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Y-JOBS

1. April 2020

Zugpferde der Beautybranche

Im Gespräch mit Sonia Belter-Helal

(Fotografie: Dr. Belter)

Eine Erfolgsgeschichte über Generationen hinweg: 1979 wurde das Unternehmen Dr. Belter von Dr. Clemens Belter und Gertraud Belter gegründet.Frau Belter war von 1966 bis 1990 Inhaberin und Leiterin der staatlich genehmigten Fachschule für Kosmetik in Braunschweig. Sie war maß-geblich daran beteiligt, die Lehrpläne für die zweijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Kosmetikerin in Niedersachsen zu erarbeiten.

Heute wird der Betrieb durch die zweite Familien- generation, Florian Belter als Betriebswirt und Sonia Belter-Helal als Anglistin und Biologin, für die Zukunft gestärkt. Mit Sonia Belter-Helal sprachen wir im Interview über nunmehr 40 Jahre Dr. Belter.

Sonia, wie blickst Du auf die vergangenen Jahrzehnte von Dr. Belter zurück?

Jede Unternehmergeneration hat ihren eigenen, starken Innovationsschub. Das empfinde ich als sehr wichtig: Dass die Nachfolgegeneration, vielleicht auch etwas aufmüpfig, eben ganz bewusst auch ein paar Dinge anders machen will. Die vergangenen 10, 15 Jahre – also die, in denen mein Mann und ich als Geschäftsführer ins Unternehmen eingestiegen sind – waren ganz stark von einem gesellschaftlichen Wandel geprägt. Es gibt ein ganz anderes Verständnis für Globalisierung, für die Umwelt und Urbanisierung. Wir sehen die Welt mit anderen Augen. Lieferketten werden hinterfragt, die Menschen hinter den Produktionsketten und auch die eingesetzten Ressourcen selbst. Sind Tiere zu leiden gekommen? Hat die Umwelt darunter gelitten? Gibt es eine nach­haltige Einstellung? All diese Themen haben dazu geführt, dass wir unseren ohnehin schon beschrittenen Weg weiter inten­siviert und diese Aspekte noch stärker herausgestellt haben. Auch die Produkte selbst haben Veränderung erfahren, etwa im Kontext Veganismus oder mit Hinblick auf den Verzicht auf Palmöl als Grundstoff.

Eine Antwort darauf ist vor allem auch unser sogenanntes „GreenTec Konzept“: Das bedeutet, dass wir einerseits Ideale und Ideen, die typisch sind für die zertifizierte Naturkosmetik, umsetzen – wie etwa den Verzicht auf Mineral- und Silikonöle, Mikroplastik sowie Palmöl. Andererseits kombinieren wir dies mit den High-Tech-Wirkstoffen, die eher für das Feld von Medical Beauty typisch sind. Wo es darum geht, an der Grenze zur Medizin größtmöglich sichtbare Effekte zu bringen. Das ist für unsere Branche ganz maßgeblich. Und das Konzept ist in der Branche ein Alleinstellungsmerkmal: Als Wissenschaftler schlagen wir nicht eine von beiden Richtungen ein, sondern haben beides kombiniert.

Du hast es bereits angedeutet, jede Generation bringt bestimmte Impulse mit. Was ist Euch besonders wichtig?

Hauptziele für uns sind grundsätzlich erst einmal Sicherheit und Erfolg für unsere Mitarbeiter und Profikunden. Wir wollen das Unternehmen in eine Größe bringen, in der wir in allen Bereichen eine mittlere Führungsebene einziehen können. Auch geht es darum, dass Unternehmen in einer sicheren Größe der nächsten Generation übergeben zu können. Wir wollen als Unternehmer mit stolz hinter unserer Markenentwicklung stehen. Solidität, Transparenz, Ehrlichkeit und Fairness – das sind aus unserer Sicht wichtige Werte. Das Streben nach bedingungsloser Qualität und Wirkung, und das auf wissenschaftlicher Basis und verbunden mit Naturorientierung. Im weltweiten Zusammenhang wollen wir weiterhin jeden Vergleich mit anderen Markenprodukten standhalten.

