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Y-JOBS

18. Oktober 2023

Spieglein, Spieglein, an der Wand…

Wie passe ich mich am besten an?

(Fotografie: Adobestock: master1305)

Schreibt die Gesellschaft vor, was schön ist?

Schönheitsideale existieren genauso lange wie die Gesellschaft selbst und befanden sich schon immer im Wandel. Während Adonis im Zeitalter der Antike mit elfenbeinfarbener Haut und einem durchtrainierten Körper und Aphrodite mit ein paar Pfunden mehr einen Hype auslösten, waren „ideale“ Frauen im Mittelalter schmal und kindlich. In Bezug auf das männliche Geschlecht zieht sich der Trend von breiten Schultern und muskulösen Armen eigentlich bis heute durch, für weiblich gelesene Personen wurde es ein wenig komplizierter: In der Neuzeit galt die rundliche Dame in pompöser Aufmachung als Schönheits-Stereotyp, während ab 1700 Korsettmode eine trendige Sanduhrfigur inklusive schmaler Taille und nicht selten damit einhergehende Organverschiebungen versprach. Seit dem 21. Jahrhundert sind ein braungebrannter Teint und eine extrem schmale Figur – schmaler als in jeder anderen Epoche – ein Hingucker. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Kardashians das Regime übernahmen und eine neue Ära des Schönheitswahns einläuteten: Plötzlich sind Rundungen so angesagt, dass Brazilian Butt Lifts die Terminkalender der SchönheitschirurgInnen sprengen. Warum Veränderung in allen Bereichen des Lebens und so auch im Beauty-Sektor die einzige Konstante ist und es sich nicht lohnt, jeden Trend mitzumachen.


Als hätten Medien wie Magazine, YouTube-Tutorials, TV-Shows wie Germany’s Next Topmodel und perfekte Menschen in der Werbung nicht gereicht, gibt es seit dem Social-Media-Zeitalter weitere Kanäle, die permanenten Vergleich und nicht selten damit einhergehenden Frust versprechen. Auch wenn es längst kein Geheimnis mehr ist, dass sich hinter der glatten Fassade aus Perfektion und Highlife der UserInnen auch Pickel, Sorgen und schwierige Lebensphasen verbergen, können sich Trends wie Schönheits- und Ästhetikideale rasend schnell verbreiten. Erinnern wir uns an Cara Delevingne, die mit ihrer Bekanntheit und vor allem mit ihrer markanten Augenpartie eine ganze Augenbrauen-Revolution ausgelöste. Hätten wir das schon damals – als wir unsere Brauen noch mühsam und schmerzvoll zu einem dünnen Strich zupften – gewusst, wäre uns einiges erspart geblieben. Und damit nicht genug: Der Rest des Körpers durfte sich im Laufe der Zeit auch von size zero weg verändern – solange dies an den richtigen Stellen stattfand. Tendenziell ist es ja nicht verwerflich, dem Skinny-Diätwahn entgegenzuwirken und auch anderen Körperformen offiziell ihre Daseinsberichtigung zu erteilen. Solange es sich bei dieser vermeintlichen gesellschaftlichen Akzeptanz nicht um Sprünge mitten ins nächste Extrem handelt: Denn auf einmal galt eine Frau mit so vielen Rundungen wie möglich als von Gott oder vom Beauty-Doc gesegnetes Vorbild. Wie sollen die Dünnen, die sich jahrelang mit Diäten herumgequält haben da jetzt mithalten? Und kaum die Lebensweise umgestellt oder das Sparschwein geschlachtet, haben sich die Kardashians die Booty-Implantate längst schon wieder herausnehmen lassen und wir bleiben ratlos zurück.


Zum Glück gibt es auch eine gute Nachricht inmitten aller Verwirrung, die auch für alle, die sich bis heute keinen Schönheitseingriff leisten konnte, eine Erleichterung sein könnte: Es lohnt sich nicht, jeden Trend mitzunehmen. Wir können den Körper nicht an vorherrschende Ideale anpassen, denn die Gene und individuelle Faktoren machen uns nervigerweise einen Strich durch die Rechnung. Somit ist es nicht möglich zu jeder Zeit der Norm zu entsprechen, die aktuell als schön gilt. Glücklicherweise ist dies aber auch nicht nötig, da wir einfach auf bessere Zeiten hoffen können – denn, wie es die Geschichte zeigt, hat jeder Trend ein Verfallsdatum.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 28 / Herbst 2023.

Lina Tauscher

Die 25-Jährige ist ausgebildete Kauffrau für Marketingkommunikation, fühlt sich aber im redaktionellen Bereich am wohlsten. Momentan studiert sie Journalismus und Public Relations und ist in der MediaWorld als Redakteurin sowie im Content-Management tätig. Sie begeistert sich für gute Geschichten, die von inspirierenden Menschen und Meinungen zum Leben erweckt werden.

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