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Lifestyle

27. Januar 2023

Möbel – Ursprung und Wandel

Es begann im alten Ägypten

Von Ralf Sander, Kerstin Gransow

( Foto: Möbel Sander )

Gegenstände wie Behältnismöbel und Sitzgelegenheiten bekommen erstmals in der Frühzeit eine Bedeutung, als die Menschen ihr Nomadenleben aufgeben und sesshaft werden. Etwa im 3. Jahrtausend vor Christus entwickelt sich bei den alten Ägyptern eine Wohnkultur im heutigen Sinne. Neben Betten und Truhen kommt vor allem dem Stuhl eine besondere Bedeutung zu. Er ist in erster Linie ein Symbol der Herrschaft und darf nur vom Herrn des Hauses genutzt werden. Reichhaltige Verzierungen unterstreichen den repräsentativen Charakter.

„Meubles“ als Modewort

Im 17. Jahrhundert wird das Wort „Möbel“ als Modewort von der französischen Schreibweise „meubles“ abgeleitet und bezeichnet den „noch heute geltenden Sinn des Hausrats, der ein Zimmer wohnlich macht oder es verschönert“ (Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm).

Zeitgleich ist im 17. und 18. Jahrhundert Braunschweig eines der großen Möbelzentren Deutschlands. Braunschweiger Möbel zeichnen sich durch hohe Qualität und eine dank ihrer künstlerischen Gestaltung sichtbare Eigenständigkeit aus. Auftraggeber sind der Hof, der Adel und das Großbürgertum (Andrea Schneider „Braunschweiger Möbel des 18. Jahrhunderts“). Der Braunschweiger Schrank ist ein reich verzierter Barockschrank aus dieser Zeit.

Möbel zum Repräsentieren

Möbel sind Ausdruck von Reichtum und Macht. Ein gutes Beispiel dafür sind die Silbermöbel der Welfen, die in den Jahren 1725 – 1730 in der Augsburger Silberschmiede entstehen, in Auftrag gegeben von Prinz Maximilian Wilhelm von Hannover. Die heraldischen Symbole verweisen auf seine Herkunft und zementieren den Machtanspruch der Familie (Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig). Beim weniger wohlhabenden Bürgertum ist die Einrichtung des Wohnzimmers Statussymbol und Aushängeschild. Das Wohnzimmer ist ähnlich der „guten Stube“ in den Bauernhäusern besonderen Anlässen und Besuch vorbehalten.

Die Industrialisierung bringt den Wandel

Möbel werden von eigens dafür ausgebildeten Möbeltischlern angefertigt und von Generation zu Generation weitervererbt. Erst mit der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts vollzieht sich ein gravierender Wandel: Möbel können jetzt in Serie produziert werden.

1921 entwirft der Wiener Architekt Franz Schuster das erste flexibel erweiterbare Schrankwandprogramm. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg, als Wohnraum knapp ist, spielt die Repräsentation bei Möbeln nur noch eine untergeordnete Rolle. So steigt in den 1960er-Jahren die Anzahl der Schrankwand-Produzenten enorm.

Aufgrund der Produktionsverlagerung nach Asien sind Möbel heute so erschwinglich, dass sie den Anspruch, ein Leben lang zu halten, verloren haben. Einrichtung ist sehr viel individueller und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit geworden. Alt und neu, günstig und teuer, schlicht und verziert wird nach Lust und Laune miteinander kombiniert. Statt der klassischen Schrankwand arbeitet man mit flexiblen Einzelmodulen.

Durch den voranschreitenden Klimawandel und die Herausforderungen des Ukraine-Krieges wandelt sich in jüngster Zeit das Bewusstsein wieder hin zu mehr Qualität und Langlebigkeit. Europäische Produktion verbunden mit kurzen Lieferwegen rückt damit zunehmend in den Fokus des Endverbrauchers. Die Möbelbranche ist erneut im Wandel und es bleibt spannend, die Entwicklung weiter zu verfolgen!

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 25 / Winter 2022.

 

 

 

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