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HARZGLANZ

1. Juni 2018

Eine nachhaltige Gesellschaft

-durch engagierte Unternehmer

(Fotografie: fotolia/nuvolanevicata)

Warum Unternehmer und Privatinitiativen den Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit in der Hand halten.

Ich habe mein Unternehmen 1991 gegründet. Im Alter von 27 Jahren. Meine Eltern wurden gefragt ob ich spinne, aber ich habe es gemacht. Ich war nie irgendwo angestellt, mit Unternehmertum kenne ich mich entsprechend aus. Und es gibt für mich nur wenige Themen, die so bedeutsam für den Weg in eine nachhaltige Gesellschaft sind wie Unternehmertum. Ich will das gerne erläutern.

Wie an dieser Stelle regelmäßig erläutert, bedeutet nachhaltiges Verhalten, dass auch künftige Generationen vergleichbar gute Lebensbedingungen vorfinden wie wir heute, es bedeutet weiterhin fairen Umgang mit der belebten und unbelebten Umwelt sowie den heute lebenden Schwächeren. Wer könnte besser für gute zukünftige Lebensbedingungen sorgen als Unternehmer, die in ihrem jeweiligen Rahmen frei entscheiden können? Aber auch umgekehrt: Entscheidungen von Unternehmern können für das eigene Unternehmen vorteilhaft, langfristig für andere Menschen jedoch von großem Nachteil sein.

Für die Strategie stehen 15 Jahre später die gleichen Personen gerade, die die Strategie festgelegt haben

Von echten Unternehmern geführte Unternehmen haben in aller Regel kürzere Entscheidungswege, mehr Freiraum zu neuen Wegen und vor allem sind sie nicht getrieben von Quartalsberichten, sondern haben zumeist eine langfristige Strategie, für deren Ergebnisse auch 15 Jahre später die gleichen Personen gerade stehen, die die Strategie gemacht haben. Man kann es Angestellten Managern, die in den meisten Fällen während ihrer Karriere für drei, fünf oder noch mehr verschiedene Unternehmen Führungsaufgaben übernehmen, nicht mal verdenken, dass ihr Fokus auf dem nächsten Quartal und dem nächsten Jahresabschluss liegt - hieran werden die eigenen Prämien und Boni gemessen. Unternehmer wollen ihr Eigentum und das Vermögen ihrer Familie bewaren und tun dies oftmals in der Tradition mehrerer Generationen. Alles was auf Langfristigkeit ausgelegt ist, hat automatisch große Schnittmengen mit Nachhaltigkeit. Ich will das gerne an zwei Beispielen illustrieren:
Als ich unlängst eine Packung mit Rasierklingen aus dem amerikanischen Konzern Procter & Gamble - immerhin einer der Unterzeichner des UN Global Compact- öffnete, waren darin zwei Trays aus Hartplastik, einer mit drei und einer mit zwei Klingen. 14 g Polystyrol mehr als erforderlich. Ich will an dieser Stelle nicht die unterschiedlichen Abwägungen zwischen Produktentwicklung, Werkzeugkosten und Marketing erörtern, die ich aus vielen Jahren Erfahrung in Unternehmen gut kenne, aber eines ist klar: Wenn Materialeffizienz eine Art Leitgedanke bei der Entwicklung der Verpackungen gewesen wäre, sähen Sie anders aus.

Man kann ja leicht raten, wem die Entscheidung leichter fällt…

Anderes Beispiel, andere Branche: Ritter Sport, ein Familien Unternehmen. „Im Osten Nicaraguas hat RITTER SPORT Land erworben und ist nun selbst in den nachhaltigen Anbau von Kakao eingestiegen. Das Ziel ist ebenso klar wie ambitioniert: ökologisch und sozial nachhaltig angebauter Kakao für RITTER SPORT Schokolade. Mit 2.500 Hektar entsteht hier eines der größten zusammenhängenden Kakaoanbaugebiete der Welt. Der Anbau folgt Standards, die eine Zertifizierung nach UTZ oder Rainforest Alliance ermöglichen, sobald die Plantage buchstäblich Früchte trägt.“