Ganz im stolzen Sinne von „Made in Germany“ – Innova­tionsdrang, Wissenschaftlichkeit und das Vorangehen. Wir sehen uns als Zug­pferde in der Beautybranche. Wir exportieren in 35 unterschiedliche Länder; wenn wir dann die anderen Regionen besuchen, fällt einem ganz besonders auf, wie sehr andere Nationen auf uns und unsere Arbeit in Deutschland schauen. Ich denke, dass das vielen gar nicht in der Form bewusst ist, vor allem bei Produkten aus Exzellenzbereichen.

Welche Rolle spielt der Standort für Euch?

Die erste Folie bei allen Präsentationen im Ausland ist ein Chart über Braunschweig: die Stadt des Löwen, der Forschung sowie Wissenschaft – und der Kosmetik (lacht). Wir lassen keine Gelegenheit aus um aufzeigen woher wir kommen und was unsere Stadt ausmacht. Als Standort ist Braunschweig gut für uns, wir haben ein gutes Umfeld, sind im Zentrum der Stadt und dennoch auch mit Natur um uns herum.

Ihr bringt Euch regional ein, welche Themen würdest Du da hervorheben?

Regional unterstützen wir den Braunschweiger Karneval als auch Eintracht Braunschweig, das Kinderhospiz und das Frauenhaus – für Braunschweiger sind das absolute Herzensthemen. In der Kundenzielgruppe haben wir vor allem Frauen im Fokus – ebenso bei Engagements. Wir unterstützen hier bevorzugt den Zonta-Club Braunschweig: dem internationalen Service-Club berufs­tätiger Frauen, die sich mit lokalen und internationalen Projekten dafür einsetzen, die Lebenssituation von Frauen zu verbessern. Diese Wintersaison sponsern wir ein Charity­- Set von Handcreme und Nagelfeile im Zonta-Design.

Wie reagiert man als Unternehmen der Kosmetikbranche auf neue Trends?

Als Wissenschaftler-geführtes Unternehmen kennen wir die Rohstoffneuheiten, die zum Trend werden können – und reagieren darauf. Wir können gut und schnell reagieren, da wir unsere eigenen Laboratorien für Forschung, Entwicklung und Mikrobiologie haben. Als vor ein paar Jahren die Diskussion um Mikroplastik aufkam, etwa in Peelings, konnten wir innerhalb weniger Monate alle betroffenen Produkte umstellen. Die eigene Forschung ist ein großer Vorteil für uns. Alle unsere Produkte befinden sich dadurch im Grunde in einem permanenten Verbesserungsprozess.

Was glaubst Du, welche Themen die Branche als Nächstes beschäftigen?Was glaubst Du, welche Themen die Branche als Nächstes beschäftigen?

Die Branche beschäftigt in naher Zukunft insbesondere das Thema Nachhaltigkeit im Packaging, Refillsysteme und Recycling. Neue Materialien aus organischem Abfall wie Holzspäne, Kork oder algenbasierte Polymere. International weiter aktuell bleiben die Themen Clean Beauty – mit natürlichen, puristischen Produkten ohne viele Hilfsstoffe, und das Thema Anti-Pollution – also Hautschutzkonzepte gegen Umweltbelastung und z. B. Bildschirmlicht im urbanen Lebensraum. Ebenso sind neue regionale sowie vegane Wirkstoffe wie Hanf sicherlich aktuell … vielleicht für eine schöne Beruhigungspackung. (lacht)

 

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 15 / April 2020.

Falk-Martin Drescher

studierte Stadt- und Regionalmanagement und ist gelernter Quartiersmanager, engagiert sich selbst ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender des Braunschweiger Kultviertels. Im Medienbereich selbstständig, neben seiner journalistischen Tätigkeit als Konzepter, Moderator und im Bereich Influencer Relations aktiv. Mit dem The Dude-Newsletters (www.meett hedude.de) informiert er zudem jeden Montagmorgen über ausgewählte Events und Neuigkeiten aus der Region.

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