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19. September 2022

Flybots

Und ferngesteuerte Flughäfen

(Fotografie: DLR, Andreas Rudolph)

Am Forschungsflughafen zeigen zwei neue Projekte die Innovationskraft des Braunschweiger Mobilitätsclusters.

Der Forschungsflughafen Braunschweig hat sich zu einem der bedeutendsten Cluster für Mobilitätsforschung in Europa entwickelt. Durch die Kombination aus Forschungsstandort und Verkehrsflughafen mit kompletter Flughafen-Infrastruktur bietet er die seltene Möglichkeit, Forschungserkenntnisse direkt vor Ort in der Praxis zu erproben und in Innovationen umzumünzen. Zwei aktuelle Projekte belegen die Inno-vationskraft des Standorts.

Ein bedeutendes Element zukünftiger Mobilität sind unbemannte Luftsysteme wie Drohnen. Wenngleich sie im privaten Bereich, beispielsweise in der Fotografie, bereits verbreitet sind, bergen sie noch enorme Potenziale für eine Vielzahl von Anwendungsfeldern. Von der Logistik über die Landwirtschaft und den Umwelt- und Küstenschutz bis zur Optimierung von Rettungseinsätzen können Drohnen zur Optimierung von Abläufen beitragen. In Niedersachsen hat sich der Begriff Flybots als Begriff für die technische Unterstützung durch unbemannte Luftsysteme etabliert. Mit dem Projekt „Flybots“ soll am Forschungsflughafen Braunschweig nun die Infrastruktur für ein künftiges Drohnen-Testfeld geschaffen werden. Während das Projekt von der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Braunschweig Zukunft, die das Netzwerk aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Bundesbehörden und innovativen Unternehmen am Forschungsflughafen koordiniert, initiiert wurde, sind die beiden Hauptpartner die TU Braunschweig mit ihrem Niedersächsischen Forschungszentrum für Luftfahrt (NFL) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem Institut für Flugführung und dem Institut für Flugsystemtechnik. Das Land Niedersachsen fördert das Projekt „Flybots – Drohnen-Testzentrum Braunschweig Stufe 1“ mit 2,4 Millionen Euro.

Drohnen im Käfig

Gemeinsam entwickeln die Projektpartner ein aerodynamisches Labor für Drohnenantriebsstränge und elektromagnetische Verträglichkeit, einen Drohnenkäfig zur sicheren Durchführung von Flugversuchen im Flughafenbereich und mobile Infrastruktur zur Drohnendetektion. Über das Netzwerk am Forschungsflughafen soll zukünftig auch weiteren Partnerinnen und Partnern der Zugang zur Flybots-Infrastruktur ermöglicht werden. Das Drohnentestfeld soll Start-ups und Unternehmen ebenso wie Zulassungs- und Zertifizierungsbehörden die Chance bieten, Technologien und Wechselwirkungen praxisnah zu erproben. Begleitend ist ein Arbeitskreis Flybots entstanden, der fortlaufend die Entwicklungspotenziale für den Standort Braunschweig in diesem Themenfeld identifizieren soll. „Bereits beim ersten Treffen des Arbeitskreises ist das große Interesse der Unternehmen und Start-ups an der Technologie und den daraus entstehenden Testmöglichkeiten deutlich geworden“, so Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Zukunft GmbH. Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt ist das Remote Tower Control Center: Wie die Flughafen Braunschweig-Wolfsburg GmbH im Mai 2022 bekannt gab, wird die DFS Aviation Services (DAS) von 2024 an ein Remote Tower Control Center (RTC) in Betrieb nehmen. Vom RTC aus werden die Fluglotsinnen und Fluglotsen dann nicht nur die Flugsicherungsdienste für den Flugverkehr in Braunschweig leisten, sondern auch den Flugplatz in Emden, also am anderen Ende Niedersachsens, überwachen. Später sollen weitere Flugplätze hinzukommen. Das RTC-Center wird das erst zweite seiner Art in Deutschland und wird vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung mit fünf Millionen Euro gefördert. An der Entwicklung der Technologie, die den Sicherheitsdiensten auf Basis hochauflösender Video- und Infrarot-Kameras einen 360-Grad- Panoramablick der zu überwachenden Flugplätze bietet, war und ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt maßgeblich beteiligt. Das DLR- Institut für Flugführung hat seinen Sitz direkt am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg, mitten im Braunschweiger Mobilitätscluster. Die Forscherinnen und Forscher werden das Projekt auch nach der Inbetriebnahme des Remote Tower Control Centers eng begleiten. Ganz im Sinne des Cluster-Ansatzes soll so die tägliche Praxis der Flugsicherung aus dem RTC mit den Forschungsaktivitäten des DLR optimal vernetzt werden. „Diese enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Forschung ist genau das, was das Mobilitätscluster am Forschungsflughafen Braunschweig ausmacht“, sagt Gerold Leppa. „Das Beispiel Remote Tower Control Center zeigt, wie aus Forschungserkenntnissen Geschäftsmodelle werden, die zur Wertschöpfung am Standort beitragen.“

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