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Y-JOBS

23. Januar 2023

Gedankenspaziergänge – Balance

Ich liebe den Herbst, ich liebe es, wenn es kühler und feuchter wird, erdiger riecht, wenn die Natur sich langsam zurückzieht.

(Foto: Petra Martin)

Emmi, lass uns rausgehen – heute vielleicht in den Wald beim „Grünen Jäger“? Wir beiden im Glück? Du hast viel zu schnuppern und ich lasse meine Gedanken fließen…

Emmi, ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein Team so richtig im Flow ist. Wenn die Vielen ein Ganzes sind. Wenn große Ideen geboren werden, wenn tolle Events wie am Schnürchen laufen und jeder an seinem Platz genau richtig ist. Das kenne ich vom Sport, das kenne ich auch mit meinem Team bei der Arbeit. Reine Freude.

In unserem neuen Arbeitsmodus ist das gar nicht mehr so leicht zu erleben, dieses Gemeinschaftserlebnis. Es braucht viel mehr Planung, Koordination und auch die Bereitschaft, die eigene Planung hin und wieder der Gemeinsamkeit unterzuordnen. Es braucht Balance.

Wenn ich beim Zähneputzen meine „3-Minuten-auf-einem-Bein-Steh-Übung“ mache, dann merke ich deutlich, wie stark der Körper arbeitet, um diese Balance zu halten. Balance ist also ein Zustand, der ständige Arbeit erfordert. Balance ist kein Ruhe-, sondern ein Arbeitszustand. Balance erfordert zudem Aufmerksamkeit. Sobald die wegrutscht, kippe ich um.

Wenn ich das jetzt auf die neue Arbeitswelt übertrage, dann braucht es in meinem Dafürhalten die Balance zwischen den Bedürfnissen der einzelnen Personen, der Teams und nicht zuletzt auch des Unternehmens. Die wollen und brauchen nicht alle das Gleiche. Die neuen Errungenschaften des virtuellen Arbeitens sind Fluch und Segen. Ich würde es sogar umgekehrt formulieren wollen, Emmi, ich finde nämlich die Chancen großartig. Homeoffice ist klasse. Aber wer die Wahl hat, hat die Qual, das wusste schon meine Omi. Mehr Möglichkeiten machen das Leben oft komplizierter. Mehr Möglichkeiten bedeuten mehr Kräfte, die entgegengesetzt an der Balance zerren, mehr Kräfte erfordern mehr Klärung, mehr Bereitschaft, mehr Kompromiss, mehr Entgegenkommen – Mehr WIR, weniger ICH. Wer sich starr macht, wird kippen. Nur wer beweglich ist, schon auf kleinste Signale sensibel reagiert, wird in den Zustand der Balance finden. Balance zu halten ist ein tolles Gefühl.

Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich das alles entwickelt, Emmi. Ich hoffe sehr, dass viele Teams hart darum ringen, den Teamflow nicht zu verlieren, oder immer wieder herzustellen. Qualität im Miteinander, Verbundenheit, psychologische Sicherheit… u.v.m. fallen nicht vom Himmel oder bleiben konstant erhalten. Es ist wie bei einem Auto: wenn der Tank leer ist, kann ich mit viel Willen hoffen, dass es weitergeht, aber… Meinst du, dass das klappt, Emmi?

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