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HARZGLANZ

20. Oktober 2020

Selbstoptimierung – Warum und Wozu?

Veränderungen funktionieren nicht auf Basis von Optimierungen

Die Trefferquote der Suchmaschinen für den Begriff ist hoch. Ein Indiz dafür, dass Selbstoptimierung ein Begriff ist, der viele beschäftigt. Eine einheitliche Definition gibt es nicht und schnell wird mir bewusst, dass die Definition wie auch die Auslegung sehr stark dem Standpunkt entspringt, von dem ich das Thema betrachte. Kaum auffindbar dagegen war das Hinterfragen des eigenen Warum und Wozu?

Etwas zu optimieren und zu verbessern ist sicher eine große Stärke, die unserer Entwicklung der letzten Jahrzehnte zugeschrieben werden kann. Häufig sind wir darin sogar besser, als Dinge neu zu entwickeln. Aus vielen Entwicklungen haben wir durch permanente Optimierungen das Maximum herausgekitzelt. Ein Relikt dieser Vergangenheit ist auch, dass wir denken, Menschen würden auf gleiche Weise funktionieren.

Während Maschinen oder Computer auf unseren Bedarf programmiert werden, baut sich unser Gehirn auf unsere Erfahrungen auf, die wir im Leben gemacht haben. Eingeschlossen unserer unbewussten Erfahrungen und der Interpretation der Erlebnisse haben wir einen enormen Speicher, der unsere Bewertung und unser Handeln prägt. Unser Gehirn nimmt davon gefiltert bereits selektiv wahr und versucht zwischen der Referenz unserer Erfahrungen und den Wahrnehmungen Übereinstimmung zu finden. Am Potenzial und an der Lernmöglichkeit unseres Hirns liegt es nicht. Doch jeder kennt die guten Vorsätze nach einem Podcast, Seminar oder Vortrag, die schon in kurzer Zeit zu einem Konjunktiv werden. Logisch klar, werden sie dennoch zum Scheiterpunkt. Jemand sagte einen interessanten Satz zu mir: Wir wissen, was wir tun sollen, aber selten tun wir das, was wir wissen. An dieser Stelle mag ich bezweifeln, wir könnten unsere Justierung so ähnlich vornehmen, wie wir an Optimierung von Dingen arbeiten. So fordert eine Selbstoptimierung ein erhöhtes Selbstbewusstsein auf mich selbst. Warum will ich etwas optimieren und was treibt mich dazu an?

Wenn ich in meiner Arbeit mit Menschen Veränderungsprozesse begleite, frage ich in den ersten Gesprächen nach der Motivation der Veränderung. In den meisten Fällen wird mir dann mit den Problemen oder Anforderungen geantwortet, für die eine Veränderung gewünscht ist. Wenn ich dann die Verantwortlichen nach den persönlichen Motiven und was sie zu der Veränderung antreibt, frage, werde ich oft erstaunt angeschaut. Ins Gesicht geschrieben steht oft, was hat meine innere Motivation mit der unternehmerischen Anforderung zu tun? Wir setzen uns mit vielfältigsten Themen auseinander, ohne unsere persönliche Motivation einzubeziehen. Veränderungen funktionieren nicht auf Basis von Optimierungen, sondern auf Basis starker innerer Antriebe. Und genau diese sind es wert, sich bewusst zu werden. Veränderungen brauchen starke innere Motive. Deswegen starten wir Projekte mit den Fragen nach der inneren Motivation, dem Antrieb, dem inneren Warum, das uns antreibt.

Dabei unterscheidet sich das Warum jedes einzelnen. Was sich bei mir oft in Motiven bewegt, Freiheit und Kreativität zu erreichen, kann bei Ihnen das Bedürfnis nach festerer Struktur und geordneten Bahnen sein. Wo bei anderen mehr Verbundenheit zum Antrieb ist, möchte der Nächste vielleicht etwas Bedeutsames für sich erreichen. So vielfältig wir auch sind, möchte jeder auf seine Art wachsen und dem Leben einen Sinn und Wert erleben. Häufig von Situationen und Anforderungen anderer gesteuert, entgeht uns die persönliche Fragestellung.

Erst ein starkes Warum als Motiv und ein klares Ziel für das, was ich für mich erreichen will, gibt die Chance, unser bisheriges System zu überwinden. Das, was sie in der Ver­gangenheit als Anforderung an Selbstoptimierung betrachtet haben, wird zu einem starken Grund für das, was sie wirklich wollen. Wenn man starke Motive und ein Ziel in Einklang bringt, eröffnen Potenziale und Mut, gewohnte Wege zu verlassen und sich Neuem zu öffnen.

 

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 15 / April 2020.

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