter der Marke MILKAU?
Von Lina Tauscher
Ob in Verbindung mit dem traditionellen, familiengeführten Bäckereihandwerk oder dem Pferdesport und dem einzigen 4*Weltklasse Reitevent in Niedersachsen „Der CLASSICO“ – der Name Milkau ist überregional bekannt. Im LC Sportzentrum in Alt-Lehndorf, das auch Landesstützpunkt Pferdesport ist, werden aufstrebende Talente auf vier und zwei Beinen ausgebildet sowie gefördert. Gleichzeitig ist der Hof Milkau auch Wohn- und Rückzugsort der Patchworkfamily von Axel Milkau und Barbara Berger mit ihren 4 Kindern. Wir durften den Ur-Braunschweiger und leidenschaftlichen Unternehmer kennenlernen und mit ihm über ganz persönliche Themen quatschen. Was ihm die Nähe zu Tieren bedeutet, warum Empathie und Intuition für ihn wesentliche Wegweiser sind, wie er mit Kritik am Pferdesport umgeht und was Heimat für ihn ausmacht, hat er uns im Gespräch erzählt.
Axel, wie bist Du aufgewachsen, wie war das Verhältnis zu Deinen Eltern?
Ich bin in einer fürsorglichen Umgebung mit zwei Schwestern groß geworden. Mein Vater war dominant und hatte hohe Ansprüche, meine Mutter suchte immer den Ausgleich. Ich habe meinen Vater immer bewundert, weil er eine außergewöhnliche mentale Stärke und Schaffenskraft besitzt. Bis heute habe ich ein enges Verhältnis zu meinen Eltern und ich bin dankbar für die Werte, die ich vermittelt bekommen habe und lebe.
Axel Milkau ist gelernter Bäckermeister, der seine Ausbildung in Berlin absolvierte und einige Jahre dort gearbeitet und gelebt hat.
Wieso bist Du wieder nach Braunschweig zurückgekehrt?
Das hat verschiedene Gründe, einer davon ist sicherlich das Familienunternehmen. Ich musste mich außerdem selbst erst kennenlernen, um zu wissen, wie der passende Lebensmittelpunkt für mich aussieht. Ich bin ein emotionaler Mensch, der Nähe zu Menschen braucht und dieses Gefühl habe ich als Mensch der Mitte in Braunschweig. Ich erkenne hier viele Dinge, die ich damals in Berlin gesucht habe und fühle mich einfach wohl. Ich denke groß, aber weiß auch wie wichtig es ist, die Übersicht zu behalten. Braunschweig bietet genau das: Viele Möglichkeiten auf einem überschaubaren Raum.
Axel ist hier glücklich, weil das Leben an diesem Ort am besten zu ihm passt. Auf seinem Hof gibt es immer etwas zu tun und das braucht er, da ihm ohne eine Aufgabe schnell langweilig wird.
Empathie durch Vierbeiner
Mit sechs Jahren hatte Axel das erste Mal Kontakt zu Pferden. Angefangen hat alles mit dem Rat eines Arztes.
Meine Schwester hatte einen Herzfehler und der Arzt hat ihr damals geraten, eine Sportart auszuüben, die das Herz nicht zu stark beansprucht. So kam es dann, dass ich bei einer Reitstunde mit dabei war und aufs Pferd gesetzt wurde. Am Anfang war ich gar nicht so glücklich darüber.
Seine Begeisterung für die Arbeit mit den Vierbeinern und später auch den Pferdehandel entflammte aber doch schnell.
Was ist das Besondere an der Arbeit mit Pferden für Dich?
Für mich gehen Persönlichkeitsentwicklung und Reitsport Hand in Hand. Pferde sind so sensibel und spiegeln ihr Gegenüber in einer besonderen Art und Weise wider. Sie merken, ob Du selbstbewusst oder unsicher auftrittst und stimmen ihr Verhalten auf den Menschen ab. Meiner Meinung nach werden Empathiefähigkeit und emotionale Intelligenz heutzutage zu wenig gefördert, was auch damit zusammenhängt, dass wir viel in der Parallelwelt des Internets leben. Dort ist alles anonym. Reitsport ist eine wunderbare Gelegenheit, sich selbst und andere besser kennenzulernen und zu deuten.
Doch es gibt auch eine andere Perspektive auf die Arbeit mit Pferden: Nicht selten entfachen hitzige Debatten über Leistungssport mit den Tieren.
„Wenn Du gut sein willst, musst Du neugierig bleiben und angstfrei agieren.“
Wie gehst Du mit Kritik am Pferdesport um?
