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Y-JOBS

5. Januar 2023

Dennis Schröder holt Nils Mittmann ins Team der Basketball Löwen Braunschweig

Wir müssen unsere Identität weiterentwickeln

(Fotografie: Basketball Löwen Braunschweig)

Nachdem der Braunschweiger Jung Dennis Schröder die Basketball Löwen im vergangenen Jahr komplett übernahm, holte er mit Nils Mittmann einen weiteren gebürtigen Braunschweiger zurück nachhause. Gemeinsam wollen sie das Bild der Basketball Löwen nachhaltig verändern – zum Positiven.

Hektische Tage liegen hinter den Basketball Löwen. Unstimmigkeiten über die Nachwuchsarbeit sowie die Entlassung der Braunschweiger Jugendtrainer-Legende Liviu Calin hatten noch im Mai vergangenen Jahres dazu geführt, dass der Braunschweiger Jung und heutige NBA-Star Dennis Schröder den Bundesliga-Klub komplett übernahm. Die Meldung traf nicht wenige damals aus dem Nichts. Zuvor besaß der frischgebackene Celtic-Spieler etwas mehr als 70 Prozent der Anteile – die anderen Gesellschafter BS Energy, Öffentliche Versicherung und der Stadtsportbund überließen ihm ihre Anteile, damit Schröder die finanziellen Voraussetzungen für die Zukunft des Vereins schaffen kann.

Und Schröder fackelte nicht lange. Als quasi erste Amtshandlung wurde der damalige Geschäftsführer Sebastian Schmidt, der die Kooperation mit dem langjährigen Stammverein SG Braunschweig auflöste, um einen neuen Partner in Hannover zu finden, freigestellt. In der Folge holte der neue Owner ein altbekanntes Gesicht zurück: Oliver Braun übernahm die Geschicke als Geschäftsführer, wenn auch nur interimsmäßig. So konnte der Saisonübergang sowie alle offenen Baustellen von einem erfahrenen Verantwortlichen, der die Abläufe in der Liga bestens kennt, moderiert werden. Währenddessen feilte Schröder schon an der Zukunft.

Weil intern von Beginn an klar war, dass Braun den Sessel des Geschäftsführers nur temporär besetzen würde, schaute sich der heimatverbundene 27-Jährige nach einem passenden Nachfolger um. Dabei hatte er direkt jemand im Kopf, dem der Verein und die Stadt mindestens ebenso wichtig sind wie ihm selbst: Nils Mittmann. Der gebürtige Braunschweiger spielte selbst lange für die Löwen, trug sogar die Kapitänsbinde als Dennis noch das Paket der VW-Halle bespielte und brachte die nötigen Kompetenzen mit. Fragte sich nur, wie man den verlorenen Sohn wieder nach Hause holen konnte. Denn zu diesem Zeitpunkt arbeitete Mittmann noch für den Ligakonkurrenten Ratiopharm Ulm.

Tatsächlich hatte der Ex-Löwe seine alte Liebe aber nie aus den Augen verloren. Ganz im Gegenteil. „Ich habe die Vorgänge bei den Löwen zu der Zeit mit großer Verwunderung aus der Ferne beobachtet“, sagt er mit Bezug auf die geplante Kooperation mit Hannover. Als Dennis dann auf ihn zugekommen sei, hätten sie sich erst sehr lange über Grundsätzliches unterhalten, was die Zukunft des Basketballs sowie die Standorts Braunschweig angeht.

„Es wurde schnell klar, dass wir ähnliche Vorstellungen haben und eine große Schnittmenge bei den notwendigen Veränderungen“, sagt der 42-Jährige.

Dementsprechend schnell seien die Verhandlungen verlaufen, als ihm das Angebot unterbreitet wurde, der neue Geschäftsführer der Basketball Löwen zu werden. „Mir fiel die Entscheidung ziemlich leicht. Auch wenn meine Familie und ich uns sehr wohl in Ulm gefühlt haben, ist Braunschweig meine Heimat und die Löwen mein Verein.“ Viel Überzeugungsarbeit sei aber auch bei seiner Frau und Kindern nicht nötig gewesen. Und so trat er im November 2020 seinen neuen Job in Braunschweig an. So viel stand fest; Arbeit gab es genug!

Das Konzept sei von Beginn an auf Nachhaltigkeit ausgelegt gewesen. „Lange wurde die Aufmerksamkeit zu stark auf die Profis beziehungsweise den Bundesliga-Kader und damit auf kurzfristigen Erfolg gerichtet und dabei die Jugend vernachlässigt. Dabei ist das unser Fundament“, erklärt Mittmann. Es sei egal, ob diese Jugendspieler später den Sprung zu den Profis schaffen, Anhänger des Vereins und die Mannschaft später regelmäßig bei Spielen anfeuern oder womöglich Manager in einem regionalen Unternehmen werden und den Klub wirtschaftlich unterstützen. Die Identifikation mit dem Verein müsse gegeben sein.

