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HARZGLANZ

21. April 2022

Das teure Ökoleben?

Auf Langlebigkeit setzen

Fotografie: Lance Lee/Greenpeace

Braunschweiger Innenstadt an einem leicht verregneten Tag im Mai. Rund 50 Schüler*innen und Lehrkräfte aus ganz Europa schauen ausnahmsweise nicht auf ihr Smartphone, sondern auf meins. Der Grund: Sie nehmen heute im Rahmen des Erasmus+-Programms an einem konsum-kritischen Stadtrundgang teil, organisiert von unserer Braunschweiger Greenpeace-Gruppe. Während wir verschiedene Orte in der Innenstadt besuchen, unterhalten wir uns über Kleidung, Lebensmittel und Elektronik, welche Rolle diese Dinge für uns spielen, welche Wertschätzung sie in unserem Alltag erfahren und wie jede*r von uns zu einem bewussten Umgang mit Ressourcen beitragen kann.

Dabei kommt – und das über­raschenderweise von den Lehrkräften, die den Rundgang begleitet haben – immer wieder ein Thema auf: die Kosten von nachhaltigem Konsum. Leider war während des eineinhalbstündigen Rundgangs nicht die Zeit, detailliert auf dieses Thema einzugehen, doch die Frage hat mich über unsere Veranstaltung hinaus noch weiter beschäftigt.

Biolebensmittel und faire Kleidung: ganz schön teuer

Auf den ersten Blick sind die Einwände gerechtfertigt. Wer im Bioladen einkauft, spürt nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch den etwas leichteren Geldbeutel. Bioprodukte sind generell teurer als konventionell erzeugte. Für Kleidung und vergleichsweise fair hergestellte Elektronik lässt sich das nicht so leicht feststellen. Zu den Preisen der großen Modediscounter lässt sich kaum ein Shirt aus Biobaumwolle kaufen, wer ohnehin zu Markenware greift, würde finanziell aber kaum einen Unterschied spüren. Ähnlich sieht es bei der Elektronik aus. Dort gibt es ohnehin nur ganz wenige Unternehmen, die an der Entwicklung nachhaltiger Produkte arbeiten. Preislich bewegen sich solche Produkte auf einem ähnlich hohen Niveau wie teure Marken­artikel. Letztendlich: Wer nachhaltig konsumieren möchte, muss tiefer in die Tasche greifen – oder?

Bewusst, nachhaltig, genügsam!

Dieser Sichtweise fehlt allerdings ein wichtiger Gedanke: Einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, bedeutet nicht, das übliche Konsumniveau auszuleben und dabei auf Ökoprodukte zurückzugreifen. Es bedeutet, auf Langlebigkeit zu setzen, Dinge zu reparieren, gebraucht statt neu zu kaufen, genügsam zu sein. Genau diesen Gedanken hatten die Jugend­lichen ihren Lehrkräften beim Stadtrundgang voraus. Viele von ihnen sind regelmäßig auf Flohmärkten oder auch mal im Second Hand-Laden unterwegs, einige nutzen Initiativen wie Foodsharing oder haben statt dem neuesten Modell ein gebrauchtes Smartphone. Wer Dinge repariert und gebraucht kauft, sorgt so für einen nach­haltigen und gleichzeitig doch sehr kostengünstigen Lebensstil – zumal die wahren Kosten von „Fast-­Fashion“ und billiger Elektronik zu Lasten von Umwelt und Arbeitenden gehen. Gleiches gilt für Biolebensmittel: Gerade tierische Produkte sind das, was „bio“ besonders teuer macht. Wer hier reduziert und damit gleichzeitig seine Klimabilanz aufbessert, lebt sehr günstig – und nachhaltig.

Greenpeace ist international, überparteilich und völlig unabhängig von Politik, Parteien und Industrie. Mit gewaltfreien Aktionen kämpft Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen. Rund 580.000 Fördermitglieder in Deutschland spenden an Greenpeace und gewährleisten damit unsere tägliche Arbeit zum Schutz der Umwelt. Die Ortsgruppe in Braunschweig besteht seit 1985.

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