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Y-JOBS

23. März 2017

Die Speerspitze der Menschheitsgeschichte

Kultur ist mehr als das Bild an der Wand

(Fotografie: Stefan Zwilgmeyer, Tim Dalhoff)

Kulturraum entwickelt sich immer häufiger nur noch im Stadtraum. Eine Tendenz, die eng mit demografischen Prozessen verbunden ist. Das stellt die von Ballungszenten abgelegenen Kulturinseln vor besondere Herausforde­-rungen. Wie das Paläon in Schöningen, nah der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Und doch: Ein solches Museum gehört an seinen Genius Loci. Findet auch Manfred Casper, Geschäftsführer des Paläon. „Es war eine ganz bewusste und die richtige Entscheidung, diesen Standort zu wählen. Hier wurden die Speere gefunden, hier ist der Ort, wo unsere früheste Menschheitsgeschichte spürbar wird, greifbar ist“, betont Casper, „hier findet weiter Forschung statt. Speereund Fundort – das gehört zusammen.“ Kultur ist mehr als das Bild an der Wand, mehr als ein Dialog auf der Bühne. Sie ist nicht weniger metaphysisch, ist in der Luft zu spüren und verlangt einen offenen Geist, der sie annimmt und imaginativ aufgreift.

Mit dem Fund der altsteinzeitlichen Speere 1994 am Rande des Schöninger Tagebaus beginnt die Geschichte des Paläons. Alter der Waffen: 300.000 bis 337.000 Jahre. Eine Sensation, sind es doch die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Welt. Bis 1998 entdeckten die Forscher weitere Speere – und die Idee zum Bau des Paläon war geboren. Unweit der Fundstelle, auf weitem, leerem Feld wie ein gelandetes UFO thront es heute dort. Und zwar genau am richtigen Ort. Hier befand sich vor mehr als 300.000 Jahren ein Lager von Jägern, am Ufer eines urzeitlichen Gewässers. Weitere Steinartefakte und rund 12.000 Tierknochen kamen im Laufe der Jahre zu Tage. „Sich das vorzustellen allein: Hier, an diesem Ort, lebten und jagten unsere Vorfahren. Das ist etwas ganz Besonderes“, schwärmt Casper. Direkt am Ort des Geschehens. Das ist einer der großen Vorteile, den das Paläon in die Waagschale wirft, wenn Kritiker eine verhältnismäßig lange Anreise bemängeln. „Aber es lohnt sich, versprochen“, sagt Casper überzeugt.

Das Paläon ist schon architektonisch ein Leckerbissen und alleine deswegen einen Besuch wert. In gewagt-gewolltem Kontrast hebt sich seine futuristische Architektur von seinen „Gründungspaten“, den Speeren ab. Weil es aber nicht nur Museum ist, sondern auch eine eigene Forschungsabteilung beherbergt, gelingt der Brückenschlag. Ein mehrköpfiges Team spürt den Anfängen unserer Zivilisation nach. Jüngster Fund: ein vollständig erhaltener Schädel einer Säbelzahnkatze. Und so lockt das Paläon selbstbewusst hinaus auf’s Land und versteht sich als Teil der Stadt Schöningen, ist eng mit ihr verbunden. Schöningen selbst trägt die Speere stolz im Namen, nennt sich „Stadt der Speere“ – eine kräftige Symbiose, die so der fortschreitenden Urbanisierung entgegen tritt. „[Es kommt] gerade in ländlichen Räumen auf die Phantasie und Kreativität der zivilgesellschaft­lichen Akteure im Verbund mit Politik und Verwaltung an, wenn es darum geht, sowohl für die Regionen als auch für die Akteure passfähige und realistische Lösungen zu erarbeiten“, betonen die Autoren einer Studie zur kulturellen Infrastruktur im Auftrag der Bundesregierung. Genau diesen Beitrag leistet das Paläon, indem es Forschungs- und Erle­bens­einrichtung in einem ist. Die Geschichte selber entdecken, neu entdecken und erleben. Von Kindergartengruppen über Schulklassen bis zu Tagesausflügen gibt es ein kulturelles Programm, das einen besonderen Geist atmet. Dazu viele Möglichkeiten, dem Leben vor 300.000 Jahren selber aktiv nachzuspüren. Alles getreu dem Motto: Die Sache zählt, nicht die Anschrift auf dem Briefkopf.

