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Y-JOBS

2. Oktober 2023

Kommt Schönheit wirklich von innen?

(Fotografie: AdobeStock: ArtStage, Dr. Andreas Biller)

Hätte man mich vor einigen Jahren gefragt, ob ich nicht mal einen Artikel zum Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln für Schönheit und Gesundheit scheiben könnte, hätte ich das weit von mir gewiesen. Nein, ich bin doch ein seriöser Naturwissenschaftler und habe jahrelang Grundlagenforschung im Rahmen meiner Doktorarbeit am Institut für Pharmazeutische Biologie an der angesehenen Technischen Universität Carolo Wilhelmina in Braunschweig betrieben und habe die Ergebnisse in hochrangigen Publikationen und auf weltweiten Kongressen veröffentlicht. Mit den unseriösen Versprechen der Kosmetik- und Lifestyle-Industrie wollte ich doch wirklich nichts zu tun haben.

Aber vielleicht können die von mir hoch geschätzten Naturstoffe ja doch was bewirken? Und außerdem hat gutes Aussehen auch was mit Gesundheit zu tun. Gesunde Haut, Haare, Nägel und Zähne sprechen für Vitalität und das finden wir attraktiv.

Und warum sollte man sich mit dem Thema nicht mal ernsthaft auseinandersetzen?

Klar, Schönheit liegt im Auge des Betrachters, ist kulturell definiert und interessanterweise mit Symmetrie.  Solide Lebensweise, viel Bewegung an der frischen Luft, nicht zu viel Sonne, kein Nikotin und Alkohol und immer früh ins Bett sind wichtige Faktoren. Wissen wir doch längst!

Große Einigkeit herrscht auch beim Thema Ernährung. Die ist irgendwie wichtig fürs Aussehen. Gesund und abwechslungsreich muss sie sein und immer viel trinken.  Wasser! Und dann fangen die Fragen auch schon an.

Was ist denn gesunde Ernährung?

„5mal täglich Obst und Gemüse“ sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Eine Portion ist das, was in eine Hand passt. Schaffen wir das? Ich wahrscheinlich nicht, dafür sind meine Hände zu groß. Und wie war das mit dem Obst? Ist da nicht auch viel Zucker drin? Fruchtzucker! Kann nicht so gut verdaut werden und kann die Leber fett machen. Die Wissenschaft hat natürlich wie immer Antworten: Gute Ernährung ist individuelle Ernährung. Und nichts essen ist auf jeden Fall gut, denn im Hungermodus werden die Zellen aufgeräumt und repariert. So kann man gesund alt werden. Macht aber vielleicht nicht so viel Spaß.

Zum Thema „Nahrungsergänzungsmittel“ habe ich meine eigene Meinung und die weicht deutlich von der täglich verkündeten ab. Ich bin ein bekennender Fan von Nahrungsergänzungsmitteln! Ich habe mal gezählt: 38 verschiedene Stoffe müssen wir zu uns nehmen, nicht täglich und nicht immer in Höchstmengen, aber eine optimale Versorgung wäre schon wünschenswert. Optimal? Ja, es geht nicht darum, gerade so viel an Vitaminen zu sich zu nehmen, dass ein klinischer Mangel verhindert wird. Wir füllen ja auch nicht nur so viel Öl ins Auto, bis so gerade die untere Markierung am Ölpeilstab erreicht ist.

Daraus leitet sich der erste Beauty-Tip ab:
Eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen ist nach meiner Ansicht unerlässlich für beauty und health. Wovon haben wir, trotz der bewussten Ernährung, nicht so viel in der Nahrung? Da fällt mir sofort was ein: Eisen, Jod, Folsäure, Vitamin B6 und B12, Selen, Zink und Omega3-Fettsäuren. Daran sollte man denken. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Die empfohlenen Richtwerte sind häufig deutlich zu niedrig und die Angst vor Überdosierung zu groß.
Klar, wenn der Bedarf gedeckt ist, lässt sich der Effekt von Nährstoffen nicht mehr steigern. Aber haben ist besser als brauchen!

