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Y-JOBS

5. Januar 2024

Runter vom Sofa, rein ins Museum

Jenseits der eigenen vier Wände gibt es ein irdisches Paradies: das Museum!

( Fotografie: Adobe Stock: Gaspar )

Haben Sie schon Pläne fürs Wochenende? War die Woche mal wieder anstrengend, das Wetter mies und mit den Kolleg:innen lief es auch nicht so rund? Da verlockt es doch, sich auf dem Sofa unter der Decke zu vergraben und mit Binge Watching der Mühsal des Alltags zu entfliehen. Bis man spätestens Montagfrüh versucht, mit steifen Gelenken und müdem Hirn wieder halbwegs in die Senkrechte zu kommen… Was soll man machen, denkt man, so ist eben das Erwachsenenleben. Man pendelt zwischen dem Zuhause und der Arbeitsstätte oder bleibt dank Homeoffice gleich ganz daheim. Jedenfalls bleibt der Zirkel überschaubar und ist schnell routiniert, was bald das Gefühl erzeugt, wie der Ackergaul vorm Pflug gleichförmig Reihe um Reihe zu ziehen. Alles scheint verzweckt und die immer gleichen Wände anzublicken, ist auch nicht gerade aufbauend. Soll man sich diesem Schicksal also demütig ergeben und hinnehmen, dass das Erwerbsleben nach klassischem westlichem Modell eben ein Jammertal ist, das wir nur durch die vergifteten Glücksverheißungen von eventuellem Aufstieg und Konsum aushalten? Ich finde, damit blieben wir doch arg unter unseren Möglichkeiten, die wir einerseits in uns tragen und die uns andererseits unsere Zivilisation zum Guten gebracht hat.
 
Zu diesem Guten gehören ganz unzweifelhaft die Museen. In wohltemperierter Atmosphäre kann man sich den herrlichsten Kunstwerken, den faszinierendsten Artefakten und den spannendsten Themen widmen. Man kann es ganz allein, nur für sich selbst tun oder man trifft andere und tauscht sich aus. Oder man nimmt an einer Führung teil, die heute nichts mehr mit dem Frontalunterricht früherer Zeiten zu tun haben. Außerdem bieten alle Museen nach Kräften eine tolle Vielfalt an Angeboten, um eine gute und erlebnisreiche Zeit zu verbringen.

Unsere Museen sind nicht mehr die Kunsttempel und unterkühlten „White Boxes“ oder die einschüchternden Lehranstalten, wie so manche sie vielleicht noch aus fernen Tagen der Schulausflüge in unangenehmer Erinnerung haben. Nein, heute sind Museen offene Orte ungezwungener Erbauung und frohgemuter Bildung. Ihre Ausstellungen, ob dauerhaft oder temporär, sind einladende Angebote, sich Objekten und Inhalten zu widmen. Sie bieten neue Perspektiven auf die Vergangenheit und Gegenwart und können Ideen für die Zukunft aufzeigen. Und jenseits solch anklingender Themenschwere darf man sich im Museum auch gut und gerne einfach dem Genuss hingeben. Legen Sie sich eine Dauerkarte zu oder werden Sie Mitglied in einem Förderverein, deren Mitglieder in der Regel freien Eintritt genießen.
 
Machen Sie so das Museum zu einem zweiten Zuhause, an dessen Wänden immer was los ist! Wie viel aufregender ist es doch, ein Kunstwerk im Original zu erleben anstatt die mediale Kopie im immergleichen Format irgendeines Bildschirms. Das Schöne im Leben, nach dem wir uns doch alle sehnen, es ist zu finden und oft genug findet es sich in unmittelbarer Nähe. Das nächste verregnete Wochenende kommt. Geben Sie dem Museum in Ihrer Nachbarschaft, in Ihrer Stadt eine Chance, Sie für ein paar Stunden ziemlich glücklich zu machen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 29 / Winter 2023.

Dr. Christian Lechelt

Kunsthistoriker, Leiter des Museums Schloss Fürstenberg. Experte für die Kunst- und Kulturgeschichte des europäischen Porzellans vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Vizepräsident der Gesellschaft der Keramikfreunde e. V. und Redakteur der Zeitschrift KERAMOS.

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