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HARZGLANZ

14. Dezember 2016

Selektive Wahrnehmung im Veränderungsprozess

Ceci n'est pas une pipe

Mut zur Veränderung – unser Kredo aus der letzten Ausgabe: die Veränderungen erfolgreich umzusetzen durch Entscheidungen und Taten. „Welche Taten müssten wir also folgen lassen?“, war meine Frage, mit der ich Sie zurück­gelassen hatte. Heute möchte ich den ersten Schritt mit Ihnen gehen und so starten wir, wie angekündigt, mit der selektiven Wahrnehmung:

Diese ist das Instrument der Werbung zur Steigerung des Konsums und folgt dabei eigentlich dem sehr einfachen Mechanismus „Where mind goes, energy flows“. Und obwohl wir das wissen, beschäftigen wir uns viel zu wenig mit dieser unsagbaren Kraft dahinter. Bis auf vielleicht die Werbewirtschaft. Nein, ich glaube, dass wir alle in der Tiefe gerade erst beginnen, sie zu verstehen. Die selektive Wahrnehmung ist der Klebstoff, der unsere Wirklichkeit zusammen- und festhält.

Tatsächlich nehmen wir nur einen sehr kleinen Ausschnitt (ein Tausendstel) unserer Umwelt wahr.

Im Gehirn herrscht ein regelrechter Kampf um die besten Plätze im Ranking. Ob wir etwas sehen oder nicht, hängt massiv davon ab, wie oft wir uns gedanklich bereits mit der Sache in der Vergangenheit auseinandergesetzt haben und wie sehr Emotionalität mit im Spiel war. Diese regelmäßige Auseinandersetzung ist ein reiner Lernprozess, der das Gehirn bereits umstrukturiert. Aus demselben Grund hören wir das Ticken der Uhr an der Wand immer erst dann, wenn alles andere, womit wir uns intensiver beschäftigen, im Kopf abgearbeitet ist.

Genauso verhält es sich, wenn man ein neues Auto kauft. Auf einmal sieht man den Wagen überall herumfahren, womöglich noch in der gleichen Farbe. Stellen Sie sich vor, wir würden zwei Fotografen auf dieselbe Veranstaltung schicken. Dem einen geben wir vor, nach allem Schönen Ausschau zu halten – sein Motiv ist Harmonie. Der zweite bekommt den Auftrag, genau darauf zu achten, wo sich Menschen streiten und alles im Bild festzuhalten, was unaufgeräumt aussieht. Zeigen wir diese Bilder dann verschiedenen Personen und lassen diese ein Urteil abgeben, so werden viele nicht einmal merken, dass dies dieselbe Veranstaltung war.

Wenn wir unseren Fokus ändern, dann ändern wir unser Erleben des Lebens, unser Umfeld ändert sich und somit unser Leben selbst – wie in einer Kettenreaktion in eine völlig neue Richtung. Ein Instrument zur Änderung der selektiven Wahrnehmung ist die intensive Auseinandersetzung mit Zielen.

Ziele lenken unsere Aufmerksamkeit eben genau auf diese entscheidenden Ereignisse und Momente, auf das etwas anders gesprochene – für mein Fortkommen sehr wichtige – Wort, auf genau das, was diese Gedanken befeuert. Selektive Wahrnehmung ist Training, das zudem aber auch von Menschen mit ähnlichem Fokus wahrgenommen wird: Was wir aussenden, kehrt nun mal zu uns zurück.

Nicht wenige Menschen sind allerdings sehr gut darin, ihre innere Kamera immer auf die negativen Dinge zu richten. Dabei werden diese Dinge auch oft herangezoomt, überlebensgroß gemacht, die Belichtungszeit auf ein Maximum verlängert. Sie erzeugen durch ihre Prägungen – das Leben war nicht hilfreich – ein Leben im Kampf. Und wenn es einem erst einmal schlecht geht, kommen die meisten auch nicht mehr von alleine in ein anderes Fahrwasser.

Eine bewährte Methode, das zu durch­brechen, ist das Arbeiten mit Routinen.

Diese regelmäßig und richtig angewendet, verändern uns für Stunden oder sogar den ganzen Tag. Denn der Moment, aus dem ich komme, beeinflusst den Moment, in den ich gehe. Ich bin konfliktfähiger und gelange in Herausforderungen entspannter zu besseren Lösungen. Freuen wir uns auf den Besuch, wenn es an der Tür klopft oder beschweren wir uns über den Lärm?

Eine sehr kraftvolle Routine beruht auf einer Studie an der UCLA, in der das morgendliche 10-minütige Grinsen vor dem Spiegel über einen Zeitraum von 6 Wochen hinweg das Resilienz-Niveau der Probanden spürbar und dauerhaft verbesserte (letzte Tests liefen 10 Jahre nach der Studie). Ich habe den Selbsttest gemacht und ich sage Ihnen, ohne Stift zwischen den Zähnen ist das kaum zu schaffen. Aber es reichen manchmal auch 2 x 3 Minuten am Tag und vielleicht noch ein bis zwei weitere Routinen, die erfahrungsgemäß dafür sorgen, dass sich bereits nach kurzer Zeit die selektive Wahrnehmung verändert und sich damit auch im Außen erste Veränderungen zeigen, auf die man weitere Schritte aufbauen kann und so eine ganz neue Richtung im Leben einleitet. Menschen fangen an, sich selbst in einem anderen Licht wahrzunehmen und öffnen sich so für neue Sichtweisen und andere Argumente. Lösungen und Wege werden möglich, die vorher undenkbar erschienen.

Das ist es, was ich Ihnen an dieser Stelle anbieten möchte. Probieren Sie sich aus und lassen Sie neue Routinen in Ihr Leben. Die sollten natürlich zu Ihnen passen und einem Ziel dienen. Es gibt Hunderte von bewährten Übungen, die je nach Typ und Ziel sehrkraftvoll wirken. Manchmal kann man bei einem Problem die Symptome selbst mit in eine Übung einfließen lassen, aber mit diesem Gedanken berühren wir bereits unser nächstes Thema – Interpretation.

Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Spaß mit Ihren neuen Routinen …

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