Um nicht falsch verstanden zu werden: ich will keinesfalls behaupten, dass Familienunternehmen stets nachhaltig sind und Konzerne seien es nicht. Aber wenn in einem von Unternehmern geführten Unternehmen etwas umgesetzt werden soll -  in diesem Falle zum Wohle der Nachhaltigkeit –dann geht es meist zügiger als in Konzernen. Und da wie oben dargelegt Langfristigkeit und Nachhaltigkeit zu einander passen und eine nachhaltige Ausrichtung wie jede Veränderung zunächst Geld kostet und das Quartalsergebnis oder gegebenenfalls die Ergebnisse der nächsten fünf Jahre belastet.... Man kann ja leicht raten wem es dann leichter fällt, dem angestellten Vorstand oder dem Familienunternehmer.

Die Energiewende ist eine Chance für Wandel und Unternehmertum

Wir beobachten seit langem, wie schwer der Weg zu mehr Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit für Unternehmen und für Nationalstaraen ist. Seit der Agenda 21 von Rio über die Unterzeichnung des Protokolls von Kyoto bis hin zum Paris Agreement Ende 2015 Ist ein Vierteljahrhundert vergangen - 25 Jahre Anstrengungen und internationale Verhandlungen für besseren Klimaschutz, 25 Jahre in der die Emissionen von Treibhausgasen insgesamt weiter gestiegen sind. Dabei ist die Energiewende ein großartiges Beispiel für Wandel und eine Chance für Unternehmertum. Viele Bürgergenossenschaften, einzelne Bürger und Start-ups teilen sich den Kuchen mit großen Investoren und alteingesessenen Playern – aber der neue Energiemarkt ist auf jeden Fall heterogener und von mehr echten Unternehmern besetzt als der Energiemarkt der 80erund 90er  Jahre. Für große Strukturen ist der Weg stets schwierig und steinig, weil neben ihren Zielen viele Partikularinteressen und Ansprüche bestimmter Gruppen zu berücksichtigen sind – am Ende passieren dann so Dinge, wie dass der Milliardär Bloomberg aus der Privatschatulle den US-Beitrag für das Pariser Klimaschutzabkommen bezahlten will- immerhin 4,5 Millionen US $. Was für ein Beispiel für Unternehmertum! Ich behaupte seit langem, dass Subsidiarität einer der Schlüssel zum Erfolg auch im Klimaschutz ist. Ein Beispiel ist die „Under2 Coaltion“ - die Maßnahmenbündel und Selbstverpflichtungen einzelne Regionen oder Städte sind viel schneller umzusetzen weil die Entscheidungswege kürzer sind. In wirtschaftlichen Prozessen ist es das gleiche: kleinere Unternehmen können viel schneller eine Entscheidung zum mehr wirksamen Umweltschutz, zu sozialeren Prinzipien, mehr Verbundenheit mit den Arbeitnehmern und Veränderungen in der Lieferkette umsetzen. Wenn eine regionale Boutique darauf setzt, nur noch nachhaltige Bekleidung zu verkaufen, weil der Unternehmer dies zu seinem Prinzip macht, dann funktioniert das. Überlegen Sie mal, welchen Aufwand ein global aktiver Filialist für Bekleidung hätte, die gleiche Entscheidung umzusetzen. Oder wenn eine engagierte Unternehmerin einen Laden eröffnet, in dem nur unverpackte Nahrungsmittel verkauft werden: Wie soll eine große Handelskette mit mehreren 1000 Läden das machen? Nun können Sie sagen: Naja, der kleine Laden benetzt eine Nische, aber das verändert nicht die Welt. Aber es tut es eben doch. Solche kleinen, unternehmergeführten Läden machen dennoch Druck auf die Geschäftsmodelle der Großen, weil die Signale sehr wohl registriert werden und dann die großen Unternehmen zumindest Teile ihrer Sortimente umstellen müssen.

"Für mich haben unternehmergeführte Firmen den Schlüssel zur Nachhaltigkeit in der Hand – man sollte sie wahrnehmen und sie mit ihren tollen Produkten und Services unterstützen, indem man Kunde wird."

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