Einleuchtend ist auch, dass strahlende Schönheit nicht allein durch Cremes und Salben erreicht werden kann. Unsere Haut ist eine Schutzbarriere und verhindert auch das Eindringen der guten Substanzen. Die oberste Hautschicht, die Epidermis erreichen wir äußerlich gut, aber die darunter liegende Dermis und Hypodermis bekommen nix ab. Also muss die Schönheit auch von innen kommen und damit ist in diesem Fall nicht die Psyche gemeint.
das war schon vor kurzem in diesem Magazin ein Thema: „Die Geburt des Dermarollers.“

Konkreter? Schauen wir uns mal die Stars der Beauty-Szene an. Was ist denn noch gut für Schönheit und Gesundheit?

Antioxidantien: Als ich junger Wissenschaftler war, was leider schon einige Jahre her ist, gab es einen Riesenhype um oxidativ wirkende freie Radikale (nichts Politisches!). Freie Radikale sind sehr räuberische chemische Moleküle, denen ein Elektron fehlt und sie von anderen klauen wollen. Das kann zu erheblichen Schäden in unseren Körperstrukturen führen. Man glaubte damals, die Ursache und Lösung für alle Erkrankungen gefunden zu haben. Heilmittel sollten Radikalfänger sein. Freie Radikale sind in der Tat sehr aggressiv und unser Immunsystem produziert sie, um Eindringlinge abzuwehren. Damit gesundes Gewebe keinen Schaden nimmt, hat der Körper ein effektives antioxidatives Schutzsystem entwickelt.
Und man ist gut beraten, dieses Schutzsystem zu unterstützen. Freie Radikale können z.B. die Haut altern lassen und die Faltenbildung verstärken. Vitamin C und E allein reichen aber nicht aus. Eine bunte Vielfalt von Antioxidantien muss her. Pflanzliche Sekundärstoffe, die auch für die Farbe sorgen, sind potente Antioxidantien. Universelle Antioxidantien wie Astaxanthin, die dem Wild-Lachs eine tiefrote Färbung geben, sind besonders empfehlenswert. Manche Wissenschaftler glauben, dass die Lachse die anstrengende Reise zu den Laichplätzen nur schaffen, weil sie mit Astaxanthin „gedopt“ sind.

Kollagene:
Kollagene sind nichts anderes als körpereigene, faserbildende Eiweiße, die in Haut und in Gelenken gebraucht werden und dort als u.a. als Stütze fungieren. Fehlen sie in der Haut, dann kommt es zu Dellen und Falten. Stellen wir uns eine Fernkernmatratze vor, der einige Metallfedern fehlen, dann geht Elastizität und Spannkraft verloren. Also einfach Kollagen zu sich nehmen, die schwächer werdende körpereigene Produktion ergänzen und schon wird die Hautalterung aufgehalten oder sogar rückgängig gemacht? Klingt logisch und einfach. Aber funktioniert das so?

Kritiker sagen, alles Quatsch. Kollagene werden vom Körper als normale Proteinquelle wahrgenommen, sauber im Verdauungstrakt zerlegt und die Bruchstücke dann eventuell genutzt, um neues körpereignes Kollagen aufzubauen. Dafür braucht es aber nicht die teuren Kollagenprodukte, geht auch mit Eiweiß aus der Nahrung, so die kritischen Stimmen.

Die Experten (aus der Industrie), die natürlich nicht objektiv sind, aber trotzdem großes Interesse daran haben, dass es funktioniert, sagen: „Schau her, wir haben Studien, die zeigen, dass das gut funktioniert.“ Und in der Tat, unter dem Mikroskop zeigen sich deutlich weniger Falten nach mehrwöchiger Einnahme entsprechender Kollagenprodukte. Bei tiefen Falten, die man sich mühsam erarbeitet hat, wird das wahrscheinlich nicht klappen.
Was stimmt denn nun? Dazu ein Blick in die Wissenschaft. Unsere Eiweiße oder Proteine bestehen aus kleinen Bausteinen, wie ein Haus. Die Bausteine heißen Aminosäuren. Davon gibt es 20 verschiedene, die in unseren Proteinen verbaut sind. 8 sind essentiell und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Die anderen 12 kann der Körper selber zusammenbasteln. Das klappt mehr oder weniger gut und deshalb gibt es auch semiessenzielle, da freut sich der Körper, wenn er die auch geliefert bekommt. Jeder Mensch baut die Aminosäuren individuell zusammen. Der Bauplan liegt im Zellkern, in der DNA.