„Deshalb war unsere Aufgabe zu Beginn klar: Wir müssen unsere Identität weiterentwickeln. Das ist überlebenswichtig!“

Aber wie sieht diese Identität denn nun aus? Wirft der geneigte Braunschweiger Sportfan einen Blick in die jüngere Vergangenheit, dürfte sich diese Frage selbst beantworten. Denn mit Dennis Schröder und Daniel Theis wurden die aktuell wohl besten deutschen NBA-Spieler in Braunschweig ausgebildet. Noch dazu kommen beide aus der Region und bringen bis heute unfassbar viel Identifikation mit. „Das ist unsere DNA. Das macht diesen Standort aus und das wollen wir natürlich nutzen und unseren Ruf als hervorragenden Aus- und Weiterbildungsstandort weiter festigen“, sagt Mittmann. Diese Rolle will er mit den Basketball Löwen in der Liga besetzen. Zumindest solange, bis die generellen Parameter sich so weit verbessert haben, dass man sich neue Ziele wie die Deutsche Meisterschaft setzen kann. „Das ist allerdings ein weiter Weg“, ergänzt der Löwen-Chef mit einem Augenzwinkern.

Grundsätzlich sei das Fundament mit den beiden Leuchttürmen Theis und Schröder, die sich beide stark für die Nachwuchsförderung in Braunschweig einsetzen sowie dessen Ziehvater Liviu Calin noch sehr gut. Allerdings, betont Mittmann, der Verkauf der Pro B vor einigen Jahren nach Artland tue dem Verein heute noch weh. „Das sind Strukturen, die damals vorhanden waren, die wir jetzt erst mal wieder aufbauen müssen.“ Dafür sind die Löwen natürlich auf das nötige Kleingeld angewiesen. Um frisches Kapital zu generieren und die wirtschaftliche Abhängigkeit auf eine breitere Basis zu stellen, wurde ein neuer Sponsoren-Pool in Leben gerufen: Der Basketball Löwen Business Club.

Initiiert wurde das Ganze zwar bereits im Sommer 2020, aber die Coronakrise verhinderte eine Durchführung im vergangenen Jahr. Das Credo des Business Clubs ist klar: Aus der Region – für die Region. „Damit sollen mittelständische Unternehmen aus der Region angesprochen werden, die ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und sich für den Basketballsport sowie Nachwuchsarbeit engagieren möchten“, hebt Torben Seikowsky, Gesellschafter bei der Wirtschaftsberatung i-unit, hervor, der den neuen Sponsoring-Pool gemeinsam mit der i-unit und weiteren engagierten Unternehmern wie Anis Saad (Barthauer Software), Bernd Kausmann (Simtec Systems) und Lars Kuhn (Kuhn & Partner) ins Leben gerufen hat.

Neben gutem Karma für das Engagement winkt dem Unternehmer auch der Zugang zu einem starken regionalen Netzwerk.

„Viele Geschäftsabschlüsse kommen in den Business-Bereichen von Sportveranstaltungen zu Stande,“ weiß Seikowsky.

Daher gebe es ein Grundkontingent an Karten, um auch mal Kunden mit zu Heimspielen nehmen zu können. Darüber hinaus werde es diverse Veranstaltungen geben, um die Mitglieder des Pools zusammenzubringen.

78 Mitglieder sind aktuell das erklärte Ziel, sagt Seikowsky, der eng mit Mittmann zusammenarbeitet. „Torben gebührt großer Dank, dass er sich so stark für diesen Business Club engagiert hat. Ohne ihn würde es diesen heute nicht geben“, macht Mittmann klar. Nachdem die erste Infoveranstaltung zu einer tollen Resonanz führte, wurde die Verantwortung des Clubs an die Basketball Löwen übergeben. Seikowsky bleibt aber als Beirat erhalten und hofft, wie Nils Mittmann natürlich auch, auf eine Erfolgsschichte des Sponsoring-Pools. Und wenn sich so viele Braunschweiger zusammenschließen, um dem heimischen Basketball-Bundesligisten ein neues, nachhaltig-erfolgreiches Gesicht zu verpassen, sollte diese Hoffnung nicht vergebens sein!

Tobias Bosse

Mein Name ist Tobias Bosse, aber Sie können mich gerne Bosse nennen. Anders als mein deutlich populärerer Namensvetter verdiene ich meine Brötchen jedoch nicht mit Musik – da wäre wohl auch nichts zu holen für mich. Nein, ich bin Redakteur und zwar vornehmlich für Sport. Womöglich ist Ihnen meine Sport­talkshow „Löwenrunde“, die ich vor knapp sieben Jahren mit einem Partner ins Leben rief, bekannt. Anschließend absolvierte ich eine redaktionelle Ausbildung bei der Braunschweiger Zeitung, war als Reporter für die Zentralredaktion der Neuen Osnabrücker Zeitung unterwegs und schreibe heute für die DVZ – Deutsche Verkehrs-Zeitung.

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