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HARZGLANZ

12. Mai 2022

20 Jahre und kein bisschen leise!

Im Gespräch mit Louie von Silent Radio

(Fotografie: Rüdiger Knuth Tina Glaser)

Sie sind die musikalischen Lieblinge der Region. Die Mischung aus Frontliebling, E-Violine und Urgestein-Muckern begeistert bei jedem Konzert nicht nur Frauen. In diesem Jahr wird Silent Radio 20 Jahre jung und – das werden die Jungs und Louie und Rainer gebührend auf dem Wolters-Hof Open Air feiern. Mit der Stimme der Band sprach STADTGLANZ-Redakteur Jens Richwien.

Louie, herzlichen Glückwunsch! 20 Jahre ein Bandprojekt am Leben zu erhalten, ist heutzutage nicht selbstverständlich. Man hat oft das Gefühl, Musiker arbeiten heute gerne in Projekten, die nur eine gewisse Halbwertzeit haben. Was ist bei Silent Radio der Unterschied?

Als wir mit Silent Radio begonnen haben, hatten wir keinen Masterplan. Wir haben einfach unsere Lieblingssongs auf unsere Art und Weise gespielt. Dass es den Leuten so sehr gefallen und wir nach 20 Jahren vor vollen Häusern spielen würden, hätten wir damals nie gedacht.

Songs ein neues Gewand zu geben, birgt ja auch immer gewisse Gefahren. Was ist das Geheimnis, ein bekanntes Lied so zu interpretieren, dass auch die neue Version gefällt?

Wie immer sind die guten Dinge meistens recht einfach. Wir haben die Songs immer auf das Wesentliche heruntergebrochen und versucht, authentisch zu sein, in dem, was wir tun. Wenig Schnickschnack – viel Herzblut!

Muss man eigentlich bei jedem interpretierten Song auch ein Fan des ursprünglichen Künstlers sein?

Nein, überhaupt nicht. Es gibt immer wieder Künstler, deren Style auf den ersten Blick nicht unbedingt unserem Geschmack entspricht, die aber super Songs geschrieben haben.

Ein Markenzeichen für Silent Radio ist sicher Rainers E-Violine. Wo hast Du diesen Sound zuerst gehört? Wie habt Ihr Euch kennengelernt?

Unsere Instrumentierung mit Rainers inspiriertem, alternativem Ansatz ist ein absolut definierendes Alleinstellungsmerkmal. Wir spielten vor Silent Radio bereits bei der Braunschweiger Band Crowd In zusammen. Einige Zeit nach deren Auflösung haben wir uns dann im Proberaum wiedergetroffen und drauf losgejammt.

Inwieweit hat Dir die Band geholfen, Dich musikalisch weiterzuentwickeln?

Beim Erarbeiten von Interpretationen lernt man eine Menge, da man ja erstmal das ursprüngliche Werk verstehen muss. Jeder in der Band bringt tolle Einflüsse und 'ne Menge Erfahrung mit. Ich kann mich sehr glücklich schätzen, mit diesen Herrschaften musizieren zu dürfen!

Ihr hattet ja schon viele emotionale Momente bei Auftritten in der Region. Gibt es von denen welche, die besonders hängen geblieben sind?

Unserer ersten größeren Open Airs als Support, bei denen wir kämpfen mussten und merkten, dass wir vor fremden Publikum überzeugen können. Als wir das erste Mal die Stadthalle ausverkauft haben, waren wir stolz wie Bolle. Besonders emotional war für mich der Moment, als wir 2016 für „Pop meets Classic“ probten und uns die Nachricht erreichte, dass Prince die Bühne für immer verlassen hatte. Dann in der Show Purple Rain im Finale spielen zu dürfen, war ein sehr bewegender Moment.

Gibt es einen Song, der sich nicht durchsetzen konnte, weil er Dir oder den anderen nicht gefiel?

Oh, unzählige. Wenn wir es erstmal geschafft haben, uns auf einen Song und Version zu einigen, kommt der Live-Test. Ein natürlicher Sieb-Prozess – musikalisches „Survival of the Fittest“ sozusagen …

Du bist ja nun den Menschen in vielen Rollen bekannt. Kulle Blau, der singende Harz-Wirt, Texas Meik, Blauhaus-Frontmann und Silent-Radio-Sänger-Louie. Wo steckt am meisten Lars drin? Oder bist Du generell eine multiple Persönlichkeit?

Es gibt wenige Momente, in denen ich mehr ich selber bin als auf der Bühne mit 'ner Gitarre in der Hand. Seitdem ich denken kann, liebe ich es aber auch, in andere Rollen schlüpfen. Ich habe das große Glück, mit einem Regisseur zu arbeiten, der mich gut kennt und mir die Rollen auf den Leib schreibt. In jeder steckt eine Menge von mir drin. Ich denke, es ist keine schlechte Idee, sich von Zeit zu Zeit zu fragen, wer man ist.

Jetzt seid Ihr beim diesjährigen Wolters-Hof Open Air dabei. Was verbindest Du mit Wolters? Vielleicht gibt es dazu auch eine gute Geschichte … ?

Abgesehen davon, dass es das beste Bier der Welt ist, waren natürlich die beiden unwetterbedingten Abbrüche unserer Shows auf dem Wolters-Hof und vor allem deren Fortführung in der Halle legendär. Wie surreal!! Wie konnte es sein, dass es zweimal auf der gleichen Bühne uns erwischt? Wir haben aber einfach in der Halle unverstärkt auf einer Bühne aus Euro-Paletten weitergemacht. Wir hatten einen Riesenspaß.

Nun kennen wir uns schon lange und ich glaube, Du bist in der Form deines Lebens. Worauf dürfen sich die Fans denn freuen am 27. Juni?

Oh, vielen Dank! Ja, auch wenn 20 Jahre Rock ’n’ Roll ihren Tribut gefordert haben, fühle ich mich wohler denn je! Am 27. Juni feiern wir 20 Jahre Silent Radio, niemals hätten wir gedacht, dass wir es soweit schaffen würden. Diese Show gehört unseren Fans, denen wir alles verdanken und vor denen wir uns tief verneigen! Wir können es nicht erwarten, mit Euch, Special Guests und der einen oder anderen Überraschung zu feiern.

Lieber Louie, danke für das Gespräch.

 

Dieser Artikel erschien zuerst in der Stadtglanz Print-Ausgabe 15 / April 2020.

Jens Richwien

Ehemaliger Fußball-Profi und Freizeit-DJ (Richy Vienna), war über 20 Jahre für die neue Braunschweiger tätig. Die letzten drei Jahre begleitete er STADTGLANZ als Objektleiter und Chefredakteur. Er ist seit Oktober bei der Hygia Gruppe beschäftigt, betreut dort das B2B-Business und arbeitet weiterhin als freier Redakteur.

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