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Y-JOBS

23. August 2017

Zurück in die Zukunft

Die Gegner der Vielfalt

In den vergangenen Ausgaben habe ich die zahlreichen Vorteile beschrieben, die eine vielfältige Gesellschaft bietet.

Doch Vielfalt ruft auch Gegner auf den Plan, die mit scheinbar einleuchtenden Thesen dafür eintreten, die Verschiedenheit der Menschen zu unterdrücken.

Die vermeintlich einfachere Lösung

Populisten und Fanatiker machen es sich und ihren Anhängern einfach. Sie definieren ein Weltbild für alle und empfinden sich als Opfer der Vielfalt. Alles Schlechte kommt daher, dass nicht jeder so aussieht, so denkt oder sich so verhält, wie sie es gerne hätten.

Wer jenseits ihrer Regeln steht, ge­fährdet für sie die Gesellschaft. Schuld haben sowieso immer die anderen. Andere Sichtweisen werden als Propagan­da der Gegenseite abgetan. Im Grunde genommen suchen sie auch nur nach einer Lösung. Statt sich aber offensiv und integrativ der Komplexität zu stellen, schüren sie Ängste und gehen in die Ausgrenzung.

Sie präsentieren sich als Retter, indem sie andere dämonisieren. Das Nachteilige an diesen Lösungen ist, dass sie i. d. R. rückwärtsgerichtet sind, zurück in eine scheinbar heilere Welt mit klaren Grenzen, hinter die wir uns zurückzie­hen können. Abgese­hen davon, dass die Welt auch früher niemals heil war: Sicherheit bekommen wir nicht durch Distanzierung oder Feindseligkeiten, sondern durch Mut zum Dialog und respektvollem Umgang.

Populisten haben kurze Beine

Wohin Populismus führen kann, das können wir am Brexit beobachten. Ein wichtiges Argument der Europa-Gegner waren 350 Millionen Pfund, die jede Woche nach Europa gezahlt würden. Die sollten besser in die Krankenver­­sicherung fließen. Schon kurz nach der Wahl stellte sich heraus, dass das nicht möglich sein wird, weil im Gegenzug auch Zahlungen der EU wegfallen.

Außerdem wollte man durch den Austritt den Zuzug von EU-Ausländern begrenzen, stellt nun aber fest, dass damit auch der Zugang zum EU-Markt gefährdet ist. Wir werden in den nächsten Monaten erfahren, ob es wirklich zum Brexit kommt und ob das Zusammenleben in Europa dadurch einfacher oder komplizierter wird.

Wir werden sehen, ob donald Trump Amerika wirklich „great again“ macht oder ob eine scheinbare Größe nur da durch entsteht, dass andere herabgewürdigt werden, so wie wir es im US-Wahlkampf beobachten konnten. Wenn das der neue Stil der Weltpolitik wird, dann kann uns Angst und Bange werden.

Friedfertigkeit ist ein Gewinn für alle

Seit über 60 Jahren leben die Völker der Europäischen Union friedlich zusammen. Solch eine lange Periode hat es auf diesem Kontinent in den 1000 Jahren davor nicht gegeben. Wichtigster Grund ist sicher, dass die Staaten sich auf den Handel und das Verhandeln konzentriert haben, statt auf das Erobern. Sie haben sich gegenseitig respektiert, geachtet und solidarisch verhalten. Eine Beziehung ist dann gut, wenn sich beide darin wohlfühlen.

Kriegerische Gewalt kennt auf Dauer nur Verlierer, wie wir aktuell in Syrien sehen

Von daher bin ich dankbar für die friedliche Vielfalt, die wir in Europa, aber auch in unserer Region erleben. Bei allen Spannungen und Problemen, die wir natürlich weiterhin haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass uns ein Rückfall in die egoistischen und ausgrenzenden Verhaltensweisen mehr Frieden und Wohlstand für alle bringen kann. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir noch ein großes Entwicklungspotenzial an Solidarität und Gerechtigkeit haben. Es wäre schön, wenn wir die vielfältigen Ressourcen nutzen, uns in diese Richtung zu entwickeln.

Resilienz – Vielfalt konstruktiv einsetzen

Die positive Psychologie hat erforscht, welche Eigenschaften dabei helfen, schwierige Situationen zu meistern und sogar noch gestärkt daraus hervorzugehen. Die dabei nützlichen Haltungen und Fähigkeiten werden unter dem Begriff Resilienz zusammen­gefasst. Wenn Personen oder Organisationen resilient sind, sind sie in der Lage, komplexe Probleme schneller zu lösen und Krisen nachhaltig zu bewältigen. Je vielfältiger die Ressourcen sind, desto resilienter kann eine Person bzw. eine Organisation sich entwickeln.

Resilienz ist erlernbar. Jeder von uns kann selbst dazu beitragen, auch in spannungsgeladenen Situationen handlungsfähig zu bleiben und weder zum Opfer noch zum Täter werden. Was eine resiliente Persönlichkeit ausmacht, davon erfahren Sie mehr im nächsten Heft.

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