Ich glaube, wir neigen oft dazu, alles zu vermenschlichen und auf uns zu beziehen. Das fällt mir nicht nur bei Pferden auf, auch andere Tiere wie Hunde sind ein gutes Beispiel. Mir tut es leid, wenn ich übergewichtige Hunde sehe, die den ganzen Tag nicht viel mehr tun, als herumzuliegen und die Besitzer denken, „jetzt ist er zufrieden“. Es gibt nun einmal Tiere, die entsprechend ihren Rassemerkmalen eine Aufgabe haben und Leistung erbringen wollen, weil es ihnen einfach im Blut liegt. Wenn man ein athletisches Pferd, das so gezüchtet wurde, nicht fördert, sondern den ganzen Tag in die Box und/oder auf eine Weide stellt, ist es ebenso unglücklich wie der fettleibige, unbewegliche Hund. Natürlich gibt es rassenabhängige Unterschiede, wir dürfen nicht pauschalisieren und müssen individuell auf die Tiere eingehen. Ich sehe den größten Schutz des Pferdes in einer korrekten, passenden Ausbildung. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich arbeite nicht nur mit den Pferden, sondern lebe und wohne mit ihnen unter einem Dach. Ich studiere unsere Pferde 24 Stunden am Tag. Mir ist ihre seelische Balance sehr wichtig, denn nur im Miteinander kann Leistung abgerufen werden.
Kreativer Chaot mit großen Träumen
Axel ist als Geschäftsführer der T.-BS Sportmarketing Agentur, die für allgemeine Sportentwicklung und Vermarktung des Reitsports steht, auch der Initiator und Sportdirektor des CLASSICO, welcher Braunschweig als internationalen Weltranglistenstandort überregional glänzen lässt. Schon als kleiner Junge war er als Zuschauer auf den großen Turnieren im Schlosspark zu Destedt in unserer Region dabei und hat gestaunt, was alles möglich ist.
Ich habe schon immer groß gedacht. Während meiner aktiven Zeit als Reitsportler mit internationalen Erfolgen, lag hier in Braunschweig der Reitsport am Boden und ich habe in einer Gaststätte in Braunschweig über meine Visionen im Reitsport philosophiert. Ich wollte dem Reitsport hier in Braunschweig wieder ein Gesicht geben und der Wirt hat mir 50 Mark dafür gegeben, dass ich es schaffe. Dieser Schein hängt heute noch an meiner Wand.
Menschen, die an ihn glauben und den Weg gemeinsam gehen, sind für Axel ein wichtiger Teil seines Lebens. Für ihn ist Heimat ein Gefühl.
Ich hätte das alles nicht ohne meine persönlichen Rückzugsorte, meine Weggefährten und Freunde geschafft. Menschen brauchen Zuspruch und ehrliche Kritik, beides haben mir diese Personen immer gegeben. Für mich hängt mit Heimat außerdem auch eine soziale Verantwortung zusammen. Diese setze ich mit der Versorgung durch die Bäckereien, der Sportförderung und dem Engagement für Dinge, die das Leben schöner machen, um.
Auf Axels Hof wird Natur- und Artenschutz beispielsweise durch Eulen-, Turmfalken und Fledermauskästen sowie Bienen- und Insektenschutz betrieben.
Du bist schon lange als seriöser Unternehmer im Geschäft und scheinst nicht müde zu werden. Was ist Dein Erfolgsgeheimnis?
Mir hat auf jeden Fall meine Risikofreudigkeit und Lebensfreude geholfen. Ich bin ein kreativer Chaot, konnte aber immer meinem Bauchgefühl für den Markt trauen. Auch in diesem Bereich ist meiner Meinung nach empathische Intelligenz wichtig, um erfolgreich zu sein. Außerdem sollte ein Unternehmen kein reines Profitzentrum, sondern ein Teil der eigenen Identität, die Berufung sein. Wenn Du gut sein willst, musst Du neugierig bleiben und angstfrei agieren.
Worauf bist Du besonders stolz, wenn Du deinen Werdegang betrachtest?
Als Unternehmer, der einige Unternehmen selbst aufgebaut hat, bin ich durch viele Feuertaufen gegangen und hatte nicht selten schlaflose Nächte, Existenzängste und alles, was dazu gehört. Ich bin stolz darauf, dass ich meinen Mut nie verloren habe, stolz auf meine tollen Kinder und auf meinen Hof. Ich habe oft das Bild im Kopf, wie ich als Junge auf dem Hof Fischer in Volkmarode mit dem damaligen Landwirt Werner Fischer, der gemütlich eine Zigarette rauchte, auf einer Bank im Stall saß und er zu mir meinte: ‚Entspann Dich jetzt mal und hör einfach den Pferden beim Fressen zu‘. Jetzt sitze ich abends auf meinem eigenen Hof mit Zigarillo und einem Feierabendbier, mache genau das und genieße diese Momente.
Dass es in Axels Leben nicht viele stille Momente gibt und er weiter voranprescht, zeigen seine Pläne für die Zukunft: 2022 wird „Der CLASSICO“ zum 20. Mal stattfinden. Als Werbeagenturpartner und Mitherausgeber des Turniermagazins sind wir jetzt schon euphorisch und gespannt, welche Highlights Axel und sein Team für das Jubiläum geplant haben.
Lina Tauscher
Die 25-Jährige ist ausgebildete Kauffrau für Marketingkommunikation, fühlt sich aber im redaktionellen Bereich am wohlsten. Momentan studiert sie Journalismus und Public Relations und ist in der MediaWorld als Redakteurin sowie im Content-Management tätig. Sie begeistert sich für gute Geschichten, die von inspirierenden Menschen und Meinungen zum Leben erweckt werden.
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