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28. Februar 2024

Herzensangelegenheit mit Win-win-Situation

Bereits seit vielen Jahren engagiert sich der VfL Wolfsburg für gesellschaftsrelevante Themen. Dabei geht es nicht nur um globale Angelegenheiten wie Nachhaltigkeit, sondern vermehrt auch um die Geschehnisse vor der Haustür.

( Fotografie: Vfl Wolfsburg, Stadtglanz )

 Emotionalisieren, intensivieren, polarisieren – das wollen die Wölfe mit ihrem Engagement in der Region. VfL-Geschäftsführer Michael Meeske im Interview mit Stadtglanz-Herausgeber TImo Grän.

Herr Meeske, der VfL Wolfsburg ist ein großer Player in der Region. Kommt mit dieser Rolle auch die Verpflichtung zum Engagement?
MM: „Wenn sich so viele Menschen emotional involvieren und einen Verein begleiten, dann wohnt dem Ganzen auch eine gewisse Verpflichtung inne. Wir sehen unser Engagement in der Region aber nicht als Pflichtaufgabe, wir wollen etwas zurückgeben. Dieses Vorhaben ist auch mit der Intention verknüpft, die Menschen in der Umgebung bestmöglich zu emotionalisieren und die Intensität der Beziehung zu vertiefen. So wollen wir nicht nur den fußballspielenden Jugendlichen nachhaltig für den VfL Wolfsburg begeistern, sondern auch seine Geschwister und Eltern.“

In welchen Gebieten engagiert sich der VfL, um dieses Vorhaben erfolgreich zu gestalten?
MM: „Rund um das Thema soziale Verantwortung sind wir sehr aktiv, arbeiten intensiv mit Schulen und weiteren Institutionen in der Region zusammen. Wir haben eine große Kommunikationsplattform und können viele Themen noch mal anders platzieren, als es eine kleine Organisation vielleicht selbst könnte. Wir sind uns aber auch nicht zu schade, mal mit anzupacken. Ansonsten versuchen wir, bei größeren Veranstaltungen in der Region präsent zu sein und dort einen fußball- und gesellschaftsspezifischen Mehrwert zu liefern. Das dritte Segment sehen wir dort, wo Fußball gelebt wird. Mittlerweile haben wir etwa 200 Partnervereine in der Nähe von Wolfsburg, die wir bei verschiedensten Themen unterstützen. Das ist eine Herzensangelegenheit.“

Sie erreichen also unzählige Nachwuchskicker. Ist damit auch die Hoffnung verbunden, zukünftig den nächsten Maximilian Arnold zu entdecken, der aus der Talentschmiede der Wölfe stammt?
MM: „Lokales Scouting ist für uns natürlich ein wichtiges Thema. In erster Linie geht es uns aber darum, die fußballbegeisterten Menschen in der Region noch stärker für den VfL Wolfsburg zu emotionalisieren. Und das wollen wir auf eine Art und Weise schaffen, durch die eine Win-win-Situation entsteht. Für viele Vereine ist es beispielsweise eine große Herausforderung oder gar nicht realisierbar, aus eigener Kraft ein Fußballcamp in den Ferien auf die Beine zu stellen. Da kommen wir ins Spiel, unterstützen den Verein bestmöglich bei der Organisation und führen gemeinsam mit ihm vor Ort das Event durch. Außerdem gibt es regelmäßige Trainerschulungen und Funino-Turniere, die oftmals am Samstag vor unseren Bundesliga-Heimspielen stattfinden. Mit den Spielern der Jugendmannschaften, Trainern und Eltern kommen wir dann schnell mal auf über 600 Menschen, die wir sonst nicht automatisch in unserem Kosmos hätten.“

In der vergangenen Saison hat es 185 Aktivitäten mit mehr als 120.000 Teilnehmenden gegeben. Angesichts dieser Zahlen ist eine Antwort wahrscheinlich schwierig. Aber was waren für Sie die Highlights?
MM: „Ich bin ein großer Fan unserer Überraschungsbesuche, die sorgen immer wieder für besonders emotionale Momente. Wenn plötzlich zwei Spielerinnern oder Spieler beim Jugendtraining eines Partnervereins erscheinen, funkeln die Kinderaugen. Das ist toll zu sehen! Ich freue mich auch sehr darüber, dass unsere Ferienangebote so viel Zuspruch bekommen. Mittlerweile haben wir um die 8.000 Kinder in den Feriencamps. Als ich beim VfL Wolfsburg angefangen habe, waren es noch 1.500. Das ist eine super Entwicklung. Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche nachhaltig vom Fußball zu begeistern. Das ist in diesen Zeiten gar nicht mehr so leicht, weil es unzählige andere Themen gibt.“