Kulturraum entwickelt sich immer häufiger nur noch im Stadtraum. Eine Tendenz, die eng mit demografischen Prozessen verbunden ist. Das stellt die von Ballungszenten abgelegenen Kulturinseln vor besondere Herausforde­-rungen. Wie das Paläon in Schöningen, nah der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Und doch: Ein solches Museum gehört an seinen Genius Loci. Findet auch Manfred Casper, Geschäftsführer des Paläon. „Es war eine ganz bewusste und die richtige Entscheidung, diesen Standort zu wählen. Hier wurden die Speere gefunden, hier ist der Ort, wo unsere früheste Menschheitsgeschichte spürbar wird, greifbar ist“, betont Casper, „hier findet weiter Forschung statt. Speere und Fundort – das gehört zusammen.“ Kultur ist mehr als das Bild an der Wand, mehr als ein Dialog auf der Bühne. Sie ist nicht weniger metaphysisch, ist in der Luft zu spüren und verlangt einen offenen Geist, der sie annimmt und imaginativ aufgreift.
Mit dem Fund der altsteinzeitlichen Speere 1994 am Rande des Schöninger Tagebaus beginnt die Geschichte des Paläons. Alter der Waffen: 300.000 bis 337.000 Jahre. Eine Sensation, sind es doch die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Welt. Bis 1998 entdeckten die Forscher weitere Speere – und die Idee zum Bau des Paläon war geboren. Unweit der Fundstelle, auf weitem, leerem Feld wie ein gelandetes UFO thront es heute dort. Und zwar genau am richtigen Ort. Hier befand sich vor mehr als 300.000 Jahren ein Lager von Jägern, am Ufer eines urzeitlichen Gewässers. Weitere Steinartefakte und rund 12.000 Tierknochen kamen im Laufe der Jahre zu Tage. „Sich das vorzustellen allein: Hier, an diesem Ort, lebten und jagten unsere Vorfahren. Das ist etwas ganz Besonderes“, schwärmt Casper. Direkt am Ort des Geschehens. Das ist einer der großen Vorteile, den das Paläon in die Waagschale wirft, wenn Kritiker eine verhältnismäßig lange Anreise bemängeln. „Aber es lohnt sich, versprochen“, sagt Casper überzeugt.

Das Paläon ist schon architektonisch ein Leckerbissen und alleine deswegen einen Besuch wert. In gewagt-gewolltem Kontrast hebt sich seine futuristische Architektur von seinen „Gründungspaten“, den Speeren ab. Weil es aber nicht nur Museum ist, sondern auch eine eigene Forschungsabteilung beherbergt, gelingt der Brückenschlag. Ein mehrköpfiges Team spürt den Anfängen unserer Zivilisation nach. Jüngster Fund: ein vollständig erhaltener Schädel einer Säbelzahnkatze.

Und so lockt das Paläon selbstbewusst hinaus auf’s Land und versteht sich als Teil der Stadt Schöningen, ist eng mit ihr verbunden. Schöningen selbst trägt die Speere stolz im Namen, nennt sich „Stadt der Speere“ – eine kräftige Symbiose, die so der fortschreitenden Urbanisierung entgegen tritt. „[Es kommt] gerade in ländlichen Räumen auf die Phantasie und Kreativität der zivilgesellschaft­lichen Akteure im Verbund mit Politik und Verwaltung an, wenn es darum geht, sowohl für die Regionen als auch für die Akteure passfähige und realistische Lösungen zu erarbeiten“, betonen die Autoren einer Studie zur kulturellen Infrastruktur im Auftrag der Bundesregierung. Genau diesen Beitrag leistet das Paläon, indem es Forschungs- und Erle­bens­einrichtung in einem ist. Die Geschichte selber entdecken, neu entdecken und erleben. Von Kindergartengruppen über Schulklassen bis zu Tagesausflügen gibt es ein kulturelles Programm, das einen besonderen Geist atmet. Dazu viele Möglichkeiten, dem Leben vor 300.000 Jahren selber aktiv nachzuspüren. Alles getreu dem Motto: Die Sache zählt, nicht die Anschrift auf dem Briefkopf.

Drei Fragen an Manfred Casper

  1. Was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe?
    Ich verstehe die neue Aufgabe als Herausforderung und als Möglichkeit, dem Paläon als touristischem Highlight der Region zu mehr Geltung zu verhelfen. Gleichzeitig sehe ich darin die Chance, der Region etwas zurückgeben zu können, die mich einst als Jugendlichen aufgenommen und mir Heimat gegeben hat.
  2. Was sind Ihre nächsten Ziele?
    Nach Abschluss meiner Einarbeitung und einiger Struktur­veränderungen in der Verwaltung des Paläon wird die regionale und überregionale Netzwerkarbeit intensiviert. Gleichzeitig müssen die Bereiche Marketing und PR deutlich verstärkt werden. Am Ende steht das Paläon als international renommiertes touristisches Highlight der Region.
  3. Wo sehen Sie Chancen und Gefahren für das Paläon?
    Große Chancen liegen in der Exklusivität des Ausstellungs- und Forschungshintergrundes; es geht im Paläon um die ältesten Jagdwaffen der Menschheit! Es gibt keine älteren! Und es bieten sich Chancen mit einem außerordentlich engagierten Team und räumlichem Potenzial.

Gefahren ergeben sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von öffentlichen Geldern, wie bei jeder anderen musealen Einrichtung auch. So könnte eine größere Wirtschaftskrise negative Auswirkungen auch auf das Paläon haben.

Neue Ausstellung

Die Eiszeit-Jägerin
Säbelzahnkatzen – Die tödliche Gefahr

Auge in Auge mit der Säbelzahnkatze bei der europaweit einzigartigen Sonderausstellung im Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere

Eröffnung: 13. April 2017

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