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27. September 2022

Was Frauen wollen

Frauenpower

(Fotografie: fotolia/Konstantin Yuganov)

Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen, zum Beispiel der Relativitätstheorie.

Albert Einstein war ein kluger Mann. Andererseits: Frauen sind gar nicht so schwierig. Sie wollen doch nur so einfache Dinge wie gelebte Gleichberechtigung, dieselbe Entlohnung wie Männer, sie wollen mehr Macht und mehr Einfluss in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Denn die Welt wird überwiegend von alten Männern regiert, und recht viele von ihnen sind wandelnde Katastrophen. Im Wirtschaftsleben, in religiösen Institutionen, in Hochschulen, Sport, Musik, in Medien und in der IT-Welt sind überwiegend Männer an der Macht. Und das kann ja nicht nur daran liegen, dass Frauen Kinder kriegen. Es hat vielmehr mit männlichen Seilschaften zu tun, jener gläsernen Decke aus maskulinem Widerstand, an der sich Frauen blutige Köpfe holen. Oder wie es Marie von Ebner-Eschenbach bereits im 19. Jahrhundert formulierte: Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: alle dummen Männer!

Wenn das zu feministisch klingt, ein paar Fakten: Frauen verdienen weltweit im Schnitt 30 Prozent weniger als Männer. In den Vorstandsetagen der DAX-Unternehmen sind weniger als zehn Prozent Frauen. Während berufstätige Frauen sich pro Werktag sechseinhalb Stunden um Kinder und Haushalt kümmern, stagnieren Männer  bei durchschnittlich zweieinhalb Stunden. Was Frauen auch wollen: bezahlbare Wohnungen, mehr Kindertagesstätten, viele Ganztagsschulen, weniger Blondinen-Witze.

Its a men’s world, auch in Deutschland, das von einer Frau regiert wird. In Angela Merkels Kabinett sind neun Männer und sechs Frauen vertreten. Das klingt gar nicht so schlecht, doch wenn wir zu den Staatssekretären kommen, verschiebt sich das Bild: 22 Männer und 13 Frauen. Und weiter gehts ins Parlament: 31 Prozent der Abgeordneten sind weiblich, das entspricht dem Standard von 1998. Die Führungsriegen in den Ministerien sind zu weniger als 30 Prozent mit Frauen besetzt. Frauen stellen übrigens 51 Prozent der deutschen Bevölkerung, zumindest hier haben sie eine knappe Mehrheit.

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist keine CSU-Priorität, in den von ihr geführten Ministerien gibt es gerade mal eine Frau in einer Spitzenposition. FDP und AfD sperren sich gegen jegliche Quotenregelung, die SPD tut sich leichter als die CDU, und nur die Linke und die Grünen halten das Frauen-Banner hoch. Quoten und Paritätsgesetze gibt es übrigens in vielen europäischen Ländern - zum Beispiel in Frankreich, Spanien oder Irland.

Was immer eine Frau macht, muss sie doppelt so gut machen wie ein Mann, damit sie für halb so gut gehalten wird. Zum Glück ist das nicht schwer.

Sagte Charlotte Whitton, (1896-1975), ehemalige Bürgermeisterin von Ottawa, Kanada.

Auch sie entsprach nicht dem Geschlechterklischee, dass Frauen emotional, fürsorglich und weich sind, und die Männer rational, aktiv und fordernd. Viele Frauen verzichten freiwillig auf den undefinierbaren Charme der Schwäche, den Männer so anziehend finden. Und haben Frauen nicht über Jahrhunderte unter Beweis gestellt, dass sie Familien versorgen und managen können? Sie wissen, wie soziale Systeme funktionieren und wie sie Abläufe organisieren. Multitasking ist für Frauen überhaupt kein Problem. Und ja, ein paar von ihnen können nicht einparken. Überhaupt sind Frauen irgendwie anders, keineswegs perfekt, vielleicht nicht einmal die besseren Menschen. Sie wollen nur ihren fairen Anteil an der Welt. Die Formel ist relativ einfach: Frauenpower plus Quote ergibt Gleichberechtigung.

Christine Grän

wurde in Graz geboren und lebte in Berlin, Bonn, Botswana und Hongkong, bevor sie nach München zog. Die gelernte Journalistin wurde durch ihre Anna-Marx-Krimis bekannt, die auch verfilmt wurden. Sie veröffentlichte unter anderem die Romane „Die Hochstaplerin“, „Hurenkind“ und „Heldensterben“. Zuletzt erschienen „Amerikaner schießen nicht auf Golfer“, „Sternstraße 24“ und „Glück am Wörthersee“ im ars vivendi Verlag.

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