Ein weiteres Aushängeschild des sozialen Engagements des VfL Wolfsburg ist der „Wir für euch“-Tag, der in diesem Jahr am 4. Oktober stattgefunden hat…  
MM: „Der ‚Wir für euch‘-Tag ist ein beeindruckendes Projekt, ein tolles Event für die gesamte Organisation. Alle Bereiche des VfL Wolfsburg kommen zusammen und verbringen in gemischten Teams aus Mitarbeitern, Spielerinnen und Spielern, Trainern und Staffmitgliedern einen gemeinsamen Tag. Und das in einem so positiven Umfeld mit elf ausgewählten Projekten, die wir zum einen kommunikativ, zum anderen aber auch durch unsere tatkräftige Mithilfe vor Ort unterstützen.“

Bei welchem Projekt haben Sie mitgewirkt?
MM: „Ich war mit meiner Gruppe beim Fanclub ‚Goethe-Wölfe‘ im AWO-Wohn- und Pflegeheim in der Goethestraße. Wir haben einen neuen Zaun aufgestellt, der passenderweise bereits mit einem VfL-Banner verkleidet war. Nach der körperlichen Arbeit durften wir dann noch den Bingo-Nachmittag der Bewohner miterleben. Wir haben die Nummern gezogen, die Veranstaltung moderiert und den Gewinnern die Preise übergeben. Das hat einen Riesenspaß gemacht.“

Die Nähe zu den Fans und Menschen in der Region wird beim VfL Wolfsburg gelebt. Wie schwer war es, nach der Corona-Pandemie die Distanz wieder zu verringern?
MM:  „Natürlich wurden wir alle ein wenig durch die Pandemie entwöhnt. Unsere Zuschauerzahlen haben sich aber zum Glück sehr schnell wieder positiv entwickelt. Trotzdem tun wir gut daran, viele Möglichkeiten des gemeinsamen Miteinanders zu schaffen. Situationen, in denen man sich auf Augenhöhe begegnet und auch mal ins Gespräch kommen kann. Das ist eine wichtige Herausforderung für den Fußball, besonders mit der zunehmenden Intensität der Wettbewerbe. Deshalb machen wir uns die Mühe, authentische Anlässe zu finden, um die Fans mit unseren Spielerinnen und Spielern zusammenbringen.“

Drei von sechs bisherigen Heimspielen in der laufenden Bundesliga-Saison waren ausverkauft. Ist das auch eine Errungenschaft davon?  
MM:  „Davon sind wir überzeugt. Zumal wir auch festgestellt haben, dass die Gruppentickets vermehrt von Partnervereinen genutzt werden und wir über dieses Segment immer mehr Menschen in die Arena bekommen. Unser regionales Engagement ist ein Großteil der Erklärung, warum wir spürbar mehr Menschen in der Volkswagen Arena begrüßen dürfen.“

Wie macht sich der verstärkte Fokus auf die Arbeit in der Region sonst noch bemerkbar?
MM:  „Wir wollen unsere Fans nicht über zwei, drei Stunden lang in qualitativen Interviews ‚ausquetschen‘. Aber wir führen im Halbjahresrhythmus Online-Befragungen mit einer ausgewählten Zielgruppe durch. Dabei stellen wir Fragen wie ‚Wie sympathisch wirkt der VfL Wolfsburg auf dich?‘ oder ‚Wie verbunden fühlst du dich dem Verein?‘. Anhand der Auswertungen lässt sich erkennen, dass wir eine positive Entwicklung verzeichnen, die sich eben auch auf die verstärkte regionale Aktivierung zurückführen lässt.“

Der VfL Wolfsburg ist in dieser Saison mit der Kampagne „Wolfsburg, wie wir es lieben.“ gestartet. Was hat es damit auf sich?
MM: „Die Kampagne soll zum Ausdruck bringen, dass alles, was wir rund um den VfL Wolfsburg erleben, besonders deswegen ein positives Erlebnis ist, weil es ein gemeinsames ist. Ebenso gibt es eine Verantwortung füreinander. Die Menschen unterstützen uns in der Volkswagen Arena und wir geben dies zurück, indem wir uns durch vielfältige Aktivitäten in der Region engagieren. Die verschiedenen Motive der Kampagne sollen das alles mit einer selbstironischen Note illustrieren. Und vielleicht auch mal polarisieren. Das tut dem VfL mit Sicherheit gut.“

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 29 / Winter 2023.

Timo Grän

Herausgeber des Stadtglanz und der Service-Seiten. Verbrachte seine ersten Lebensjahre in Sambia und Botswana, bevor er Kind dieser Region wurde. Seitdem ein Förderer des Regionspatriotismus.

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