Wenn jetzt von den 8 essenziellen immer nur 4 geliefert werden, könnte man zwar viele Häuser anfangen zu bauen, aber keins wird so richtig fertig. Damit da nicht so viele Ruinen rumstehen, wie in manchem Mittelmeerland, guckt die Natur immer erst, ob auch ausreichend Baumaterial vorhanden ist. Das mit der Nahrung angelieferte Nahrungsprotein ist von unterschiedlicher Qualität. In dem einen stecken viele brauchbare Aminosäuren, in dem anderen eher nicht. Das bezeichnet man als Wertigkeit des Eiweißes. Ganz weit vorn ist das Hühnerei, da wird etwa die Hälfte der Aminosäuren verbaut und der Rest verbrannt oder als Harnstoff ausgeschieden, beim Rindersteak sind es etwa 20%. Aber auch in Pflanzen, wie z.B. Erbsen und Bohnen, hält die Natur wertvolles Eiweiß für uns bereit. Beim Kollagen, das häufig aus Schweinehaut hergestellt wird, variiert die Nutzbarkeit für den Umbau in menschliche Kollagene,
 je nach Hersteller und Reinheitsgrad.

Was tun?

Seriöse Hersteller bieten Einblicke in ihre Studien. Zeigen die Studien, dass die angebotenen Nahrungsergänzungsmittel zum Aufbau von Kollagen in den Hautschichten, Knochen und Gelenken führen, kann man gern mal einen Versuch wagen. In ersten Studien konnte gezeigt werden, dass bestimmte Produkte die körpereigene Kollagenproduktion anregen und es nicht nur um die Lieferung von
Bausteinen geht.

Hier noch ein weiterer Tipp:  Die Aminosäure-Ketten im Gewebe werden durch Silizium (Si kennen wir aus den Computer-Chips) miteinander verknüpft. Das sollte dann möglichst im Körper bereitgehalten werden.  Silizium ist vor allem in Pflanzen enthalten. Ackerschachtelhalm und Bambus enthalten besonders viel, werden aber eigentlich kaum gegessen. Es sei denn, man ist bereits Konsument entsprechender Nahrungsergänzungsmittel. Ansonsten findet sich Silizium in Cerealien, Bananen oder (Männer aufgepasst!) Bier. Vielen ist auch Kieselerde als Quelle bekannt. Si ist nach Sauerstoff das zweithäufigste Element der Erde, Sand besteht aus Silizium und Sauerstoff. Hier wird das Problem der Bioverfügbarkeit offensichtlich, denn Sand durchwandert den Magen-Darmtrakt unverändert. Die bekannte Kieselerde wird ebenfalls nicht so gut aufgenommen. Aber es gibt inzwischen stabilisierte Ortho-Kieselsäure, die dem Körper gut verfügbares Silicium zur Verfügung stellt und damit auch das Wachstum von Haaren und Nägeln unterstützt.

Mango!

Jawohl, Mango macht tatsächlich schön, aber nur eine spezielle Mango-Art aus dem Süden Indiens mit dem schönen Namen Kili-Mooku. Ein Extrakt aus reifen Früchten aktiviert körpereigene Schutzenzyme, die die Durchblutung verbessern und den Energiestoffwechsel in der Haut antreiben. Dadurch kann der Abbau von Kollagen verringert werden. Die Bildung unserer Zellkraftwerke, der Mitochondrien, wird gefördert. So kann nicht nur die Hautalterung verlangsamt, sondern auch Haarausfall reduziert werden.

Fazit:

Schönheit von innen, ist möglich, aber nur, wenn man muss sich auskennt. Ich hoffe, diese Informationen konnten dazu beitragen. Mehr dazu in meinem Podcast: „Dr. Biller weiß alles anders!“

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 28 / Herbst 2023.

 

 

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